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Weitere Industriefirma pleite Folien-Hersteller Manupackaging aus Schkopau ist insolvent: Wie es zur Schieflage kam

Seit 1999 produziert das Unternehmen Stretchfolien etwa für die Lebensmittelindustrie. 130 Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen.

Von Steffen Höhne und Robert Briest Aktualisiert: 29.11.2024, 10:36
Auf dieser Anlage können Kunden die Ladungssicherheit ihrer Paletten prüfen.
Auf dieser Anlage können Kunden die Ladungssicherheit ihrer Paletten prüfen. Foto: Briest

Schkopau/MZ. - Ein weiteres Industrie-Unternehmen aus Sachsen-Anhalt ist in finanzielle Schieflage geraten: Der Stretchfolien-Hersteller Manupackaging aus Schkopau (Saalekreis) hat Insolvenz beantragt. Das geht aus den Bekanntmachungen des Amtsgerichtes Halle hervor. Das Unternehmen bestätigt die Antragsstellung, will sich zu Details aber nicht öffentlich äußern. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Rüdiger Weiß von der Kanzlei Wallner-Weiß ernannt.

Seit dem Jahr 1999 produziert das Unternehmen im Valuepark in Schkopau sogenannte Stretchfolien. Ein Großabnehmer ist die Lebensmittelindustrie. Diese setzt die Folien zur Umwicklung etwa von Getränkekartons oder Flaschen ein. So sind diese beim Transport geschützt. In sekundenschnelle wickeln Roboter ganze Getränke-Paletten ein. Kunden bekommen die Stretchfolien meist in Getränkemärkten zu Gesicht, wenn die Ware noch nicht entpackt ist. Auch Landwirte nutzen die Folien für die Ballensilage. Von etwa 130 Mitarbeitern werden in Schkopau jährlich etwa 40.000 bis 45.000 Tonnen produziert. Der Rohstoff Polyethylen wird unter anderem vom Chemie-Unternehmen Dow am Standort geliefert.

Recycling wird für die Abnehmer wichtig

Für die finanzielle Schieflage gibt es nach MZ-Informationen mehrere Gründe. Da die deutsche Industrie aktuell schrumpft, hat sich auch die Auftragslage von Manupackaging verschlechtert. Gleichzeitig liefern Wettbewerber aus Ost- und Südeuropa mehr Ware nach Deutschland, was die Preise unter Druck setzt. Das Werk, das zur italienischen Manupackaging Group mit Sitz in Mailand gehört, rutschte in die roten Zahlen. Die italienische Mutter wollte die Verluste offenbar nicht mehr ausgleichen.

Die Gruppe besitzt neben Schkopau auch noch Produktionsstätten in Buenos Aires (Argentinien), Curitiba und Manaus (beide Brasilien). Schkopau ist jedoch das größte Werk und beliefert den gesamten europäischen Markt.

Wie es mit dem Unternehmen weitergeht, ist offen. Insolvenzverwalter Rüdiger Weiß war auf MZ-Anfrage am Donnerstag nicht erreichbar. Durch das Insolvenzgeld sind die Löhne der Beschäftigten in den kommenden drei Monaten gesichert. In der Regel wird ein neuer Investor für das Unternehmen gesucht.

Für den Bestand des Unternehmens spricht, dass es viele langjährige Kundenbeziehungen gibt. Zudem ist der Hauptabnehmer, die Lebensmittelindustrie, eine vergleichsweise krisensichere Branche. Manupackaging hat zuletzt auch ein Konzept vorgestellt, wie alle Stretchfolien in einer Kreislaufwirtschaft recycelt und so zu neuen Folien verarbeitet werden. Bei den Kunden besteht großes Interesse an solchen Wiederverwendungssystemen.

Sehr viel mehr Pleiten im Jahr 2024

Die Zahl der Firmenpleiten ist nach Angaben des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Oktober deutschlandweit sprunghaft auf 1.530 angestiegen. Das ist laut IWH-Insolvenztrend der höchste Wert in einem Oktober seit 20 Jahren. Der Leiter der Insolvenzforschung am IWH, Steffen Müller, führt die aktuell hohen Insolvenzzahlen auf mehrere Faktoren zurück. Eine anhaltende konjunkturelle Schwächephase treffe auf stark gestiegene Kosten bei Löhnen und Energie, sagte Müller. Gleichzeitig gebe es Nachholeffekte aus der Pandemie, als insbesondere schwächere Unternehmen durch staatliche Hilfsprogramme gestützt worden seien.

Von den Amtsgerichten in Sachsen-Anhalt wurden im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 176 Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für Unternehmen gemeldet. Das ist ein Plus von knapp 25 Prozent. Die meisten Firmeninsolvenzen verzeichneten die Bereiche Baugewerbe (31), Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (21), Sonstige Dienstleistungen (20), Gastgewerbe (19) und Verarbeitendes Gewerbe (18).

Betroffen waren zuletzt auch namhafte Industrie-Unternehmen aus dem Land wie der Motorenhersteller AEM aus Dessau-Roßlau oder Soex-Recyclingwerk in Bitterfeld-Wolfen.