Verbot einer Hooligan-Gruppe Verbot einer Hooligan-Gruppe: Ein Zeuge, zwei Varianten

MAGDEBURG/MZ. - Rüdiger Erben wollteInformationen aus erster Hand, von den "Praktikernvor Ort", wie er es nennt. Also begab sichder Innenstaatssekretär im Frühjahr 2008 selbernach Burg, um den damaligen Leiter des dortigenPolizeireviers nach dessen Einschätzung zurteilweise rechtsextremen Hooligan-Gruppe "BlueWhite Street Elite" zu befragen. Der Beamte,so Erben gestern, sei von festgefügten Organisationsstrukturender Hooligans ausgegangen. Daraufhin verbotInnenminister Holger Hövelmann (SPD) die Gruppe,obwohl das zuständige Referat in seinem Hausgenau diese festen Strukturen bezweifelte.Erben räumt ein, Hövelmann und er hätten sichaufgrund der Informationen des Burger Polizeichefsüber diese Bedenken hinweggesetzt.
"Die Aussage kenne ich nicht"
Am Donnerstag hob das Oberverwaltungsgerichtdas Verbot wieder auf. Es beruft sich dabeinicht nur auf die Zweifel des Referats imInnenministerium, sondern seltsamerweise ebenfallsauf den damaligen Burger Revierleiter. Wasder Beamte laut Gericht als Zeuge aussagte,widerspricht dem, was Erben von ihm erfahrenhaben will: Demnach gab es zwar gemeinsameTreffen der Hooligans. "Er sagte aber auch,er hat keine feste Struktur erkennen können",so Gerichtssprecher Niels Semmelhaack. Eshabe demnach auch keine festen Treffpunktegegeben,und die Mitglieder der Gruppe hättenständig gewechselt.
"Die Zeugenaussage kenne ich nicht", sagtErben dazu, bleibt aber bei seiner Darstellung.Laut Innenministerium leitet der Beamte mittlerweiledas Polizeirevier Börde in Haldensleben, wegenUrlaubs war er gestern nicht erreichbar.
Land sieht keine Gefahr mehr
Als Niederlage für das Land mag Erbendie Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtesnicht sehen: "Entscheidend ist, dass von ,BlueWhite Street Elite’ keine Gefahr mehr ausgeht."Nach dem Verhängen des Verbots im April 2008sei die im harten Kern aus rund 25 Mitgliedernbestehende Gruppierung nicht mehr durch Gewalttatenaufgefallen. Ermittlungen nach Ausschreitungenbei Fußballspielen hätten dazu geführt, dassmehrere ehemalige Angehörige mittlerweilein Haft säßen. "Nach unseren Erkenntnissengibt es die Gruppe in dieser Form nicht mehr",sagt Erben. Hervorgegangen war "Blue WhiteStreet Elite" laut Innenministerium aus Teilender rechtsradikalen Vereinigung "Weiße AktivistenJerichower Land".