Fußball Fußball: Bestrafung trifft nicht überall auf Verständnis
aschersleben/MZ - Das Kreissportgericht des Kreisfußballverbandes (KFV) Salzland hat gesprochen, das Urteil ist gefallen: Der ehemalige Kapitän des SV Warthe Hakeborn muss nach einer Tätlichkeit gegen einen Gegenspieler drei Jahre lang mit dem Spielbetrieb aussetzen. Außerdem hat Stefan W. einen Wiedergutmachungsbetrag in Höhe von 1.000 Euro an das Opfer sowie 300 Euro Geldstrafe an den Verband zu entrichten.
Präventive Maßnahmen
KFV-Präsident Markus Scheibel wollte sich zunächst direkt zum Urteil noch nicht äußern: „Es liegt mir noch nicht schriftlich vor, so lange kann ich dazu nichts sagen.“ Worüber sich alle einig sein sollten, ist laut Scheibel jedoch, dass solche Vergehen nichts auf einem Sportplatz zu suchen haben. Dementsprechend habe es auch mit diesem Urteil gegolten, die Sinne der Sportler zu schärfen. „Ich gehe davon aus, dass es eine abschreckende Wirkung hat“, sagt Markus Scheibel und fügt hinzu: „Das Fair Play muss über allem stehen. Gerade die Vereine sollten das immer wieder vorleben und präventive Maßnahmen ergreifen“, so der KFV-Präsident. „Das betrifft insbesondere den Umgang der Spieler miteinander.“
Beim Egelner SV Germania, Verein des Opfers, hat man das Urteil mit gemischten Gefühlen aufgenommen: Fußball-Abteilungsleiter Claus Maseberg erklärt: „Wir müssen uns noch einmal zusammensetzen und darüber reden. Aber der Grundtenor ist, dass drei Jahre ziemlich minimal sind.“
Im Derby zwischen dem Egelner SV Germania und dem SV Warthe Hakeborn am 4. Spieltag der Salzlandliga soll Stefan W. seinen Gegenspieler Denis W. nach dem Abpfiff erst zu Boden gestoßen und anschließend zweimal gegen den Kopf getreten haben. Der Täter gab an, nach einem spielentscheidenden Fehler gefrustet gewesen zu sein. Das Opfer aus Egeln kann auch vier Wochen nach dem Vorfall noch nicht wieder Fußball spielen und klagt über anhaltende Schlafstörungen. „Dass Denis Schmerzensgeld erhält, ist in Ordnung. Grundsätzlich haben wir natürlich keinen Einfluss und müssen das Urteil so hinnehmen“, erklärt Maseberg.
Er plädiert aber auch dafür, nun den Fußball in den Fokus zu stellen: „Aus Sicht des Vereins sind die Vorkommnisse abgehakt. Wichtig ist, dass der Sport wieder in den Vordergrund rückt.“ Ein Zivilprozess steht allerdings noch aus.
Lehre für alle Beteiligten
Auch von einigen Konkurrenten aus der Salzlandliga gibt es erste Reaktionen. Sebastian Otte, Trainer des FSV Drohndorf/Mehringen, hält sich mit einem Urteil zurück: „Ich kann nur sagen, dass viele Leute mit einer lebenslangen Sperre gerechnet hatten, wahrscheinlich hätte sich der Täter darüber nicht wundern müssen.“ Wichtig sei es, so Otte, dass das Opfer keine weiteren Schäden davongetragen habe und das so etwas nicht wieder passiere.
Nils Heinemann, Trainer des SV Warthe Hakeborn, hatte im Voraus darauf hingewiesen, dass auch die Provokationen, mit denen Stefan W. aus seiner Sicht vor der Tat konfrontiert wurde, berücksichtigt werden müssen. Ob überhaupt und inwieweit das Sportgericht darauf mit seinem Urteil eingegangen ist, bleibt bis zur schriftlichen Veröffentlichung jedoch ungeklärt.