Sachsen-Anhalt Brief an Kanzler Scholz: Haseloff kritisiert russische Dünger-Importe
Anstatt Öl und Gas liefern russische Unternehmen nun große Mengen Dünger nach Deutschland. Der Wittenberger Hersteller SKW droht mit Produktionsverlagerung.

Wittenberg/MZ - Wegen hoher Gasumlagen und russischer Düngemittel-Importe hat das große Chemie-Unternehmen SKW Piesteritz aus Wittenberg am Dienstag vor Produktionsverlagerungen ins Ausland gewarnt. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) reagiert darauf umgehend. Der Regierungschef hat einen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geschrieben, in dem er seiner Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland Ausdruck verleiht.
Abhängigkeit von russischen Dünger-Importen steigt
Vor allem in der gravierenden Zunahme des Importes gasbasierter Produkte wie Harnstoff und Ammoniak nach Deutschland sieht Haseloff ein Problem. In den Brief heißt es: „Hatte Deutschland bereits einen kritischen Grad an Abhängigkeit bei Düngemitteln aus dem Ausland, so steigt diese Abhängigkeit nun weiter, und zwar von jenem Land, aus dessen Abhängigkeit Ihre Regierung Deutschland gerade herausführen wollte.“
SKW ist einer der größten Düngemittel-Hersteller in Deutschland, am Standort in Wittenberg arbeiten in mehreren Unternehmen rund 1.500 Mitarbeiter. Im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ kritisierte SKW-Chef Petr Cingr stark steigende Düngemittelimporte. Um 612 Prozent seien die deutschen Harnstoffimporte aus Russland von Januar bis Mai geklettert. Deutschland importiere zwar kein russisches Erdgas mehr, dafür aber nun umso mehr veredelte Gasprodukte wie Dünger. Cingr drohte, zehn bis 20 Prozent der deutschen Produktion ins österreichische Werk nach Linz zu verlagern. Dort seien die Gaskosten 20 Prozent niedriger.
Streit über Sanktionen
Haseloff bittet Scholz nun, sich auf europäischer Ebene für eine ausgewogene Sanktionspolitik und einen fairen Wettbewerbsrahmen einzusetzen: „Sanktionserleichterungen gegenüber dem Aggressor Russland, die ursprünglich das russisch-ukrainische Getreideabkommen ermöglichen sollten, müssen in diesem Zusammenhang zurückgenommen werden“, fordert Haseloff. Deutsche Hersteller würden aktuell Verluste einfahren.