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Astronomie Nahe der Steinstraße in Cochstedt: Ausgedientes Trafohaus soll zur Sternwarte umgebaut werden

Von Marko Jeschor 30.12.2017, 12:55
In einem nicht mehr genutzten Trafohäuschen oberhalb der Steinstraße in Cochstedt soll die Sternwarte entstehen.
In einem nicht mehr genutzten Trafohäuschen oberhalb der Steinstraße in Cochstedt soll die Sternwarte entstehen. Gehrmann

Cochstedt - Einen Blick in die Sterne, in die Vergangenheit des Universums also, hat noch immer jeden begeistert. Künftig könnte das beschauliche Cochstedt zu einem neuen Mekka für Sternenfreunde werden.

Der Wahl-Cochstedter und Mitglied der Astronomischen Gesellschaft Magdeburg, Klaus Retzlaff, will mit Hilfe der Stadt Hecklingen und weiteren Unterstützern jedenfalls eine Sternwarte oberhalb der Steinstraße bauen - auf einem alten, längst ausgedienten Trafohäuschen, das auf einem Grundstück der Stadt steht.

Der Sternwarte-Traum von Cochstedt: Das Teleskop ist schon da

Nur rund 25.000 Euro sind dafür notwendig, wie die zuständige Leader-Managerin Gudrun Vieweg auf MZ-Anfrage erklärte.

Denn ein teures Teleskop steht als Dauerleihgabe von Bernd Hübel schon zur Verfügung. Der Betrieb soll ehrenamtlich abgesichert werden, wie Retzlaff sagt.

Das Projekt wurde von der Leader-Gruppe Börde-Bode-Auen jüngst auf Platz fünf in der Prioritätenliste gesetzt.

Der Sternwarte-Traum von Cochstedt: Abgelegenheit ist ein Glücksfall

Sternwarten gibt es in der Region nur vereinzelt. Es findet sich entsprechende Technik unter anderem in Quedlinburg, Halle und Magdeburg.

Dafür kann Aschersleben mit einem Planetarium aufwarten.

Wird die Abgelegenheit des Ortes am Rande des Hakels sonst eher negativ ausgelegt, so erweist sie sich in diesem Fall doch als Glücksfall.

„Die Bedingungen hinsichtlich der Lichtverschmutzung gehören zu den besten der noch sinnvoll erreichbaren Umgebung Magdeburgs“, heißt es in dem Projektantrag.

Retzlaff, selbst promovierter Naturwissenschaftler, drückt es etwas einfacher aus: Cochstedt ist besonders dunkel. Und das ist für die Beobachtung von lichtschwachen Objekten im Weltall besonders wichtig. „Man braucht Kontrast zwischen dem Objekt und dem Himmelshintergrund.“

Der Sternwarte-Traum von Cochstedt: Öffentliche Beobachtungen geplant

Bislang schaut der 55-Jährige in die Tiefen des Weltall von seinem Garten aus. Sollte die Sternwarte tatsächlich irgendwann gebaut werden können, soll sich eine ganze Schar von Hobbyastronomen regelmäßig an der Sternwarte treffen.

Geplant seien öffentliche Vortrags- und Beobachtungsabende sowie Bildungsangebote für Schulen und andere Einrichtungen. Übrigens nicht nur in der Nacht. Man könne die Sternwarte auch als Sonnenturm nutzen, so Retzlaff.

Der Sternwarte-Traum von Cochstedt: Dach muss entfernt werden

Dafür muss nach groben Planungen zunächst das Dach des Trafohäuschens entfernt und durch eine schwingungsfreie Plattform mit einer Drei-Meter-Kuppel ersetzt werden.

Um die Kuppel herum ist zudem Platz denkbar für weitere mobile Teleskope. Der Aufgang soll entweder über eine Treppe im Inneren oder außen erfolgen, die Stromversorgung entweder über Sonnenenergie oder das öffentliche Stromnetz.

Der Sternwarte-Traum von Cochstedt: Für Wissenschaft begeistern

Über allem steht für die 25-köpfige Astronomische Gesellschaft Magdeburg dabei das Ziel, Interessierte, insbesondere aber Schüler nachhaltig für die Wissenschaft und die Schönheit der Natur zu interessieren. Daneben soll die Sternwarte auch als touristische Attraktion fungieren.

Das geplante Teleskop, das mit einem 40-Zentimeter-Spiegel arbeitet und deshalb technisch gesehen in der Region einzigartig ist, soll dabei nicht das einzige Argument bleiben, um Touristen anzulocken.

Vielmehr könnte der Turm auch als kleines Museum fungieren, indem sowohl die Geschichte Cochstedts präsentiert wird als auch Exponate der Brüder Silberschlag, deren Wirken eng mit dem Ort verbunden ist.

Dafür wolle man mit der Silberschlag Stiftung zusammenarbeiten, so Retzlaff.

Der Sternwarte-Traum von Cochstedt: Am Projekt wird festgehalten

Auch wenn das Vorhaben zunächst nicht bei der Vergabe der Leader-Fördermittel für das kommende Jahr eine Rolle spielt und die Astronomische Gesellschaft allein die Gelder nicht aufbringen kann, so hält der Hobbyastronom doch an dem Projekt fest.

Zu sehr möchte Retzlaff mit anderen die Leidenschaft teilen, sich den Mond im Details anzuschauen oder Exoplanten zu beobachten. (mz)