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Umwelt Umwelt: In Sachsen-Anhalt beginnt die Waldbrandsaison 2004

Von Klaus-Peter Voigt 15.02.2004, 15:23
Waldbrand-Warnschild (Foto: dpa)
Waldbrand-Warnschild (Foto: dpa) KEYSTONE

Genthin/ddp. - Am Sonntag hat die Waldbrandsaison 2004 begonnen. Was auf den ersten Blick absurd erscheint, hat durchaus seine Berechtigung. Selbst im Winter seien die Wälder nicht gegen Feuer gefeit, erläutert Dirk Seyfarth vom Landesforstbetrieb Sachsen-Anhalt. Deshalb gilt ab dem 15. Februar ein absolutes Rauchverbot zwischen Kiefern und Buchen. Die Erklärung für die nur scheinbar übertriebene Vorsicht klingt plausibel: Abgestorbene Gräser und viele Äste trocknen bei den ersten lauen Winden des nahenden Frühjahrs sehr schnell. Und dann reicht eben bereits das kleinste Fünkchen, um ganze Waldareale in Brand zu setzen.

Bis Ende Oktober dauern die verstärkten Vorsichtsmaßnahmen. Die wenigen Wochen Entwarnung werden genutzt, um mögliche Veränderungen an Wasserentnahmestellen zu registrieren und die Befahrbarkeit von Wegen zu überprüfen. Richtig Ruhe bei der Abwehr von Waldbränden haben die Förster eigentlich kaum. Das vergangene Jahre mit seiner extremen Trockenheit wird ihnen noch lange Sorgen bereiten. 87,7 Hektar Wald wurden bei 178 Bränden ein Opfer der Flammen. 2002 vernichteten 38 Feuer gerade einmal ein Zehntel dieser Fläche.

Unverzichtbar sind nach wie vor die 38 Feuerwachtürme in der nördlichen Region Sachsen-Anhalts, wo in Kiefernwäldern die Brandgefahr am höchsten ist. Auf den Türmen werden künftig immer weniger Augenpaare nach den ersten Rauchzeichen Ausschau halten, wie Dirk Seyfarth erklärt. Im Bundesland soll im März die erste Kamera in luftiger Höhe installiert werden, um die Forstleute abzulösen, die in den zumeist vor etwa 30 Jahren errichteten Beobachtungsstellen oft unter extremen Bedingungen in den Sommermonaten ihren Dienst versehen.

Nach Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen setze damit Sachsen-Anhalt auch auf die hochmoderne Technik, die ursprünglich für die Raumfahrt entwickelt wurde, erläutert Pressesprecher Michael Schenk. Als Standort für die erste Kamera, die etwa einen Umkreis von knapp 15 Kilometern beobachten kann, ist der Genthiner Wasserturm vorgesehen. Er dient schon lange als Feuerwachturm. Noch im ersten Halbjahr 2004 soll bei Burgstall am Rande der Colbitz-Letzlinger-Heide ein zweites System installiert werden. Um Kosten zu sparen, setzt der Landesforstbetrieb künftig bei einzelnen Projekten auf die Kooperation mit Mobilfunkanbietern, mit denen desolate Wachtürme saniert und gemeinsam genutzt werden können.

Für 2005 sehen die Planungen bislang weitere fünf Kameras vor, bis schrittweise möglichst alle Türme über die modernen Anlagen verfügen. Zur Kontrolle der Bilder entstehen parallel drei bis vier zentrale Beobachtungspunkte, in denen alle Daten zusammenlaufen. Über Computersysteme und den Abgleich mit entsprechenden Landkarten lassen sich mögliche Brandherde sehr genau bestimmen. Die moderne Technik sei sogar in der Lage, Rauschschwaden zu erkennen, versichert Schenk.

Jedes der einzelnen Kamerasysteme kostet zwischen 75 000 und 100 000 Euro. Bislang wird die Anschaffung noch durch EU-Fördermittel erleichtert. Die beachtlichen Investitionen zahlen sich relativ schnell aus. Bedenken wegen möglicher Beobachtung von Spaziergängern räumt Dirk Seyfarth aus. Die Bilder aus den Überwachungskameras würden nicht gespeichert. Lediglich bei einem Waldbrand gelangten die Aufnahmen in einen Speicher, um für die Feuerwehren und Forstarbeiter eine bessere Einsatzplanung zu ermöglichen.