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Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Viele kleine Heldinnen

Von tobias grosse 03.02.2015, 10:36
Grenzenloser Jubel: Die Wildgänse besiegten am Sonntag Tabellenführer SG Kirchhof mit 26:23.
Grenzenloser Jubel: Die Wildgänse besiegten am Sonntag Tabellenführer SG Kirchhof mit 26:23. tobis Lizenz

Strassfurt - Thea Schwarz schlenderte ganz entspannt in Richtung Kabine. Mit Fragen zum Spiel rechnete die 22-Jährige in diesem Moment nicht.

Etwas verdutzt schaute sie deshalb zunächst drein. „Eigentlich werde ich doch immer nur gefragt, wenn wir verlieren“, scherzte die Spielmacherin des HC Salzland. Sie strahlte über beide Ohren und ließ sich dann doch bereitwillig aufhalten. Erschöpfung war ihr kaum anzusehen. Dabei lagen 60 nervenaufreibende und intensive Minuten hinter ihr und den Wildgänsen. Gekrönt mit einem 26:23-Sieg gegen die SG Kirchhof. Und beim Überraschungserfolg über den Tabellenführer wurde nicht nur Schwarz eine besondere Rolle zuteil. Er brachte viele kleine Heldinnen hervor.

„Wohltuend anzusehen“

Wobei man sagen kann, dass auf Thea Schwarz, zumindest vom Namen her, die größte Aufgabe zukam: Die 38-jährige Rumänin Cristina Ioana Mihai. 2009 Europokalsiegerin mit dem spanischen Verein SD Itxako und der Erfahrung von 178 Länderspielen. „Klar hat sie sich einen Namen gemacht“, meinte Schwarz, „aber für mich ist sie eine normale Gegenspielerin.“ Natürlich mit hoher individueller Klasse. „Deswegen war es wichtig, dass wir sie in ihren Bewegungen einschränken“, erklärte der Coach der Wildgänse, René Linkohr.

Erfolg nicht nur dank starker Defensive

Eine Aufgabe, wie geschaffen für Thea Schwarz. Mihai konnte nur selten ihre Klasse entfalten. Wie auch der Rest des wahrscheinlich besten Rückraums der Liga. „Wir haben sie gut aufgehalten“, meinte Linkohr. Doch der Erfolg basierte nicht nur auf einer starken Defensive. „Unser Offensivspiel war auch sehr wohltuend anzusehen“, so der Coach weiter. Der HC Salzland spielte ansehnlichen und flexiblen Offensiv-Handball. Denn: „Wenn wir statisch gespielt hätten“, erklärte René Linkohr, „hätten wir keine Chance gehabt.“ So allerdings brachten die Wildgänse den Tabellenführer ins Laufen. Mit überraschender Lockerheit. „Weil wir ganz unbeschwert aufspielen konnten“, wie Carolin Beck sagte. „Der Druck lag ja nicht auf unserer Seite“, meinte auch Linkohr.

Überraschung ist greifbar

Und spätestens zur Halbzeitpause, als die Wildgänse 15:13 führten, war die Überraschung endgültig greifbar. „Wir sind dann auch nicht eingeknickt, als es mal nicht lief“, so der Coach. Wie zum Beispiel zehn Minuten nach der Pause, als Kirchhof mit zwei Toren führte. Obwohl Carolin Beck zugab, „dass ich da ein wenig Angst hatte, dass uns die Partie aus den Händen geht“. Auch dass Kapitän Yvonne Sachse nach der dritten Zeitstrafe vorzeitig vom Feld musste, brachte die Wildgänse nicht ins Wanken. Weil sich immer wieder neue kleine Heldinnen fanden. Torhüterin Josephine Klauß zum Beispiel. Sie zeigte mit 15 Paraden für ihre Verhältnisse zwar nur eine durchschnittliche Partie, „aber die wichtigen Bälle“, so Trainer René Linkohr, „hat sie gehalten.“

Das etwas speziellere Tor

Ihre wichtigsten Tore in der bisherigen Saison konnte derweil Carolin Beck bejubeln. Die 25-Jährige kam zwar erst in der Schlussphase der Partie auf die Platte, erzielte allerdings auch die letzten beiden Treffer für die Wildgänse. Wobei das 25:23 etwas spezieller war.

HC Salzland 26 (15), SG Kirchhof 23 (13)

HC Salzland: Josephine Klauß, Laura Schmidt (n. e.); Kristin Schüler (4), Yvonne Sachse (4), Stephanie Jäger (4), Justine Schmitz (3/1), Thea Schwarz (3), Victoria Göpel (2), Caroline Rosiak (2), Carolin Beck (2), Christiane Retting (1), Paula Farken (1), Marie Knappe (n. e.), Cordula Block (n. e.)

Siebenmeter: HC Salzland: 1/1; SG Kirchhof: 4/5

Zeitstrafen: HC Salzland: 4; SG Kirchhof: 2, (Rote Karte für Yvonne Sachse, dritte Zeitstrafe, 52.)

16. Spieltag: Der ärgste Verfolger des Tabellenführers, Germania Fritzlar, konnte die Vorlage der Wildgänse nutzen und den Rückstand auf Kirchhof auf einen Punkt verkürzen. Fritzlar gewann beim HSV Minden-Nord (26:21), hat allerdings auch ein Spiel mehr. Der HCS hat seinen Rückstand auf Rang drei derweil auf vier Punkte verkürzt. 

Beck traf von Linksaußen nämlich zunächst den rechten Pfosten, von wo aus der Ball an die Latte sprang, um über den linken Pfosten vom Bein der Torhüterin im Netz zu landen. „Tja“, lachte sie nach der Partie, „Glück gehabt würde ich sagen.“ Glück, welches sich die Wildgänse nicht nur verdient hatten, weil sie vorher bereits sieben Mal den Pfosten getroffen hatten. Sondern auch, weil sie es sich hart erarbeitet hatten, durch „eine rundum gelungene Teamleistung“, wie René Linkohr sagte. Viele kleine Heldinnen eben.

Und Thea Schwarz? Wollte die Spielmacherin und Abwehrspezialistin auch noch etwas hinzufügen? Sie überlegte kurz. „Eigentlich nicht, es war einfach nur geil“, sagte sie und schlenderte wieder los. (mz)