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Thüringen Thüringen: Altenburg wehrt sich bunt

Von Angela Meier 14.09.2008, 14:01
Als Clowns verkleidete Teilnehmer einer linken Gegendemonstration protestieren in Altenburg abgeschirmt durch Polizisten gegen das «Fest der Völker» der rechtsextremen NPD. (Foto: ddp)
Als Clowns verkleidete Teilnehmer einer linken Gegendemonstration protestieren in Altenburg abgeschirmt durch Polizisten gegen das «Fest der Völker» der rechtsextremen NPD. (Foto: ddp) ddp

Altenburg/ddp. - Der Einsatz sei ohnegrößere Zwischenfälle verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. 12 Beamtesowie 14 linke Demonstranten seien bei Rangeleien leicht verletztworden. Es habe nur geringe Sachschäden gegeben.

Das linke Altenburger Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus sowieParteien, Verbände und Kirchen hatten ihren Protest unter das Motto«Altenburgs Zukunft ist bunt - nicht braun» gestellt. Die NPD war mit1200 Mitgliedern und Sympathisanten aus Deutschland, Tschechien,Frankreich und Italien zu dem Rechtsrockfestival angereist.

Nach Angaben der Organisatoren bezogen bei denGegenveranstaltungen Redner wie der Bundestagsfraktionsvize derLinken, Bodo Ramelow, der SPD-Landeschef Christoph Matschie und derJenaer Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) eindeutig gegenrechtes, intolerantes Gedankengut Stellung. «Es ist weder in Jenanoch in Altenburg Platz für Neonazis», erklärte Matschie bei derKundgebung. Er rief die Bürger zu einer «Null-Toleranz-Strategie»gegen Rechtsextremismus auf. An die Landesregierung gewandt, diekeinen offiziellen Vertreter nach Altenburg entsandt hatte,appellierte er, ein Landesprogramm gegen Rechtsextremismusaufzulegen.

Der Bundestagsfraktionsvize der Linken, Bodo Ramelow, machte sichebenfalls für ein solches Landesprogramm stark. «Wir können uns nurgemeinsam gegen die Angst wehren, die Neonazis verbreiten», rief erden Demonstranten zu. Auch die Bundestagsvizepräsidentin KatrinGöring-Eckardt war nach Altenburg gekommen, um zu protestieren.

Die Europaabgeordnete Gisela Kallenbach (Grüne) sagte, nicht dasängstliche Schauen hinter Gardinen und auf Balkonen helfe weiter, nurein geschlossenes: »Neonazis sind weder hier noch dort erwünscht."Die Demonstranten hätten Rückgrat und den aufrechten Gang bewiesen.

Der Altenburger FDP-Stadtrat Stephan Riechel äußerte sein Bedauerndarüber, dass sich sowohl der Oberbürgermeister als auch der Landratwegen anderer Verpflichtungen entschuldigen ließen.

Es seien mehr Menschen für Toleranz und Menschlichkeit auf dieStraße gegangen als Besucher beim sogenannten Fest der Völker gewesenseien. Vor allem waren auch viele Altenburger in der Stadt unterwegs,um ihre ablehnende Haltung gegen rechtes Gedankengut zudemonstrieren, wie Anne-Kristin Ibrügger vom AltenburgerAktionsbündnis gegen Rechtsextremismus sagte. Das sei ein deutlichesZeichen.

Das rechtsextreme «Fest der Völker - für ein Europa derVaterländer» fand nach 2005 und 2007 in Jena zum dritten Mal inThüringen statt. Es handelte sich nach Polizeiangaben um eine derzahlenmäßig größten NPD-Veranstaltungen nach der Wende in Thüringen.

Nach Angaben der Polizei wurden nahezu 50 NPD-Anhänger undGegendemonstranten vorläufig festgenommen oder in sogenanntenUnterbindungsgewahrsam genommen. Gegen 17 Gegendemonstranten wurdenAnzeigen wegen Landfriedensbruchs, Verstoßes gegen dasVersammlungsgesetz und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamteerlassen. Gegen 55 Personen wurden im Laufe des Tages Platzverweiseausgesprochen.

Polizisten entfernen in Altenburg Teilnehmer einer linken Gegendemonstration gegen das «Fest der Völker», die Bestandteile einer Sitzblockade sind. (Foto: ddp)
Polizisten entfernen in Altenburg Teilnehmer einer linken Gegendemonstration gegen das «Fest der Völker», die Bestandteile einer Sitzblockade sind. (Foto: ddp)
ddp