Thüringen Thüringen: Kriminelle veranstalteten Scheinhinrichtung
Mühlhausen/dpa. - Vier junge Männer haben bei Heiligenstadt imEichsfeld einen 22-Jährigen bei einer Scheinhinrichtung gezwungen,ein Grab zu schaufeln und sich nackt hineinzulegen. Nur weil sie dieTat filmten und das Video der Polizei in die Hände fiel, seien dieErmittler auf ihre Spur gekommen, sagte ein Sprecher derStaatsanwaltschaft Mühlhausen am Dienstag. Als Motiv kämen vermuteteAussagen des Opfers bei der Polizei genauso infrage wie ein von ihmverschuldeter Schaden am Auto des Hauptbeschuldigten. Dieser hattenach dpa-Informationen am Tattag seinen 21. Geburtstag gefeiert undsitzt ebenso wie seine drei Komplizen nun in Untersuchungshaft.
Die vier jungen Männer im Alter von 18 bis 22 Jahren hätten ihrOpfer am Tattag Anfang August mit Stockhieben und Faustschlägen ausseiner Wohnung in Heiligenstadt gejagt und in den Kofferraum einesAutos verfrachtet. In einem nahe gelegenen Waldstück bei Thalwendensei der 22-Jährige erst mit Tritten und Schlägen durch den Waldgetrieben worden. Danach habe er sich ausziehen und mit einem Spatenein Erdloch ausheben müssen.
Nach der späteren Schilderung des 22-Jährigen richtete einer dervier eine Waffe auf seinen Kopf, bei der es sich laut Ermittlern umeine Schreckschusspistole handelte. Er musste demnach singen, betenund sich bei seinen Peinigern für vermeintliche Aussagen bei derPolizei entschuldigen. Danach sei er gezwungen worden, sich in dasLoch zu legen und mit der Zunge die Erde abzulecken. Er habe zudiesem Zeitpunkt mit dem Leben abgeschlossen gehabt. Danach ließendie vier von ihm ab. Er durfte sich wieder anziehen und sei in derNähe von Heiligenstadt ausgesetzt worden.
Das Opfer habe sich vermutlich aus Angst zunächst nicht an diePolizei gewandt. Erst ein Vierteljahr später sei der Polizei eine CDmit einer mehreren Minuten langen Sequenz eines Handy-Videoszugespielt worden. Wer von den vier Verdächtigen es aufgenommen habe,sei ebenso unbekannt wie seine Verbreitung. Die Ermittler wollen dieIdentität der Quelle nicht preisgeben. «Das ging jemandem zu weit»,sagte Behördensprecher Dirk Germerodt nur.
Bei den anschließenden Ermittlungen habe sich der 22-Jährige dannder Polizei offenbart. Er verbüßt derzeit wegen einer Diebstahlsserieeine Haftstrafe. Die kurz darauf festgenommenen Verdächtigen hättendas Geschehen im Wesentlichen gestanden. Da die Staatsanwaltschaftden Fall wegen der Schläge und Tritte auch als Geiselnahme einstuft,drohen ihnen Haftstrafen ab fünf Jahren. Drei der Verdächtigen seien wegen Eigentumsdelikten bekannt.