Vernichtung von Kampfmitteln Vernichtung von Kampfmitteln: Aus Granaten wird plattes Stück Schrott
Hottendorf/MZ. - Natürlich kommt kein Mensch auf die Idee,neben Bomben und Granaten Chemikalien oderBackpulver zu produzieren. Der vermeintlicheReaktor ist ein neuartiger Spezialofen, derauch intakte Granaten mit einem Durchmesservon bis zu 105 Millimetern und einer Sprengkraftvon 2,5 Kilogramm buchstäblich schmelzen lässt.Innerhalb des Ofens sorgt ein Vorhang ausherabrieselnden Stahlkugeln dafür, dass dieSplitter der explodierenden Granaten keinenSchaden anrichten. Die Anlage wird natürlichnicht in Gang gesetzt, als sie Sachsen-AnhaltsInnenminister Manfred Püchel (SPD) formellin Betrieb nimmt. Doch der Minister bekommtdas Endprodukt in die Hand gedrückt: Ein plattesStück Schrott, das verhüttet werden kann."Die in Sibirien erprobte Anlage ist weltweiteinmalig", sagt Friedrich Wilhelm von derEntwicklungsfirma Eisenmann KG.
Einige hundert Meter neben dem Ofen stehteine kleine Industriehalle mit drei automatischenSägen. Hier wird der größere Militärschrottzerlegt. Weit genug entfernt in einem Nebenraumüberwacht Betriebsingenieur Volker Gleitsmannper Monitor, wie sich die Sägen langsam durchdie Granaten fressen. Als sich ein neugierigerJournalist dem "Sägewerk" nähert, wird dieAnlage automatisch ausgeschaltet und Alarmausgelöst. Sicherheit werde groß geschrieben,bemerkt Gleitsmann.
Der Standort für die Vernichtung von Militärmüllist gut gewählt. Die 230 Quadratkilometergroße Colbitz-Letzlinger wurde seit 1935 alsTruppenübungsplatz und Waffen-Testgebiet zunächstder Wehrmacht und später der sowjetischenArmee genutzt. Bislang sind 11000 TonnenSprengkörper geborgen worden. Etwa 5000 Tonnenlagern noch auf dem Areal. Eine Ende der inDeutschland größten Aktion zur Räumung vonWaffenschrott, bei der zeitweise bis zu 1000Arbeitskräfte im Einsatz waren, ist noch nichtabzusehen.
Die Anlagen, die der Bund mit rund 7,5 MillionenEuro finanzierte, seien für die nächsten zehnJahre voll ausgelastet, heißt es. Hier werdenauch Bomben und Granaten verschrottet, dieder Kampmittelbeseitigungsdienst in anderenRegionen des Landes gefunden hat. Das bishergrößte Exemplar war eine zwei Tonnen schwereLuftmine. Püchel ist zufrieden, dass nachheftigem Streit 1997 mit dem Bund ein Kompromisszur zivilen und militärischen Nutzung derHeide gefunden worden ist. Das Verteidigungsministeriumhat bisher rund 150 Millionen Euro investiert,um die Kampfmittel zu bergen.