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Zukunft der Regionalzeitungen MZ-Geschäftsführer Marco Fehrecke: „Wir wollen die Zustellung sicherstellen“

Marco Fehrecke, Geschäftsführer der MZ-Mediengruppe, über die Lieferung der MZ in ländlichen Gebieten und darüber, wie der Verlag mit steigenden Kosten umgeht.

Aktualisiert: 16.11.2023, 12:45
Marco Fehrecke, Geschäftsführer der Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung
Marco Fehrecke, Geschäftsführer der Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung (Foto: MZ)

Halle/MZ - Die Medienlandschaft ist im Wandel: Die Druck-Auflagen sinken bei allen Tageszeitungen, die digitalen Angebote nehmen zu. Zwei Regionalzeitungen in Ostdeutschland haben nun in einigen Ortschaften die Zeitungszustellung aus Kostengründen ganz oder teilweise eingestellt. MZ-Wirtschaftsredakteur Steffen Höhne sprach mit Marco Fehrecke, Geschäftsführer der Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung, über die Zustellung bei der MZ, staatliche Zuschüsse und digitalen Lokaljournalismus.

Plant die MZ die Zeitungszustellung auch in einigen Regionen einzustellen?

Marco Fehrecke: Für unser Medienhaus ist die Einstellung der gedruckten Zeitung in einzelnen Regionen keine Option. Es wird infolge stetig steigender Kosten zwar immer schwieriger, doch wir wollen die morgendliche Zustellung auch in ländlichen Regionen sicherstellen.

Ist die Zustellung in abgelegenen Dörfern noch kostendeckend?

Auch für uns gibt es in Sachsen-Anhalt kostenseitig schwierige Zustellgebiete. Viel Fläche bei vergleichsweise wenigen Haushalten bedeuten immer höhere Aufwände. Wir haben uns bereits in den vergangenen Jahren intensiv mit den Zustellstrukturen beschäftigt, unsere Logistik sehr viel breiter aufgestellt und sind darin stark gewachsen.

Unsere Zusteller stellen heute nicht nur die Tageszeitung zu, sondern auch Briefe, Päckchen und Anzeigenblätter. Wir bieten unsere Dienstleistungen auch gewerblichen Kunden an, sind also wie ein klassischer Kurierdienst unterwegs und sehen in diesem Geschäft viel Wachstumspotenzial.

Was heißt das konkret?

Die MZ hat rund 500 Zustellfahrzeuge. Damit können wir täglich jeden Briefkasten im Land erreichen. Da würde es sich anbieten, beispielsweise auch Lebensmittel oder Medikamente auszufahren. Wir arbeiten deshalb daran, unser Portfolio zu erweitern und wollen zusätzliche Kunden gewinnen.

Es gibt eine bundesweite Diskussion über staatliche Zuschüsse für die Zeitungszustellung. Verliert ein privates Medienhaus nicht an Unabhängigkeit, wenn es sich subventionieren lässt?

Ich sehe die möglichen Hilfen als eine Förderung des Strukturwandels. Es geht zum einen darum, die Infrastruktur bei der Zustellung zu stabilisieren. Auch in anderen Branchen gibt es im Übrigen solche Unterstützungen bei der Infrastruktur und andere Fördermittel.

Zum anderen soll der digitale Wandel unterstützt werden. Es geht nicht darum, dass der Staat Einfluss auf redaktionelle Inhalte nimmt. Das ist ausgeschlossen, weil die Fördermittel zweckgebunden vergeben werden.

Eine Gesellschaft wie die unsere braucht unabhängigen Journalismus bis in die kleinste Gemeinde hinein.

Marco Fehrecke, Geschäftsführer der Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung

Diese staatlichen Hilfen werden von den Medien aber auch häufig kritisiert.

Die Regionalzeitungen sorgen dafür, dass auch Menschen in ländlichen Regionen über wichtige Entwicklungen in ihren Orten zunächst informiert werden und damit auch öffentliche Debatten entstehen.

Die Verlage bieten zunehmend ihre Inhalte digital an, bedienen aber auch weiter die traditionellen Zeitungsleser. Durch die Inflation sind nun allerdings die Papierpreise enorm gestiegen, gleichzeitig wurde der Mindestlohn erhöht. Das sind Kosten, die die Transformation der Medienhäuser erschweren.

Eine Unterstützung bei der Infrastruktur würde nicht unsere Unabhängigkeit gefährden, aber uns in der aktuellen schwierigen Situation stabilisieren.

Welche Rolle spielt der Mindestlohn? Wie hat sich die deutliche Anhebung auf unser Haus ausgewirkt?

Die Kosten in der Zustellung steigen dadurch innerhalb kürzester Zeithorizonte signifikant. Wir können die Mehrbelastungen nicht komplett an unsere Leser und Kunden weiterreichen.

Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen und der erheblichen Kostensteigerungen nehmen wir noch einmal an Geschwindigkeit auf, um unser Handeln, unsere Prozesse und auch unsere Produkte an den veränderten Marktbedingungen anzupassen und auszurichten.

Wir glauben mit unseren gefestigten Strukturen an eine nachhaltige Geschäftsentwicklung und werden von daher sukzessive weitere Geschäftsfelder erschließen, damit unsere Boten nicht nur Zeitungen, sondern auch andere Produkte zustellen.

Die Zeitungsleser werden weniger. Wie sieht die Zukunft des Lokaljournalismus aus?

Es ist unsere Aufgabe, qualitativ hochwertigen Lokaljournalismus an die einzelnen Zielgruppen zu bringen. Das verändert sich. Früher war es nur die gedruckte Tageszeitung. Jetzt werden die digitalen Kanäle immer wichtiger: Das sind der Internet-Auftritt, das E-Paper, aber auch Social Media oder Podcast.

Im digitalen Bereich haben wir ein stetiges Wachstum. Unser Ziel ist es, die Umsatzrückgänge im Zeitungsgeschäft durch neue digitale Angebote und auch Angebote in der Logistik aufzufangen.

Gelingt das? Die Zahlungsbereitschaft im Digitalen ist geringer. Lässt sich Lokaljournalismus digital betreiben?

Davon bin ich überzeugt. Es wird immer einen Bedarf für regionale und lokale Nachrichten geben, weil die Menschen wissen wollen, was vor ihrer Haustür passiert. Unsere Aufgabe ist es, diese Informationen punktgenau zu liefern.

Von daher sehe ich positiv in die Zukunft. Es wird verschiedene Vertriebswege geben. Der Journalismus wird bei uns weiter im Mittelpunkt stehen. Eine Gesellschaft wie die unsere braucht unabhängigen Journalismus bis in die kleinste Gemeinde hinein.