Irrfahrt im Rettungswagen Irrfahrt im Rettungswagen von Halberstadt über Aschersleben nach Staßfurt: Wurde Notfallpatient (79) bei Ameos nicht schnell genug behandelt?

Aschersleben - Wie gut steht es um die Notfallversorgung im Kreis? Diese Frage warf in der jüngsten Kreistagssitzung Egelns Bürgermeister Reinhard Luckner auf. Er schilderte einen sehr persönlichen Fall. Demnach habe er am Abend des 19. Februar eine Odyssee mit seinem 79-jährigen Schwiegervater erlebt, dem offenbar nicht schnell genug geholfen wurde. Im Ergebnis sagte Luckner: „Ich mache mir ernsthafte Sorgen um die medizinische Versorgung.“
Harzklinikum Halberstadt habe Patienten abgewiesen
Der 79-Jährige sollte mit akuten Beschwerden notärztlich in ein Krankenhaus eingeliefert werden. „Allerdings sah sich keine Klinik in der Lage, ihn aufzunehmen.“ Weder eine im Landkreis, die von Ameos betrieben werden, noch die Uniklinik in Magdeburg. Deswegen sei der Notarzt mit dem Mann ins Ameos-Klinikum nach Halberstadt gefahren, wo er allerdings ebenfalls abgewiesen worden sei, so Luckner.
Später sei zumindest eine Magenspiegelung in Aschersleben durchgeführt worden - allerdings sei keine stationäre Aufnahme erfolgt. Vielmehr habe der Notarzt kurz vor Mitternacht ein Bett in der Geriatrie in Staßfurt organisiert.
Von Aschersleben nach Staßfurt und wieder zurück
Bereits am nächsten Morgen sei der 79-Jährige allerdings wieder nach Aschersleben verlegt worden, weil sich sein Zustand verschlechterte. Dort wurde er mit Verdacht auf akuten Darmverschluss operiert, mittlerweile sogar mehrmals. Seither liegt der Mann nach Angaben von Luckner auf der Intensivstation.
Das Schlimme daran, es ist offenbar kein Einzelfall. Landrat Markus Bauer (SPD) sagte im Kreistag, bereits Ende vergangenen Jahres habe es Anzeichen für Versorgungsprobleme gegeben. Man habe deswegen den Betreiber angeschrieben. Bauer erklärte, er wolle die erneute Anregung aufnehmen. „Sicherheit und Fürsorge müssen einfach gegeben sein.“
Ameos-Sprecherin äußert sich nur schriftlich
Ameos wollte auf den Einzelfall auf MZ-Anfrage nicht näher eingehen. Sprecherin Alexa von Dossow teilte schriftlich lediglich mit, keine der genannten Klinika im Landkreis sei in dem fraglichen Zeitraum für Notfallpatienten abgemeldet gewesen - lediglich die in Quedlinburg und Wernigerode hätten in dieser Zeit nicht angefahren werden können.
Auch teilte sie weiter mit, warum der Patient nicht nach Bernburg, Aschersleben oder Halberstadt gefahren worden sei, sei nicht bekannt. Laut Luckner sei er aber eben in den Kliniken der genannten Städten abgewiesen worden.
Sozialministerium sieht Notfallsanitäter in der Pflicht
Auch das für Gesundheit zuständige Sozialministerium konnte sich zunächst nicht zu dem Fall äußern. Der „Volksstimme“ teilte ein Sprecher mit, grundsätzlich müsse ein Rettungswagen das nächste geeignete Krankenhaus anfahren.
Allerdings könne es sein, dass dort zum Zeitpunkt der Einlieferung nicht genügend Kapazitäten gebe. Dann sei eine Aufnahme nicht möglich. Deswegen sei es wichtig, dass ein die Notfallsanitäter wissen, wohin der Patient gebracht werden könne. (mz)
In einer früheren Version dieses Berichts war irrtümlich die Rede vom Harzklinikum, das Klinikum in Halberstadt wird jedoch von der Ameos-Gruppe betrieben. Wir haben den Fehler korrigiert.