Schrottimmobilien im Salzlandkreis Schrottimmobilien im Salzlandkreis: Landrat reagiert auf Kritik aus Alsleben

Aschersleben - Der Befund ist bereits bekannt: Denkmalgeschützte Häuser bereiten Eigentümern, Behörden und potenziellen Investoren seit Jahren massive Probleme. Allein es wurde in den vergangenen Jahren nur an den Symptomen herumgedoktert, statt der Ursache auf den Grund zu gehen - mit dem Ergebnis, dass Häuser verfallen und Straßenzüge gesperrt werden.
Beispiele für Schrottimmobilien finden sich vor allem in kleineren Orten des Kreises. Das soll sich nun ändern. Landrat Markus Bauer (SPD) sagte am Mittwoch im Kreistag zu, „das Thema zu besetzen“. Die Kreisverwaltung wolle sich einerseits mit den besonders betroffenen Gemeinden zusammensetzen und auch den Gesetzestext noch einmal genau anschauen, „damit wir unseren Aufgaben gerecht werden“. Der Landkreis entscheidet zunächst als untere Denkmalschutzbehörde.
Kreis will sich mit Gemeinden zusammensetzen
Bauer reagierte damit auf den angekündigten Hilfeschrei von Anne Krüger aus Alsleben. Sie ist Sprecherin der Bürgerinitiative „Ich bin Alsleben“, die sich unlängst gründete, weil das Stadtbild wegen baufälliger und abrissreifer Häuser zunehmend leidet. Krüger sagte in der Einwohnerfragestunde, sie erfreue sich zwar an sanierten Häusern in Alsleben, Aschersleben oder Bernburg und bezeichnete den Denkmalschutz als unbedingt notwendig. Gleichwohl forderte sie echte Unterstützung - sowohl von der Verwaltung als auch von der Politik -, damit leerstehende und baufällige Häuser endlich abgerissen werden können.
„Ruinen zu erhalten hat nichts mit Denkmalschutz zu tun“
Während Bauer in seiner Wortwahl noch recht abstrakt blieb, waren die Wortmeldungen aus den Reihen der Kreistagsmitglieder nicht nur eindeutig, sie gingen fast ohne Ausnahme auch in die gleiche Richtung: Es ist endlich Zeit zum Handeln! Gerald Bieling (CDU) sagte, es sei eine Schande, dass erst jetzt dafür gekämpft werden soll, die Probleme zu lösen. „Ruinen zu erhalten hat nichts mit Denkmalschutz zu tun.“
Bieling sieht weniger die obere Denkmalschutzbehörde, also das Landesverwaltungsamt, in der Pflicht, sondern den Landkreis als untere Denkmalschutzbehörde. Im Zweifel müsse man sich eben über die Ansicht des Landesamts für Denkmalpflege hinwegsetzen, so der Fraktionschef. Das ist gesetzlich sogar zulässig, verlangt wird seit Jahren nicht mehr das sogenannte Einvernehmen, sondern nur noch ein Benehmen (siehe „Form der Beteiligung“).
„Ersatzmaßnahmen" kosten 600.000 Euro
Manfred Püchel (SPD) sagte, je länger die Situation so bleibe, umso weniger Verständnis hätten die Bürger. Siegfried Westphal (CDU) aus Alsleben verwies darauf, dass der Kreis ein Interesse an Änderungen haben müsse, immerhin müssen aktuell rund 600.000 Euro für sogenannte Ersatzmaßnahmen ausgegeben werden. Andere Kreistagsmitglieder meldeten sich mit zum Teil persönlichen Ansichten zu Wort (siehe „Liebe Leute, an die Kanonen“).
Anne Krüger hatte die Reaktionen bereits erwartet, wie sie sagte. „Alle wissen bereits, dass es höchste Zeit ist.“ Sie hofft nun, dass das angekündigte Engagement dazu führt, dass einerseits im Gesetz nachgebessert wird und andererseits vielleicht Städtebau-Fördermittel auch für kleinere Orte zur Verfügung gestellt werden. „Ansonsten haben wir bald viele weiße Flecken auf der Landkarte.“ Sie verwies darauf, dass in Alsleben entgegen dem Landestrend wieder mehr Menschen leben wollen.
Landesamt für Denkmalpflege bietet Kooperation an
Die Landeskonservatorin Ulrike Wendland sagte auf MZ-Anfrage, sie kenne die Kritik an den Denkmalschützern bislang nur aus Medienberichten. „Mit uns hat noch niemand persönlich Kontakt aufgenommen.“ Das Landesamt für Denkmalpflege überprüfe auf Wunsch gern den Denkmalstatus der Gebäude.
Davon machen ihrer Aussage nach auch Städte wie Halle regen Gebrauch. Voraussetzung für eine Löschung aus dem Denkmalregister ist unter anderem, „dass das Gebäude Denkmalwerte durch Verfall verloren hat“. (mz)