Kommentar Deutlich weniger Spargelanbau: Das Edelgemüse wird aus Sachsen-Anhalt aber nicht verschwinden
Das Edelgemüse wird aus Sachsen-Anhalt nicht verschwinden. Anpassungen sind aber unvermeidlich.

Halle/MZ. - Mit dem Wort Strukturwandel verknüpfen viele Sachsen-Anhalter den Ab- und Umbau der Industrie nach der Wende oder den aktuellen Kohleausstieg. Die Landwirtschaft war dagegen nach der Neuordnung Anfang der 90er Jahre lange ein Hort der Stabilität – Betriebsaufgaben gab es wenige, Insolvenzen so gut wie keine. Doch jetzt findet auch in der Landwirtschaft ein Strukturwandel statt, der von Politik und Gesellschaft bisher kaum wahrgenommen wird.
Es gibt mindestens drei Trends, die weltweit wirken: Spezialisierung, Technisierung und Ökologie. Am Rückgang des Spargelanbaus in Sachsen-Anhalt wird die Entwicklung unter anderem deutlich: In den vergangenen zehn Jahren ging die Anbaufläche um die Hälfte zurück. Reduziert oder aufgegeben haben vor allem die großen Agrarbetriebe die arbeitsintensive Produktion. Aufgrund des Fachkräftemangels konzentrieren sich die Höfe auf den Getreide- und Rapsanbau, bei dem mit teuren Maschinen große Flächen bewirtschaftet werden. Kleinere, familiengeführte Höfe spezialisieren sich dagegen auf den Spargelanbau als wichtigster Einnahmequelle. In zehn bis 15 Jahren werden dort Ernteroboter polnische oder rumänische Erntehelfer abgelöst haben.
Der Spargelanbau wird in Sachsen-Anhalt wohl nicht verschwinden, doch werden weniger Betriebe höhere Ernten erbringen. Ähnlich ist die Entwicklung bei anderen Sonderkulturen wie Thymian und Oregano oder in der Schweine- und Milchviehhaltung.
Die Agrarunternehmen von morgen werden damit immer weniger dem Bild eines traditionellen Bauernhofs mit Ackerbau und Viehzucht entsprechen. Doch dieses Modell wird politisch immer noch bevorzugt – vor allem von den Grünen. Doch der Strukturwandel, ob er einem gefällt oder nicht, lässt sich nicht aufhalten. Die Politik kann die Anpassungen aber steuern, damit nicht zu viele Höfe verloren gehen.