Ökolandbau Tierschutz Ökolandbau Tier- und Pflanzenschutz: Ministerin Dalbert diskutiert in der Saalemühle in Alsleben

Alsleben - Welche Anforderungen werden an die Landwirte der Zukunft gestellt? Müssen dafür vielleicht sogar ganz andere Berufsbilder entwickelt werden? Mit diesen und anderen Fragen hat sich Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Grüne) am Dienstag bei einem Besuch in der Saalemühle und Dresdner Mühle Alsleben GmbH in Alsleben mit Geschäftsführer Michael Gutting und weiteren Mitgliedern der Führungsebene unterhalten.
Auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie Vermarktungsstrategien waren Themen des Gesprächs, zu dem die Saalemühle die Ministerin eingeladen hatte.
Im Mittelpunkt stand dabei das Leitbild „Landwirtschaft 2030 Sachsen-Anhalt“, das das Ministerium im vergangenen Jahr in einem 14-seitigen Papier veröffentlicht hatte. Im Wesentlichen geht es darum, den Ökolandbau zu fördern und den Tierschutz in den Vordergrund zu stellen. Von den Landwirtschaftsverbänden wird dieses Leitbild jedoch abgelehnt.
Ministerin Claudia Dalbert plädiert für weniger Einsatz von Chemikalien
„100-prozentiger Ökolandbau ist nicht möglich“, weiß auch Ministerin Claudia Dalbert. Aber eine Reduktion beim Einsatz von Chemie hält auch Michael Gutting für möglich. Er ist sich auch sicher: „Das Konventionelle muss sich verändern.“
Die Saalemühle arbeitet mit 350 Landwirten zusammen, 440.000 Tonnen Getreide werden jährlich zu Mehl gemahlen, wobei die Saalemühle schon frühzeitig, nämlich bei der Wahl des Saatgutes, Einfluss nimmt.
Auch die Geschäftsführung des Unternehmens, zu dem deutschlandweit mehrere Standorte mit 400 Mitarbeitern gehören, beschäftige sich seit zwei Jahren intensiv mit dem Thema Biodiversität, also Artenvielfalt. In diesem Jahr habe man in ganz Deutschland auf 200 Hektar Blühflächen angelegt. Michael Gutting jedoch würde sich eine Mischung aus Blühflächen und Neuanpflanzungen von Bäumen wünschen.
Die Unternehmensleitung blickt aber nicht nur zunehmend auf den ökologischen Aspekt, sondern legt auch Wert auf eine gute Ausbildung. Derzeit gebe es am Standort in Alsleben 14 Auszubildende, unter anderem zum Müller, Mechatroniker, zur Lager- und Logistikfachkraft sowie im Bereich Lebensmittelsicherheit.
Saalemühle bemühe sich mit Praktika und auf Messen frühzeitig um neue Mitarbeiter
Man biete nicht nur Praktika an, um den Nachwuchs frühzeitig zu binden und sei auf Messen vertreten, sagte Prokuristin Anja Twietmeyer. Es spreche sich unter den jungen Leuten auch herum, dass die Saalemühle ein attraktiver Arbeitgeber sei, fügte Michael Gutting hinzu.
Dennoch finden es beide wichtig, schon viel zeitiger anzusetzen. „Wir würden uns wünschen, dass die Landwirtschaft schon viel früher integriert ist in der Schule“, so der Saalemühle-Geschäftsführer. Schließlich sei man gerade in der landwirtschaftlich geprägten Region auf genügend qualifizierten Nachwuchs angewiesen.
Es müsse auch keine neuen Berufsbilder in der Landwirtschaft geben. „Aber die Berufsbilder müssen sich weiterentwickeln, denn die Anforderungen nehmen zu“, meint Gutting. Schon allein, weil die hoch technisierten Fahrzeuge nicht mehr viel mit den Maschinen von früher zu tun haben.
Auch in der Landwirtschaft sei ein Breitband-Internetzugang inzwischen unverzichtbar
Unverzichtbar sei auch in der Landwirtschaft überall ein schnelles und stabiles Internet, meint Gutting. Eine Auffassung, die auch die Ministerin teilt. Doch das Unternehmen stellt nicht nur Forderungen, sondern will selber etwas tun, um den Nachwuchs schon frühzeitig mit der Landwirtschaft vertraut zu machen:
Man plane, eine landwirtschaftlich geprägte Gesamtschule mit einem privaten Träger in Alsleben zu etablieren, sagte Anja Twietmeyer. Hier könnten die Schüler theoretisches Wissen und praktische Arbeit miteinander verbinden.
Beim Thema „Vermarktung“ sieht Gutting „die Endlichkeit der regionalen Vermarktung“. „Bio“ könnte zwar eine Chance sein. Aber statt auf Bio im Supermarkt zu setzen, findet er es sinnvoller, Start-ups zu unterstützen, die auf Kundenwünsche eingehen. (mz)