Thüringen Thüringen: «Bürgerarbeit» ist nicht überall ein Erfolgsmodell
Schmölln/dpa. - Vom Modellprojekt zum Auslaufmodell: 100 Tagenach dem Start des thüringenweit einzigen Projektes Bürgerarbeit inSchmölln (Altenburger Land) macht das Vorhaben allem Anschein nachnicht Schule. Zwar konnten nach Angaben der Arbeitsagentur bisher 135Langzeitarbeitslose einen Job als Bürgerarbeiter finden, doch wurdedas Ziel von 180 solcher Stellen bis Ende September klar verfehlt.Eine Ausweitung des Projektes wird es nach Angaben des ThüringerWirtschaftsministeriums nicht geben. Die Gründe liegen neben demRückgang der Arbeitslosigkeit vor allem an den hohen Kosten desProjektes sowie neuen Vorschlägen etwa zum kommunalen Kombilohn.
So liegt die ursprünglich geplante Ausweitung der Bürgerarbeit aufdie Stadt Altenburg inzwischen auf Eis. Dort sollte sie im viertenQuartal dieses Jahres starten, von bis zu 1000 Stellen war die Rede.«Der Beginn im Jahr 2007 ist vorerst ausgesetzt», sagt der Sprecherder Agentur für Arbeit in Altenburg, Sven Richter. Grund seien vorallem Probleme bei der Finanzierung gewesen. Doch auch in Schmöllnwurden die Ziele verfehlt. Schon zum Start des Projektes waren dieErwartungen von einst 300 auf 180 Stellen in der Bürgerarbeitheruntergeschraubt worden. Mit derzeit 135 wurde selbst diesesabgespeckte Ziel verfehlt. Zahlreiche Stellenangebote hätten nichtgenutzt werden können, da sie in Konkurrenz zu Arbeitsplätzen auf demersten Arbeitsmarkt standen, erklärt Richter.
Ziel des Modellprojektes Bürgerarbeit ist es, Langzeitarbeitsloseneinen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz im gemeinnützigenSektor, etwa in der Betreuung Pflegebedürftiger, zu verschaffen. Siearbeiten 30 Stunden pro Woche und erhalten zwischen 675 und 900 Eurobrutto. Die Arbeitsagentur Altenburg und die ARGE Altenburger Landstellen dafür insgesamt drei Millionen Euro zur Verfügung. DerFreistaat beteiligt sich mit 15 Prozent an den Lohnkosten. DasModellprojekt in Schmölln ist auf vorerst ein Jahr angelegt.
Wie es in Schmölln weitergehen wird, soll frühestens im Frühjahr2008 entschieden werden. «Alle Beteiligten sind bestrebt, das ProjektBürgerarbeit im Altenburger Land fortzuführen», erklärt Richter. Dochim Thüringer Wirtschaftsministerium gibt man sich zurückhaltender.«Es wird wohl eher darauf hinauslaufen, das Projekt Bürgerarbeit inRichtung anderer Projekte zu überführen», sagt MinisteriumssprecherStephan Krauß. Dabei verweist er etwa auf den kommunalen Kombilohn,den Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) vorgeschlagen hat,oder den Beschäftigungszuschuss für Langzeitarbeitslose.
«Eine dauerhafte Ausweitung des Projektes ist nicht geplant»,betont Krauß. Denn inzwischen hätten Langzeitarbeitslose angesichtseiner anziehenden Konjunktur bessere Chancen auch in der freienWirtschaft unterzukommen. «Deshalb ist es sinnvoller, etwa in dieQualifizierung dieser Menschen zu investieren und sich stärker aufden ersten Arbeitsmarkt zu orientieren.» Auch die Finanzierung wirdim Ministerium kritisch gesehen, denn die Stellen in der Bürgerarbeitwerden zu 100 Prozent aus öffentlichen Mitteln bezahlt.