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Cargo-Beamer Vom Lkw auf die Schiene: Leipziger Logistiker erhält 140 Millionen Euro von Investoren

Der Leipziger Logistiker Cargo-Beamer sammelt 140 Millionen Euro bei Investoren ein. Auch die öffentliche Hand steckt Geld in die Terminals, die mehr Fracht auf die Schiene bringen sollen.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 22.05.2024, 17:40
Die Lkw-Anhänger kommen in spezielle Wannen, die dann auf die Zuggestelle verladen werden.
Die Lkw-Anhänger kommen in spezielle Wannen, die dann auf die Zuggestelle verladen werden. Foto: Cargo-Beamer

Leipzig/MZ. - Die Politik versucht seit Jahren, mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu bekommen. Der Erfolg ist bescheiden. Nun investiert die öffentliche Hand in das Leipziger Logistik-Unternehmen Cargo-Beamer, um die Frachtströme umzulenken. Das Unternehmen teilte am Mittwoch mit, dass es in einer neuen Finanzierungsrunde 140 Millionen Euro von öffentlichen und privaten Investoren erhält. Die Mittel sollen in den Ausbau von zwei Terminals fließen.

Patentiertes System mit Wannen

Und so funktioniert – etwas vereinfacht dargestellt – das System: Cargo-Beamer hat patentierte Waggons entwickelt, die Wannen ähneln. Kommt ein Lkw zum Umschlagterminal, dann wird der Sattelanhänger abgekoppelt. Der Fahrer kann mit dem Lkw sofort zum nächsten Auftrag fahren. Die Anhänger mit der Fracht werden von einem Terminalfahrzeug auf die Wannen gestellt. Fährt der Zug ins Terminal ein, so werden die beladenen Wannen horizontal abgeschoben und die wartenden Wannen mit Anhänger auf den Zug geführt.

Die Mittel sollen zunächst dafür verwendet werden, um die Umschlagplätze in Kaldenkirchen an der deutsch-niederländischen Grenze und in Domodossola nahe Mailand (Italien) auszubauen. Das deutsche Eisenbahn-Bundesamt steuert den Angaben zufolge 50 Millionen Euro für die Investition bei, das Schweizer Bundesamt für Verkehr rund 40 Millionen Euro. Jährlich sollen so bis zu 185.000 kranbare und nicht-kranbare Lkw-Sendungen von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Die Schweizer investieren das Geld, um den alpenquerenden Güterverkehr zu entlastet. Weitere 50 Millionen Euro investieren private Kapitalgeber. Angeführt wurde dieser Investorenkreis vom Risikokapitalgeber Nordwind Ventures der Familie Albrecht.

Die Züge sind inzwischen auf mehreren europäischen Routen unterwegs.
Die Züge sind inzwischen auf mehreren europäischen Routen unterwegs.
Foto: Cargo-Beamer

„Dass nun in großem Maße öffentliche Gelder in Cargo-Beamer fließen, ist ein großer Beleg für die Bedeutung unserer Technologie – und ein zusätzliches starkes Argument im weiteren Fundraising-Prozess“, betont Unternehmenschef Nicolas Albrecht. Der Logistik-Dienstleister betreibt aktuell in Europa sechs Terminals. Eine weiter wichtige Strecke führt von Ashford (Großbritannien) über Calais in Nordfrankreich nach in Perpignan in Südfrankreich. Nach Albrechts Einschätzung kann sich das Wachstum des Unternehmens nun drastisch beschleunigen. „In den kommenden zehn Jahren sollen europaweit insgesamt 18 Terminals und bis zu 50 Routen entstehen, die einen erheblichen Beitrag zur Reduktion des CO2-Ausstoßes im europäischen Güterverkehr leisten werden“, teilt das Unternehmen mit.

Langer Weg zum Erfolg

Doch der Weg zum Erfolg ist auch für die Leipziger lang: Bereits seit 2015 fahren Cargo-Beamer-Züge auf der Strecke Kaldenkirchen und Domodossola. Noch im Vorjahr hieß es, bis zum Jahr 2032 sollen europaweit 30 neue Terminals entstehen.

Mit steigenden Kraftstoffkosten im Zuge eines höheren CO2-Preises könnte der Umschlag auf der Schiene interessanter werden. Cargo-Beamer-Terminals, in denen bis zu 38 Lkw-Einheiten in nur 20 Minuten und damit neunmal schneller als in Kranterminals auf einen Zug beladen werden, schaffen laut Albrecht dringend benötigte Kapazitäten für klimafreundlichen Transport im europäischen Güterverkehr. Zuletzt sei das Transportvolumen von Cargo-Beamer im Kerngeschäft um 39 Prozent gewachsen.