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Unglück in Sachsen Unglück in Sachsen: Die Routine nach dem Sturm

Von Alexander Schierholz 05.07.2012, 19:19

Gräfenhainichen/MZ. - Ein Gewittersturm, sintflutartiger Regen, ein Blitzeinschlag in einer Bar, 51 Verletzte, neun davon schwer: Was sich am vergangenen Sonnabend beim "With Full Force"-Open-Air im nordsächsischen Roitzschjora nahe Bitterfeld abspielte, dürfte der Albtraum aller Festival-Besucher sein. Marko Hegner ist dennoch ganz entspannt: "Was jetzt in Roitzschjora passiert ist, das haben wir auch schon erlebt", sagt der Mitveranstalter des "Splash"- und des "Melt"-Festivals mit jeweils tausenden Besuchern, die an diesem und am nächsten Wochenende über die Bühne in der Baggerstadt Ferropolis bei Gräfenhainichen (Kreis Wittenberg) gehen.

So habe auch bei "Melt" bereits zweimal das Gelände geräumt werden müssen. "Unser Sicherheitskonzept berücksichtigt solche Fälle", sagt Hegner, und es werde permanent verbessert: "Da fließen ständig neue Erkenntnisse ein." Und nicht erst kurz vor einer Großveranstaltung oder aufgrund einzelner Vorfälle wie jüngst in Nordsachsen.

Hegners Routine speist sich aus jahrelanger Erfahrung. Die wichtigste Erkenntnis: "Die Kommunikationskette auf dem Platz ist das Entscheidende." Sprich: Bei einem Notfall muss jeder genau wissen, was er wo zu tun hat, es darf keine Missverständnisse geben. Welches Unglücksszenario wie wahrscheinlich ist, auch das ist im Sicherheitskonzept vermerkt.

Blitzeinschlag rangiert dabei weit hinten: "Ein Blitz kann immer kommen", sagt Hegner. Einerseits. Andererseits sei er das "mit am unwahrscheinlichsten eintretende Ereignis". Für die Vorbereitung darauf gelten zwei Prämissen: Alle hohen Gebäude, in Ferropolis sind das auch die riesigen Bagger, und die so genannten fliegenden Bauten, also Zelte, sind geerdet. Und: Bei einem Gewitter müssen Zelte sofort geräumt werden. Trotz Erdung. Schließlich sind sie nicht so stabil wie feste Gebäude.

Auch Dessau-Roßlau, am Wochenende Gastgeber des Sachsen-Anhalt-Tages, hat mit Blick auf mögliche Gewitter das Sicherheitskonzept noch einmal überprüft. Auf Ausweichquartiere für Veranstaltungen wurde aber verzichtet. Enger Kontakt zur Feuerwehr soll rechtzeitige Unwetterwarnungen garantieren. Ansonsten gilt das Prinzip des Einzelfalls: Vor Ort soll entschieden werden, ob bei starkem Wind und Regen etwa Bühnenaufbauten entfernt oder Veranstaltungen ganz abgebrochen werden müssen.