Verwaltung Verwaltung: Könnerns Kämmerin übergibt Kasse

Könnern - Ihren unbändigen Optimismus hat sich Eleonore Lehnert bis zuletzt bewahrt. Egal wie groß das Loch im Könneraner Stadtsäckel über die Jahrzehnte wurde, die Kämmerin hat stets gute Miene zum bösen Spiel gemacht - und den auferlegten Zwang zum Sparen den Stadträten so gut verkauft, dass diese in der Vergangenheit jedem ihrer Haushaltspläne zugestimmt haben.
32 Jahre um Finanzen der Stadt gekümmert
Am Freitag geht die 63-Jährige in den Ruhestand - nach 32 Jahren, in denen sich die gebürtige Strenznaundorferin um die Finanzen der Stadt gekümmert hat. Sie freut sich darauf, in ihrem Garten Hand anzulegen und Zeit mit den drei Enkeln zu verbringen. Ebenso stehen Lesen sowie Wander- und Radtouren mit ihrem Mann auf dem Programm.
Doch bei aller Freude schwingt an ihrem letzten Arbeitstag auch Wehmut mit, angesichts dessen, dass sich ihr größter Wunsch in diesem Jahr nicht erfüllen wird: ein ausgeglichener Haushalt. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir das schaffen, damit sich in der Stadt etwas tut.“
Aber dieses Ziel werde laut Eleonore Lehnert allenfalls auf dem Papier erreicht und sei rein spekulativ. Dass sie über viele Jahre hinweg - finanziell gesehen - keinerlei Bewegungsfreiheit hatte, habe es ihr schwer gemacht, sagt sie heute. Nicht zuletzt, weil unter dem Sparzwang allen voran die Ausgaben für freiwillige Aufgaben, wie Spielplätze oder Kultur, gelitten hätten.
Den Wechsel nie bereut
Dennoch: Bereut habe sie den Wechsel von der Finanzrevision in Halle in die Stadtverwaltung nach Könnern nie. Nach der Geburt ihres dritten Kindes habe sie sich ohnehin beruflich verändern wollen, auch die Pendelei zwischen Könnern und Halle sollte ein Ende haben. Als 1984 schließlich die Stelle in Könnern ausgeschrieben wurde, bewarb sie sich - und fing kurz darauf im Rathaus an.
Mittlerweile ist sie die dienstälteste Mitarbeiterin. Fünf Bürgermeister hat sie kommen und gehen sehen - Mario Braumann ist ihr sechster Dienstherr -, Veränderungen blieben nicht aus. „Angefangen habe ich mit der Ist-Buchführung. Da gab es noch keinen Kassenkredit“, erzählt sie. Mit der Wende kam die Kameralistik, derzeit erfolgt die Umstellung auf Doppik.
Wenngleich sie in Berlin Finanzwirtschaft mit Schwerpunkt Haushalt studiert habe, so sei die eigentliche Arbeit eine Herausforderung gewesen. „Als Prüfer sieht man nur das Ergebnis, aber nicht die Berechnung, die dahintersteht.“ Vieles habe sie sich selbst aneignen müssen. „Wir haben uns so durchgewurschtelt in den letzten Jahren“, sagt sie.
Oliver Dippe ist der Nachfolger
Damit ist nun Schluss. Mit ihrem Nachfolger, Oliver Dippe, übernimmt ein Diplomverwaltungsökonom das Amt. „Er kommt vom Fach, daher hat er es nicht so schwer“, meint Eleonore Lehnert. Um den Übergang zu erleichtern, ist der 33-Jährige in den vergangenen drei Monaten parallel mitgelaufen.
Gemeinsam haben sie den Haushalt für 2017 auf den Weg gebracht, den der Hallenser im neuen Jahr den Stadträten vorstellen wird. „Die Lage wird besser“, meint die scheidende Kämmerin und ist überzeugt: „Er schafft das, weil er das theoretische Rüstzeug hat.“ Für Dippe ist es die dritte Arbeitsstelle.
Neue Anstellung war nicht geplant
Nachdem er in den Gemeinden Teutschenthal und Petersberg als stellvertretender Amtsleiter tätig war, ergreift er nun die Gelegenheit, als Amtsleiter einer Kämmerei vorzustehen. Der Wechsel sei - anders als seinerzeit bei Eleonore Lehnert - nicht geplant gewesen, sondern habe sich zufällig ergeben. Und in gewisser Weise kehrt Dippe damit zu seinen Wurzeln zurück. „Ich kenne Könnern von Kindheitstagen an“, erzählt er, „meine Großeltern leben hier.“
Gemeinsamkeit: Grenzenloser Optimismus
Was er außer der Liebe zu Zahlen noch mit seiner Amtsvorgängerin gemein hat, ist die Anzahl von Kindern. Doch ihre wohl größte Gemeinsamkeit liegt in dem scheinbar grenzenlosen Optimismus, den beide versprühen. „Man muss es positiv sehen. Das Glas ist immer halb voll“, sagt der 33-Jährige, der schwierige Finanzlagen von seinen vorhergehenden Arbeitsstätten kennt.
„Es wäre langweilig, wenn es einfach wäre.“ Mit 20 Millionen Euro auf dem Konto könne schließlich jeder umgehen, meint er. Dennoch soll es auch Könnern mit seiner Hilfe bald wieder besser gehen.
Ein erster Schritt in diese Richtung ist getan, denn als letzte Amtshandlung hat Eleonore Lehnert Bedarfszuweisungen beim Land beantragt, so wie bereits im Juli 2012. Die Zahlung von mehr als 4,1 Millionen Euro war allerdings erst in diesem Jahr erfolgt. Nun liege es, wie Dippe sagt, an ihm, „Chancen zu ergreifen, damit es Könnern jedes Jahr ein Stück besser geht.“ (mz)