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Stillstand bei Sosta in Könnern Stillstand bei Sosta in Könnern wegen Warnstreik: Geschäftsführung wurde am Morgen eiskalt erwischt

Von Katharina Thormann 29.05.2019, 09:56
Etliche Mitarbeiter beteiligten sich an der Arbeitsniederlegung bei Sosta in Könnern.
Etliche Mitarbeiter beteiligten sich an der Arbeitsniederlegung bei Sosta in Könnern. katharina thormann

Könnern - Für eine Stunde ging am Dienstagnachmittag nichts mehr beim Edelstahlrohrhersteller Sosta in Könnern. Solange standen alle Bänder still. Stattdessen kämpften rund 30 fest angestellte Mitarbeiter vor den Werkstoren lautstark mit Trillerpfeifen und leuchtend roten Warnwesten für bessere Arbeitsbedingungen.

Aufgerufen zum Streik hatte die Gewerkschaft IG Metall. „Es ist an der Zeit, dass sich die Geschäftsleitung zu einer perspektivischen Gleichbehandlung ihrer Beschäftigten in Ost wie West bekennt. Die Geduld der Kolleginnen und Kollegen ist zu Ende“, sagte Axel Weber, 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Magdeburg.

Stillstand bei Sosta in Könnern: Löhne seit Jahren nicht angepasst

Denn sie fordern endlich eine angemessene Entlohnung, die zum Lebensunterhalt reiche. Momentan liegen die Löhne im Schnitt bei knapp unter zehn Euro bis elf Euro pro Stunde. Seit Jahren seien sie nicht angepasst worden.

Dass die Gewerkschaft nun zum Mittel der Arbeitsniederlegung greifen musste, hängt mit den gescheiterten Verhandlungen zum Jahresbeginn zusammen. Damals forderte die IG Metal vom Unternehmen, eine schrittweise Angleichung der Löhne an die im Stammwerk im niedersächsischen Knesebeck.

Dort verdienen die Mitarbeiter im Schnitt rund 17 Euro pro Stunde. „Doch wir haben schriftlich eine klare Absage dafür erteilt bekommen. Das können wir uns nicht gefallen lassen“, sagte Weber.

Schließlich sollen die fest angestellten Mitarbeiter nicht bis zum St. Nimmerleinstag auf eine deutliche Lohnerhöhung warten müssen.

Stillstand bei Sosta in Könnern: Leiharbeiter verdienen mehr als die Stammbelegschaft

Erschwerend käme noch hinzu, dass in dem Werk derzeit 47 Festangestellte arbeiten würden und 48 Leiharbeiter, die zum Großteil sogar mehr verdienen als die Stammbelegschaft. Denn sie würden nach einem eigenen Tarif bezahlt.

„Das ist weit und breit ein echtes Alleinstellungsmerkmal für diesen Betrieb“, so Weber. Dieser Umstand verschärfe noch den Frust unter den langjährigen Mitarbeitern, die zum Teil seit der Firmeneröffnung 1994 an Bord sind.

Stillstand bei Sosta in Könnern: Verträge wurden nicht geändert

Die Geschäftsführung wurde unterdessen von dem Streik eiskalt erwischt. Und dabei habe man seit der Firmenübernahme 2017 schon einiges für die Belegschaft getan. „Die Verträge der übernommenen Mitarbeiter wurden zu den gleichen Konditionen weitergeführt“, sagt Prokurist Henning Lütkemüller.

Und nicht nur das. Seit der Übernahme wurden die finanziellen und sozialen Bedingungen der Mitarbeiter sogar noch verbessert, heißt es aus der Geschäftsleitung weiter: Im Rahmen individueller Lohnveränderungen wurden die Löhne im Jahr 2018 durchschnittlich um 9,3 Prozent angehoben, mindestens jedoch um fünf Prozent.

Darüber hinaus wurden im vergangenen Jahr zwei Prämien an die Mitarbeiter ausgezahlt. Im gleichen Zeitraum wurden Investitionen in die Maschinen und Anlagen in erheblichem Umfang getätigt.

Zudem hat Sosta massiv in die Ausbildung der Mitarbeiter investiert, um das Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen und die Qualität der Produkte dem marktüblichen Standard anzupassen. Tarifverhandlungen mit der IGM werden deshalb abgelehnt, um die Auslastung und Aufrechterhaltung von Sosta in Könnern sicherzustellen.

Stillstand bei Sosta in Könnern: Die Masse der Angestellten nicht bedacht

Doch auch für den Betriebsrat ist das nicht ausreichend, immerhin sei die breite Masse von der zurückliegenden Lohnerhöhung nicht bedacht worden.

Laut Betriebsratsvorsitzendem Heiko Antes steht eine Lohnerhöhung für die Mitarbeiter erst in zwei Monaten bevor. Zwar liege die bei fünf bis zehn Prozent, in Zahlen ausgedrückt seien das aber gerade einmal 50 Cent bis ein Euro pro Stunde mehr.

Damit würden die großteils fest angestellten Facharbeiter im Durchschnitt dann elf bis zwölf Euro pro Stunde verdienen. Wenn das Unternehmen nicht auf die Belegschaft zugeht, stehen laut IG Metall weitere Warnstreiks bei Sosta bevor. (mz)