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Universitätskliniken in Sachsen-Anhalt Universitätskliniken in Sachsen-Anhalt: Robra gegen Robra

Von Hendrik Kranert-Rydzy 05.08.2013, 19:53
Das Universitätsklinikum in Halle. Über die Zukunft der Medizinischen Fakultät wird seit Wochen heftig debattiert.
Das Universitätsklinikum in Halle. Über die Zukunft der Medizinischen Fakultät wird seit Wochen heftig debattiert. zb Lizenz

Magdeburg/MZ - Die E-Mail ist kurz und kommt in lockerem Tonfall daher, wie das halt so ist unter Kollegen. Doch der Inhalt des Schreibens birgt Sprengkraft. Denn es beschäftigt sich mit dem Gutachten des Wissenschaftsrates über die Universitätsmedizin in Halle und kommt zu dem Schluss, dass sich das Land keine zwei Uniklinika leisten kann und auch nicht leisten müsse. Halle solle daher künftig nur noch auf eine „School of Public Health and Primary Care“ vorhalten, also Gesundheitsmanagement und Allgemeinmediziner-Ausbildung sowie Zahnmedizin anbieten - und sich von der bisherigen, breitgefächerten medizinischen Forschung verabschieden. Dann geht es munter weiter: „Der bisherige politische Diskurs im Lande ist gekennzeichnet von Wunschdenken oder Konkursverschleppung, je nach Perspektive“.

Der Absender des Schreibens ist der Magdeburger Professor Bernt-Peter Robra, Direktor des Instituts für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie der Otto-von-Guericke-Universität. Empfänger sein hallescher Kollege an der Martin-Luther-Universität, der Leiter des Instituts für Klinische Epidemiologie, Andreas Stang. Robra fordert Stang in seiner Mail auf, doch mal das Gespräch mit ihm zu suchen.

Die Geschichte hat nicht nur „Geschmäckle“, weil hier ein Mediziner aus Magdeburg Vorschläge mache, die zu Lasten der Unimedizin in Halle gingen, sagt die Präsidentin der Landesärztekammer, Simone Heinemann-Meerz. Und es sei die Höhe, wenn Robra sich anmaße, von Konkursverschleppung zu sprechen, so Heinemann-Meerz.

Geschmäckle könnte die Geschichte auch bekommen, weil Bernt-Peter Robra einen prominenten Bruder hat - Staatsminister Rainer Robra (CDU), Chef der Staatskanzlei. „Es ist doch klar, dass die beiden Brüder miteinander reden“, so Stang. Soll heißen: Die Meinung des Mediziners Robra könnte politisch untersetzt worden sein - von Bruder Rainer. „Stang vermutet falsch“, protestiert Bernt-Peter Robra. Er rede mit seinem Bruder über Gott und die Welt, aber der Vorschlag zur Unimedizin in Halle sei ohne Wissen von Rainer Robra erfolgt. Er habe nur den Duktus des Wissenschaftsrates in seinen Jargon übersetzt und „eins und eins zusammengezählt“, so Bernt-Peter Robra. Die Kollegen in Halle aber wollten, dass alles beim Alten bleibe; „ein fröhliches Weiter so führt aber in die Abwärtsspirale für beide Fakultäten“. Weil Stang sich der Debatte verweigere, habe er daher den Dekan der Uni Halle und das Wissenschaftsministerium über seine Vorschläge in Kenntnis gesetzt. Bislang beißt Bernt-Peter Robra aber auf Granit: Regierungssprecher Matthias Schuppe erklärte, dass die Landesregierung „eine dezidiert andere Auffassung“ als der Mediziner Robra habe. „Der Ministerpräsident hat eine Standortgarantie für die Universitätsmedizin Halle inklusive einer vollständigen Mediziner-Ausbildung gegeben, dies ist damit Meinung der Staatskanzlei und schließt deren Chef mit ein.“ Die Brüder Robra dürften spätestens jetzt einiges zum Thema zu bereden haben.