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So wenig Regen wie 2018 So wenig Regen wie 2018: Droht Sachsen-Anhalt der nächste Dürresommer?

Von Steffen Höhne 25.04.2019, 04:00
Staub liegt über den Feldern, die Sonne brennt heiß. Das Thermometer steigt in Richtung 25 Grad Celsius. Sommerwetter im April.
Staub liegt über den Feldern, die Sonne brennt heiß. Das Thermometer steigt in Richtung 25 Grad Celsius. Sommerwetter im April. dpa

Halle (Saale) - Aufgrund des anhaltend warmen und niederschlagsarmen Wetters könnte in Sachsen-Anhalt erneut ein Dürresommer bevorstehen. Die Bodenfeuchte ist laut Deutschem Wetterdienst (DWD) in einigen Teilen des Landes bereits jetzt niedriger als im Juli 2018. „Sollte die trockene Witterung in den kommenden Monaten anhalten, könnte sich die Dürre des Jahres 2018 wiederholen oder sogar übertroffen werden“, sagte der Leiter der DWD-Agrarmeteorologie, Udo Busch.

Ein extremes Beispiel: In Gatersleben (Salzlandkreis) fielen von Jahresanfang bis heute nur 60,8 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Von Januar bis Ende April 2018 waren es 124 Liter. Die Daten wurden von der Wetterstation des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (Gatersleben) erhoben und sind im Internet einsehbar. In Sachsen-Anhalt insgesamt fielen laut DWD von Januar bis März 2019 etwa 118 Liter. Im Vorjahreszeitraum waren es 112 Liter. Zahlen für den Monat April liegen laut Wetterforscher Busch noch nicht vor.

„Es gibt einige Parallelen zum Vorjahr, nur damals hatten wir noch mehr Wasser im Boden“, sagt Marcus Rothbart, Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt. „Vor allem die Versorgung mit Futtermitteln ist angespannt.“ Die Vorräte in vielen Betrieben seien aufgebraucht. Es sei eine gute Ernte notwendig, um alle Tiere durchzubringen.

Regional gibt es, wie die Niederschlagszahlen zeigen, deutliche Unterschiede. Vielerorts blühen die gelben Rapsfelder. Der Verband rechnet jedoch schon jetzt damit, dass die Rapsernte 30 bis 50 Prozent niedriger ausfallen wird als im Durchschnitt. „Nur wenn in den kommenden Wochen kontinuierlich Regen fällt, kann sich die Lage noch entspannen“, so Rothbart.

Landwirte in Sorge: Vor allem der Weizen braucht Wasser

Vor allem die Hauptanbaufrucht, der Weizen, benötige Regen. „Die Landwirte sind in großer Sorge“, so Rothbart. Niederschlagsprognosen für die kommenden sechs Wochen gibt es nicht. In den vergangenen Jahren waren April und Mai jedoch meist warm und trocken, wie die Langzeitaufzeichnung des Wetterdienstes zeigt.

2018 war bisher in Sachsen-Anhalt das trockenste Jahr seit der Wetteraufzeichnung. Das führte dazu, dass die Böden nicht nur an der Oberfläche, sondern bis in zwei Meter Tiefe austrockneten. „Durch die Niederschläge im Winter sind die Wasserspeicher im Boden jedoch nur etwa zur Hälfte wieder gefüllt worden“, sagt Agrarökologe Matthias Schrödter von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt. „Selbst wenn jetzt mittlere Niederschläge kommen, besteht das Risiko von Ertragseinbußen, da der Wasserbedarf der Kulturen die Menge aus Niederschlag und Bodenspeicher übersteigt.“

Diese Einschätzung teilt Andreas Marx vom Umweltforschungszentrum in Leipzig. Das Institut erstellt einen sogenannten Dürremonitor. Dieser zeigt die Bodenfeuchte an. „Im Südharz beträgt diese aktuell nur 30 Prozent“, so Marx. Ab 50 Prozent würden Pflanzen jedoch schon Stressreaktionen beim Wachstum zeigen. So würden die Blätter und Früchte kleiner.

Tiefe Bodenschichten sind knochentrocken - Bäume in Gefahr

Während die oberen Bodenschichten noch mit Wasser gefüllt seien, zeigt der Dürremonitor in 1,80 Meter Tiefe in weiten Teilen des Landes eine Dürresituation an. Das wird für Bäume mit tiefen Wurzeln zum Problem. Es steigt nicht nur die Waldbrandgefahr, die Bäume werden auch anfälliger für Schädlinge.

Während im Harz ein großer Borkenkäferbefall droht, sind im Raum Anhalt großflächig die Kiefern vom Pilz Diplodia  befallen. In  der  Ora-nienbaumer Heide sind über 40 Teilflächen auf rund 60 Hektar ausgelichtet worden. Der Waldbesitzerverband Sachsen-Anhalt spricht von einer „katastrophalen Situation.“ Nur durch Einschlag lassen sich die Schädlinge bekämpfen. (mz)