Nach Irrfahrt im Rettungswagen Kritik an Notfallversorgung im Salzlandkreis: Ausschuss des Kreistags lädt Ameos-Regionalgeschäftsführer Robert Möller ein

Aschersleben/Benburg - Der Druck auf Klinikbetreiber Ameos wegen der Kritik an der Notfallversorgung von Patienten im Salzlandkreis wächst. Regionalgeschäftsführer Robert Möller soll persönlich zum Rapport in den Gesundheitsausschuss des Kreistages zitiert werden.
Eine entsprechende Einladung zur Sitzung werde verschickt, teilte Ausschussvorsitzender Christian Jethon (Die Linke) am Freitag auf MZ-Anfrage mit. Voraussichtlich am 17. April ist die Sitzung in Bernburg.
Ausschuss soll am 17. April in Bernburg beraten
Zudem warten auf die Geschäftsleitung einige unangenehme Fragen der Regionalbeiräte beim nächsten Treffen im April. „Wir müssen erwarten dürfen, dass Kliniken im Notfall auch angefahren werden können“, sagte Detlef Gürth (CDU) aus Aschersleben.
Das verlange das Rettungsdienstgesetz. „Ich erwarte klare Antworten“, erklärte auch der Atzendorfer Johann Hause (FDP). Die SPD will einen Ameos-Vertreter zu einer Sondersitzung der Fraktion nach Ostern einladen, wie Manfred Püchel sagte. „Kein Patient darf auf der Strecke bleiben.“
Ameos war Anfang März in die Schlagzeilen geraten, weil ein 79-jähriger Mann aus Egeln erst nach einer mehrere Stunden dauernden Irrfahrt im Rettungswagen behandelt worden war. Nach Bekanntwerden dieses Falls informierte Landrat Markus Bauer (SPD) im Kreistag, dass sich Meldungen über Probleme bei der Patientenaufnahme in den Kliniken zuletzt häuften. Er habe deswegen bereits einen Brandbrief an die Konzernzentrale in der Schweiz geschrieben.
Kreis ist Organisation des Rettungsdienstes zuständig
Der Landkreis ist zwar nicht Aufsichtsbehörde der Kliniken, wohl aber für die Erfüllung der Hilfsfristen von Rettungswagen und Notärzten verantwortlich. Noch immer erreichen vor allem Rettungswagen Notfallpatienten nicht in der vorgeschriebenen Zeit - laut Kreisverwaltung auch, weil die Fahrzeuge oftmals aus fremden Bereichen kommen. Eine Irrfahrt wie im Egelner Fall ist dabei nicht nur schlecht für de Frist, sondern vor allem für betroffene Akutpatienten.
Gürth kritisiert Personalwechsel bei Ärzten und Pflegern
Der Landtagsabgeordnete Gürth sagte, Ameos habe zwar seine Investitionsversprechen nach der Übernahme der ehemaligen Salzlandkliniken gehalten. Nur müsse der Betreiber aufpassen, nicht trotzdem sein Image zu beschädigen.
Er kritisierte neben der Notfallversorgung auch die hohe Personalfluktuation - sowohl im Bereich der Geschäftsführung als auch bei den Ärzten sowie Pflegern. Die Verantwortlichen vor Ort sowie Hausärzte benötigen Verlässlichkeit, so Gürth. „Medizinische Versorgung ist auch eine Vertrauensfrage.“
Ameos gibt keine Auskunft über Klinikpersonal
Einen genauen Überblick über die personellen Wechsel bei Ameos im Salzlandkreis wollte der Konzern bereits Anfang Februar auf MZ-Anfrage nicht geben. Unternehmenssprecherin Alexa von Dossow teilte lediglich mit, die Zahl der Mitarbeiter sei seit der Übernahme der Salzlandkliniken leicht gestiegen.
Regionalbeirat Püchel sagte jedoch, er staune bei den Treffen jedes Mal, wie viele neue Namen genannt werden. Er erklärte, Ameos tue gut daran, mit den Problemen offen umzugehen. „Alles andere sorgt nicht für Vertrauen.“ Sabine Dirlich (Die Linke) sagte, sie sei jedes Mal gespannt, ob sie die Neuen je wiedersehe.
Püchel weist auf Probleme mit Hausärzten hin
Püchel sieht Schwierigkeiten bei der Notfallversorgung von Patienten jedoch nicht allein bei Ameos. Vielmehr sei das ein allgemeines Problem - unter anderem wegen „Pseudopatienten“, die häufig keine Notfälle darstellten, und Patienten, die statt des hausärztlichen Dienstes lieber die Notaufnahme nutzen.
Er warnte allerdings davor, eine Stimmung aufkommen zu lassen, „die der Sache nicht gerecht wird“. Ameos habe Krankenhausstandorte in Staßfurt gerettet und in neue Technik investiert.
Bieling: „Der Beirat hat doch nur eine Alibi-Funktion“
CDU-Fraktionschef Gerald Bieling kritisiert das Vorgehen der anderen Parteien als puren Aktionismus. Die Schreiben des Landrats stellten so ziemlich das Einzige dar, was der Landkreis tun könne.
Vom Regionalbeirat erwartet Bieling unterdessen nicht viel. „Der Beirat hat doch nur eine Alibi-Funktion.“ Ähnlich sieht es auch Dirlich. Man dürfe zwar Fragen stellen, habe aber keine Entscheidungsbefugnisse. Andererseits dürfe man sich nach der Privatisierung darüber nicht beklagen. Gürth sagte dazu, der Beirat sei nun mal kein Aufsichtsrat. Auch Püchel erklärte, der Beirat habe eine wichtige Mittlerfunktion. (mz)