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Vogelgrippe Vogelgrippe: Labor in Stendal untersucht Proben von Vögeln

Von Katrin Löwe 19.10.2005, 18:44

Stendal/MZ. - In einem Punkt warnt Karl-Friedrich Reckling vor: "Wenn Sie erwarten, hier viele tote Tiere zu sehen, muss ich Sie enttäuschen." Rein optisch ist die Arbeit in den Virenlabors des Landesamtes für Verbraucherschutz in Stendal unspektakulär. Nicht aber angesichts dessen, was dort passiert: Fünf Mitarbeiter des Fachbereiches Veterinärmedizin sind derzeit damit beschäftigt, in Geflügelproben nach Anzeichen für das Vogelgrippe-Virus H5N1 zu suchen.

Wachsamkeit erhöht

"Mit erhöhter Wachsamkeit, aber gelassen", wie Veterinärmediziner Reckling betont. Seit Mitte September werden Proben von Wildvögeln analysiert - beschafft über Jäger, die Wattestäbchen mit Spuren aus der Kloake der Tiere abliefern. 200 waren geplant, "aber es werden wohl mehr", sagt Reckling. Dazu kommen bis zum 15. Dezember rund 2 600 Proben von Hausgeflügel. Jeder Halter mit mehr als 100 Tieren, die nicht ausschließlich im Stall leben, ist seit wenigen Tagen zu deren Abgabe verpflichtet. Außerdem jeder, der Zuchttiere verkauft. Auf einer Landkarte haben Reckling und seine Mitarbeiter einen Überblick darüber, wo eine hohe Geflügeldichte herrscht, wo Risikogebiete sind, etwa in der Nähe von Rastplätzen von Wildvögeln.

Die Reaktion der Geflügelhalter sei noch ruhig, sagt Reckling. Bislang sind neben knapp 80 Proben von Wildvögeln ebenso viele von Hausgeflügel eingegangen - alle ohne Virenfund. Auch vermeintlich vergiftete Enten, die ein Halter einschickte, wurden auf den Virus überprüft - "das machen wir in solchen Fällen immer." Verenden mehrere Vögel, sei es sinnvoll, das ganze Tier zu senden, sagt Reckling. Das wurde gestern im Kreis Wittenberg getan, nachdem sich Bewohner mit einer toten Wildgans und Staren an das Veterinäramt gewandt hatten. Verdacht auf H5N1 bestand zunächst aber nicht.

Untersucht werden die Proben in zwei der nach der Wende sanierten und modern ausgestatteten Labors. Genau beschriftet werden sie zunächst in Suspensionen aufgelöst, von denen ein Teil bei minus 70 Grad eingefroren und für das Fritz-Loeffler-Institut auf der Insel Riems (Mecklenburg-Vorpommern) aufbewahrt wird. Dort erst würde bei einem Virenbefund genau festgestellt, ob es sich tatsächlich um den Vogelgrippe-Erreger handelt. In Stendal sind es am Ende fünf Mikroliter Nukleinsäure, in denen über eine knapp dreistündige molekularbiologische Behandlung nach Erbinformationen des Virus gesucht wird. Als akute Bedrohung empfinden die Mitarbeiter die Situation nicht. "Gegartes Geflügelfleisch kann ohnehin bedenkenlos gegessen werden", betont Barbara Dresenkamp.

Medikamente auf Vorrat

Dass sich viele Sachsen-Anhalter dennoch Sorgen machen, zeigt der Ansturm auf die normale Grippeimpfung, auch wenn die gegen Vogelgrippe nichts ausrichten kann. "Wir haben eine stark erhöhte Nachfrage nach Impfstoff", sagt Michael Brinkert vom Pharma-Großhandel Gehe, der in Halle eine Niederlassung betreibt.

Für den Fall, dass die Vogelgrippe auf den Menschen übergeht, versprechen so genannte antivirale Wirkstoffe keine Heilung, aber Linderung. In Sachsen-Anhalt werden bis Ende 2006 rund 140 000 Therapieeinheiten mit diesen Wirkstoffen gelagert. "Das ist ausreichend für die Pandemie-Vorsorge", sagt Maurice Tost vom Gesundheitsministerium. 5,5 Prozent der Bevölkerung könnten damit behandelt werden, bis ein Impfstoff gegen das Virus entwickelt ist. Zudem existiert eine Arbeitsgruppe, die Seuchenpläne der Kreise überarbeitet und in einem "Pandemieplan Sachsen-Anhalt" bündelt. Für den Ernstfall, von dem keiner weiß, ob, wann und wie er kommt.

Bei Verdachtsfällen gibt es Informationen bei den Veterinärämtern der Landkreise.