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Jobs und Tarife bei Ameos Ameos-Kliniken in Aschersleben Bernburg Staßfurt und Schönebeck: Betriebsrat und Geschäftsleitung reden über Tarife

Von Marko Jeschor 01.03.2018, 08:55
Das Ameos-Klinikum in Bernburg
Das Ameos-Klinikum in Bernburg Archiv/Pülicher

Aschersleben/Bernburg - Fünf Jahre saßen die Mitarbeiter des Klinikbetreibers Ameos im Salzlandkreis dank Kündigungsschutz fest im Sattel. Die Schonfrist nach der Übernahme der ehemaligen Salzlandkliniken durch den Schweizer Gesundheitsdienstleister ist seit mittlerweile zwei Monaten vorbei - ohne allerdings, dass klar ist, wie es weitergeht für die über 1.600 Beschäftigten an den Standorten Bernburg, Aschersleben, Staßfurt und Schönebeck. Viele fragen sich deshalb: Was wird aus uns?

Die Antwort dazu handeln nach Unternehmensangaben gerade der Betriebsrat für die Standorte Aschersleben und Staßfurt sowie die Geschäftsführung aus. Das heißt: Ohne die Beteiligung der Arbeitnehmervertreter in Bernburg und Schönebeck. Und ohne die Gewerkschaften Verdi oder Marburger Bund.

Arbeitnehmervertreter aus Bernburg und Schönebeck sind nicht dabei

Auf MZ-Anfrage teilte Ameos schriftlich mit: Diese Verhandlungen seien exemplarisch und sollen Pilotcharakter für die anderen Kliniken im Salzlandkreis haben.

Regionalgeschäftsführer Robert Möller lässt sich so zitieren: „Uns ist besonders wichtig, die hiesigen Gegebenheiten und Wünsche der Mitarbeitenden zu berücksichtigen und dabei innovativ und flexibel zu agieren.“

Verdi: „Die Geschäftsführung blockiert uns wieder“

Mit anderen Worten: Einen von den Gewerkschaften ausgehandelten Tarifvertrag soll es nicht geben. Diesen Eindruck bestätigt auch die zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretärin Manuela Hase auf MZ-Anfrage. Sie sagte: „Die Geschäftsführung blockiert uns wieder.“ Dabei seien alle Regelungsabsprachen bereits über einen Tarifvertrag geregelt.

Wieder, weil Ameos Verdi offenbar immer noch übel nimmt, nach der Übernahme der Salzlandkliniken gegen die vom Betriebsrat und Geschäftsführung geschlossenen Verträge vorgegangen zu sein - zu Unrecht, wie erst im vergangenen Jahr das Bundesarbeitsgericht letztinstanzlich entschied.

Ameos-Geschäftsleitung ist sauer auf Verdi

Vorausgegangen waren gescheiterte Gespräche zwischen beiden Parteien (die MZ berichtete). Doch bedeutet der juristische Streit, die Gewerkschaft dauerhaft außen vor zu lassen? Nachfragen wollte die Ameos-Geschäftsführung nicht beantworten.

Überhaupt gibt es aktuell mehr Rauschen im Wald als konkrete Antworten. Egal, wen man fragt. Schönebecks Betriebsratsvorsitzende Ingeburg von Damaros teilte auf MZ-Anfrage lediglich schriftlich mit, es gebe derzeit keine Gespräche hinsichtlich einer weiterführenden Regelungsabrede zwischen Ameos-Vorstand und Betriebsrat Schönebeck. Außerdem sagte sie, Tarifgespräche seien Aufgabe der Gewerkschaften. Nachfragen ließ sie unbeantwortet.

Bernburgs Betriebsratschefin Christel Kölsch brachte zumindest die Unzufriedenheit der Mitarbeiter zum Ausdruck. „Die Kollegen sind nicht mehr motiviert. Da muss jetzt mehr kommen.“ Man habe damals zugunsten der Arbeitsplatzsicherheit auf Wochenstunden sowie Sonderzahlungen und damit auf viel Geld verzichtet. Jetzt sei der Kündigungsschutz erloschen, geblieben seien nur die Nachteile.

Soll es also künftig wieder mehr geben für die Mitarbeiter - jetzt, da sich Ameos in der Region etabliert hat? Ascherslebens Betriebsratsvorsitzender Olaf Haberecht, immerhin der Verhandlungsführer, wollte am Mittwoch die MZ zurückrufen, tat es aber nicht. Stattdessen warb Unternehmenssprecherin Alexa von Dossow am Nachmittag lediglich um Verständnis.

Bleiben zunächst also nur unkonkrete Aussagen der Geschäftsführung: So lässt sich der für die Region zuständige Vorstand Andreas Hartung so zitieren: „Es ist unser erklärtes Ziel, eine langfristig ausgerichtete und tragfähige Lösung für unsere Standorte zu finden.“ Warum die Lösung nicht schon vor Ende des Kündigungsschutzes zustande gekommen ist, auch dazu nichts.

So einfach abspeisen lassen wollen sich die Betriebsräte in Bernburg und Schönebeck sowie Verdi indes nicht. Man wolle bis zu den nächsten Betriebsratswahlen in einigen Wochen noch einmal kräftig um Mitglieder werben, sagte Gewerkschafterin Hase. Ausdrücklich nannte sie das Beispiel Hildesheim und sprach auch von möglichen Streiks, um den Arbeitgeber notfalls zu Gesprächen zu zwingen. Stehen Ameos also wieder einmal heiße Tage bevor?

(mz)