Naturschutzgebiet Naturschutzgebiet : Im Teufelsgrund die Ärmel hochgekrempelt

Könnern - Lange Zeit haben Spaziergänger vergeblich versucht, Könnerns etwas mystisches Naherholungsziel mitten in den Waldhängen in Richtung Rothenburg zu besuchen.
Nichts ging mehr im so genannten Teufelsgrund, durch den schon Generationen von Schulkindern in Könnern und Rothenburg spaziert sind und einen Schwapp Wasser aus dem historischen Quellhahn in Teufelsoptik probiert haben.
Naturschutzgebiet bei Könnern: Bäume und Äste haben den Weg versperrt
Doch Bäume und Äste haben den schmalen Wanderweg dorthin versperrt. Die Quelle, die irgendwo mitten am Hang entspringt, hatte zudem den Bachlauf verlassen und lief über Teile des Waldweges.
Ein Durchkommen unmöglich. Unmöglich fanden diesen Zustand auch die Mitglieder der Könneraner Anglergruppe Brasse.
„Wir kümmern uns sonst vor allem um die Sauberkeit unseres Angelgewässers, dem Lettenloch“, erzählt der Vorsitzende Volker Müller. Regelmäßig sind die Mitglieder damit beschäftigt, den von Unbekannten zurückgelassenen Müll aufzusammeln und zu entsorgen.
Doch diesmal hatten die Mitglieder ihre Gummistiefel an einer Stelle an, an der man Fische vergeblich sucht - obwohl man dort das Wasser plätschern hört.
Naturschutzgebiet bei Könnern: 20 Angler haben angepackt
„Die jüngeren Mitglieder im Verein, die kleine Kinder haben, wollten mit ihnen gern einmal wieder in den Teufelsgrund spazieren. Man kam dort aber nicht mehr richtig ran“, begründet Müller den kürzlich durchgeführten Arbeitseinsatz.
Rund 20 Angler und Freiwillige räumten nach Absprache mit der Naturschutzbehörde die unzähligen herumliegenden Äste vom Wanderweg und schaufelten mit Schippen den Bachlauf wieder frei, der im Tal in der Saale mündet.
Vor allem bei Volker Müller selbst kamen dabei einige Erinnerungen hoch. Zum Beispiel an die Zeit, als die Gaststätte oberhalb der Quelle noch betrieben wurde.
„Ich glaube bis in die 60er Jahre hinein“, sagt der ehemalige Rothenburger. Auch er wanderte regelmäßig dorthin.
Schließlich wurde dort von der Familie Gorgas aus Rothenburg nicht nur Kaffee, Kuchen und Bier serviert, sondern auch ausgiebig getanzt. „Dort oben war die Tanzfläche“, zeigt Müller auf ein Plateau am gegenüberliegenden Hang des immer im Sommer betriebenen Gasthauses. Die vier vermoosten Treppenstufen weisen den Weg hinauf.
Naturschutzgebiet bei Könnern: Die Zeit ist stehengeblieben
Aber auch vor dem Gasthaus selbst scheint die Welt stehengeblieben zu sein. Ein alter Teekessel steht im Fensterbrett. Die hölzernen Fensterläden im Obergeschoss scheinen nur für die Nachtruhe geschlossen zu sein. Nur im Erdgeschoss fehlen ein paar Fensterscheiben und die Farbe auf der überdachten Terrasse mit Rundbögen ist verblichen.
„Nach der Wende sollte das Haus wieder als Gastwirtschaft hergerichtet werden, doch daraus ist nichts geworden“, bedauert Müller.
Naturschutzgebiet bei Könnern: Ort der Anbetung für Heiden?
Schließlich hat der Teufelsgrund, der seinen Namen möglicherweise daher hat, dass er einst den Heiden zur Anbetung ihrer Götter diente, für Könneraner und Rothenburger noch immer eine magische Anziehungskraft.
Das zumindest haben schon die Autoren des Buches „Wanderung durch den Saalkreis“ vor 100 Jahren vermutet. Belegt ist zumindest, dass es sich bei dem Teufelsgrund um ein steilwandiges Seitentälchen handelt und der über 50 Meter hohe Steilhang im Durchbruchstal der Saale liegt.
Damit eignete er sich sogar für den Weinanbau. Wer genau hinschaut, kann die Terrassen noch sehen. „Es lohnt sich, hier entlang zu spazieren“, sagt Müller und hofft, dass der Teufelsgrund durch die Hilfe der Angler auch die künftigen Generationen in seinen Bann zieht.
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Etwa bis in die 1960er Jahre hinein ist der Teufelsgrund für viele Könneraner und Rothenburger ein beliebtes Ausflugsziel gewesen. Vor allem auch wegen der Gaststätte direkt oberhalb der Quelle. Diese muss sogar schon Anfang des 20. Jahrhunderts existiert haben, also mehrere Jahrzehnte. Sie bestand nicht nur aus einem kleinen Gasthaus, sondern auch zwei Freisitzen - links und rechts des Bachs - sowie einem kleinen Spielplatz und einer Tanzfläche.
Haben Sie vielleicht noch Erinnerungen an die Zeit, vielleicht was Sie selbst dort erlebt haben, was dort serviert wurde oder vielleicht sogar andere Ereignisse oder Feste, die sich dort zugetragen haben? Dann erzählen Sie es uns, gern auch mit historischen Fotos, die Sie vielleicht noch auf dem Dachboden liegen haben!
Das ist möglich per Telefon unter: 03471/6520212, per E-Mail an folgende Adresse: [email protected] oder per Post an die folgende Adresse: Mitteldeutsche Zeitung, Lokalredaktion Bernburg, Lindenstraße 19, 06406 Bernburg. (mz)

