Quarantäne Quarantäne wegen Maul- und Klauenseuche Oktober 1962 Kreis Bernburg: Cörmigk, Preußlitz, Könnern und Biendorf besonders betroffen

Bernburg - Deutschlandweit ruht seit Mitte März der Ball. Von der ersten Bundesliga bis zur untersten Kreisklasse sind die Plätze verwaist. Frühestens Anfang Mai will die Deutsche Fußball-Liga den Spielbetrieb in den zwei höchsten Ligen fortsetzen - unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Dagegen wurde in Belgien die Saison bereits abgebrochen. Der hoch ansteckende Corona-Virus hat neben großen Teilen der Wirtschaft den Sport ebenfalls komplett außer Gefecht gesetzt.
Ein ähnliches Desaster ging, wenn auch nur regional begrenzt, vor knapp 58 Jahren über die Bühne. Die Maul- und Klauenseuche breitete sich ab Juli 1962 im Süden des Altkreises Bernburg immer rasanter aus. Die Viruserkrankung ist für den Menschen zwar ungefährlich, kann aber für Schweine und Rinder tödlich verlaufen.
Maul- und Klauenseuche breitete sich ab Juli 1962 im Süden des Altkreises Bernburg rasant aus
Die Planzahlen für die Tierproduktion sowie vor allem die Versorgung der Bevölkerung mit Rind- und Schweinefleisch war gefährdet. Die betroffenen Ortschaften samt ihrer Einwohner wurden unter Quarantäne gesetzt, auf den Straßen weiße Sägemehlteppiche gestreut, um den für die Nutztiere gefährlichen Virus Herr zu werden.
„Vom 30. September bis zum 21. Oktober 1962 herrschte in der damaligen ersten Kreisklasse eine komplette Spielpause. In dieser Saison wurde wegen der Seuche auch kein Pokalsieger ermittelt - ein Novum in der Fußballgeschichte des ehemaligen Altkreises Bernburg“, erzählte der KFV-Vorsitzende Frank Krella, der bei einem Blick in sein privates Archiv auf diese Geschichte stieß.
Die Orte Cörmigk, Preußlitz, Könnern und Biendorf waren besonders betroffen. „Die Teams aus Peißen und Poley durften wenigstens auswärts antreten. Aber der Terminplan wurde durch die Maul- und Klauenseuche völlig durcheinander gewirbelt“, so Frank Krella.
Um einen Meister zu ermitteln, holten die Vereine bei klirrender Kälte zwischen dem 23. Dezember 1962 und 13. Januar 1963 vier Punktspielrunden nach.
In der Saison 1962/32 wurde wegen der Seuche auch kein Pokalsieger ermittelt im Kreis Bernburg ermittelt
An diese Geschichte können sich nur noch die älteren Fußballer erinnern. Herbert Adam stand damals im Kasten von Traktor Plötzkau. Der Verein spielte in dieser Saison in der Bezirksklasse und schaffte am 4. August 1963 unter Kapitän Martin Bartel den Aufstieg in die Bezirksliga.
Doch auch in Plötzkau konnte im Herbst 1962 nicht auf Torejagd gegangen werden. „Ich habe schon damals in Bernburg gewohnt. Zu jener Zeit führte für kein Weg nach Plötzkau rein, um die Seuche in den Griff zu bekommen. Meine Teamkollegen haben damals die Pause genutzt, um das Sportlerheim auf Vordermann zu bringen“, berichtete der ehemalige Torhüter.
Der Neugattersleber Manfred Pülicher spielte damals mit seinem Schwager Dieter Jasper in Magdeburg. „Deswegen war ich nicht direkt betroffen, kann mich aber noch daran entsinnen, dass es diese Pause einmal gab“, so der technisch versierte Mittelfeldspieler, der sich jedoch auch wünscht, dass der Ball so schnell wie möglich wieder rollt. Wie alle Menschen, die hoffen, dass bald wieder in ganz Europa Normalität einkehrt. (mz)