Nach Karriere bei Amazon Nach Kariere bei Amazon: Anne Fiedler bloggt über Selbstständigkeit und finanzielle Bildung

Staßfurt - Diese Anne Fiedler, sie war schon immer anders. Am Gymnasium in Staßfurt, als ihre Mitschüler für die Abschlussprüfungen paukten, unterrichtete sie schon Englisch in Magdeburg. Trotz etlicher Fehltage machte sie ihr Abitur mit 1,7.
Heute, knapp 15 Jahre später, kann sie bereits auf eine Karriere zurückblicken, für die andere womöglich Jahrzehnte benötigen. Für den Internetgiganten Amazon jedenfalls leitete sie in Regensburg die Beschwerdeabteilung für den deutschen Markt, die direkt an den Gründer und Milliardär Jeff Bezos berichtete.
Heute 33-Jährige arbeitete für Amazon und McFit
Zuvor hatte die heute 33-Jährige für die Fitnesskette McFit in Berlin die Callcenter für Europa aufgebaut und Fitnessstudios in Italien aufgekauft.
Doch statt die Karriereleiter weiter emporzuklettern, verfolgt sie mittlerweile ein anderes Ziel: Die gebürtige Staßfurterin will sich langfristig von der klassischen Erwerbsarbeit befreien. Das Kapital soll für sie arbeiten, nicht umgekehrt.
Sie sagt: „Um glücklich zu sein, möchte ich Dinge machen, die Sinn ergeben. Und nicht für Dritte arbeiten.“ Erfahrung darin hat sie bereits einige: Mit Mitte 20 kaufte sie ihre erste Eigentumswohnung in Magdeburg. Parallel dazu investierte sie nicht nur in weitere Geldanlagen wie Aktien, sondern vor allem in Humankapital - ihre eigene Bildung, speziell über Finanzen.
Sparkassenfachwirt und Master in Business Administration
So folgte dem Sparkassenfachwirt ein Master in Business Administration an der Uni Magdeburg sowie etliche weitere Qualifikationen, die sie mittlerweile auch als Expertin für Digitalisierung ausweisen.
Aktuell macht sie zudem einen Fernlehrgang zur Immobilienmaklerin; das übrigens nur, weil sie die für sich richtige Immobilie finden will. Daneben hört sie unzählige Hörbücher und Podcasts.
Vieles erfährt man auch auf ihrem Internetblog frauschnabelkraut.de, den sie seit gut einem Jahr betreibt. Denn sie will nicht nur sich selbst verwirklichen, sondern andere Frauen dazu ermuntern, deutlich mutiger zu sein.
„In Deutschland werden gute Mitarbeiter ausgebildet, aber keine guten Unternehmer“
„Finanzblogs gibt es zwar viele. An der Frauenfront bin ich aber fast eine Einzelkämpferin.“ Frauen seien seit jeher nicht so risikobewusst wie Männer, häufig auch noch abhängig von ihren Partnern, die, obwohl die Einkommensunterschiede nicht mehr so eklatant sind, noch immer vorhanden sind.
Daneben sieht Anne Fiedler aber auch die Schule in der Verantwortung. „In Deutschland werden gute Mitarbeiter ausgebildet, aber keine guten Unternehmer.“ Viele würden das Risiko scheuen, weil sie im Elternhaus gelernt hätten, besser keine Kredite aufzunehmen und immer pünktlich Rechnungen zu begleichen.
Dabei sei das Risiko immer nur relativ. Sie findet: Gerade im Zuge der Digitalisierung fehle Deutschland noch immer der Mut. Sie will das ändern. Zumindest ein wenig.
„Viele Frauen haben es schwer, sich in Männerwelt durchzusetzen”
Denn es gibt ihrer Aussage nach ganz viel Potenzial, gerade auch weibliches. „Ich treffe dank des Blogs immer mehr Frauen, die tolle Ideen haben und sich selbstverwirklichen wollen, sich aber nicht trauen oder es schwer haben sich in der Männerwelt durchzusetzen.“
Dass es tatsächlich schwer sei, erlebe sie selbst als Patchwork-Mama. Die 33-Jährige lebt seit einem Jahr mit ihrem Freund, den sie bei Amazon kennenlernte, und dessen zwei Kindern in Ingolstadt. Dort arbeitet sie mittlerweile für ein mittelständisches Unternehmen, das Heizungen und Klimatechnik baut. „Bei allem Engagement: Mein Herz schlägt weder für Pakete, noch für den Sport oder für Wärmepumpen. Die Menschen sind mir wichtig.“
Für diese Firma wird sie allerdings auch nicht bis ins Rentenalter arbeiten. Vielmehr sei ihr nächstes Ziel die komplette Selbstständigkeit. Mit ihrem Blog verdient sie zwar schon etwas Geld über Provisionen. Das Startkapital und auch die Zeit für die ganz großen Projekte habe sie jedoch nicht. Noch nicht.
(mz)