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Thüringen Thüringen: Talsperre Leibis geht in Betrieb

09.05.2006, 07:35
Die Luftbildaufnahme vom Montag (08.05.2006) zeigt die Talsperre Leibis bei Unterweißbach (Kreis Saalfeld-Rudolstadt) in Thüringen. (Foto: dpa)
Die Luftbildaufnahme vom Montag (08.05.2006) zeigt die Talsperre Leibis bei Unterweißbach (Kreis Saalfeld-Rudolstadt) in Thüringen. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Unterweißbach/dpa. - Dasletzte große Staudamm-Neubauprojekt in Deutschland steht kurz vor demAbschluss: Am kommenden Freitag (12. Mai) geht die riesigeTrinkwassertalsperre Leibis (Kreis Saalfeld-Rudolstadt) offiziell inBetrieb; genau 100 Jahre nach der Eröffnung der ersten ThüringerTrinkwassertalsperre. Die Thüringer Fernwasserversorgung hat 140Millionen Euro in das Bauwerk investiert.

   Der Staudamm im Lichtetal, der schon zu DDR-Zeiten geplant wurde,hat ein Fassungsvermögen von 39 Millionen Kubikmetern. «Wassermarsch» hieß es im Februar vergangenen Jahres. Pro Sekunde flossen1800 Liter Wasser aus dem Gebirgsflüsschen Lichte in das Betonbecken.«Derzeit ist die Talsperre mit 6,5 Millionen Kubikmeter Wassergefüllt, zum Jahresende sollen es 15 Millionen Kubikmeter sein»,sagte der Hauptgeschäftsführer der Thüringer Fernwasserversorgung,Jens Peters. Das nach oben hin breiter werdende Becken ist derzeit 55Meter hoch gefüllt, Ende dieses Jahres sollen es 65 Meter sein.

   Die Mauer der Talsperre ist 102,5 Meter hoch. Damit hat Leibis diezweithöchste Mauerkrone nach der Rappbodetalsperre in Sachsen-Anhalt.Nach dreijährigem Probebetrieb soll der neue Staudamm im ThüringerWald von 2008 an rund 300 000 Menschen in Ostthüringen mitTrinkwasser versorgen. Danach sollen drei andere Talsperren derRegion, deren Wasser eine vergleichsweise schlechte Qualität hat, vomNetz genommen werden.

   Die wegen des sinkenden Wasserverbrauches umstrittene Talsperreist eigentlich ein Projekt aus DDR-Zeiten. Bereits in den 70er Jahrenhatten Pläne zur Fernwasserversorgung der Region Leipzig/Halle sowieOstthüringen den Bau vorgesehen. Gut zehn Jahre später wurden dieVorsperre Deesbach sowie die Kilomter langen Katze- und Lichtestollengebaut. 1987 beschloss der DDR-Ministerrat endgültig denTalsperrenbau und die Umsiedlung der Einwohner des Örtchens Leibisins benachbarte Schwarzatal.

   Nach der Wende verzögerte sich das Mammutprojekt erneut. Zuerststiegen Sachsen und Sachsen-Anhalt aus, dann wehrten sichNaturschützer gegen das «Milliardengrab» und den Eingriff in dieSchutzgebiete. Talsperren dieser Größenordnung würden nicht mehr indiese Zeit passen, hieß es etwa beim Bund für Umwelt- und Naturschutz(BUND). In zähen juristischen Auseinandersetzungen hatten dieNaturschützer versucht, das Projekt zu verhindern.

   Nach kontroverser Diskussion einigten sich die Parteien imThüringer Landtag schließlich auf einen Kompromiss: Die Staumauerwurde einige Meter niedriger gebaut, so dass zwar weniger Stauraum,aber auch geringerer Schaden an der Natur entstanden. 1994 wurden die100 Einwohner von Leibis einige Kilometer weiter ins Schwarzatalumgesiedelt. Der Ort wurde abgerissen. Auf seinem Areal setzten zuSpitzenzeiten 120 Bauarbeiter mehr als 1100 etwa Einfamilienhausgroße Betonblöcke aufeinander. Der neue Staudamm soll künftig nichtnur Ostthüringen mit Wasser versorgen, sondern auch Touristenanlocken.