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Sachsen Sachsen: Niemand will das Dorf Liebon ersteigern

03.10.2009, 09:06
Das Ortseingangsschild des sächsischen Dorfes Liebon (FOTO: DDP)
Das Ortseingangsschild des sächsischen Dorfes Liebon (FOTO: DDP) ddp

Liebon/ddp. - Familie Schmidt ausLiebon, einem Vierseitenhof zwischen Kamenz und Bautzen mit eigenengelben Ortsschildern, hatte auf der Auktionsplattform Ebay eineAnzeige geschaltet: «Einmalig!!! Kaufen Sie sich Ihr eigenes Dorf!».Nach wenigen Tagen lief der Besucherzähler der Seite heiß, dieSchmidts wurden mit Dutzenden Kaufanfragen überschüttet. Fast wolltensie den Verkauf abbrechen, weil sie sich all dem Stress nichtgewachsen fühlten.

Doch so schnell der Medienrummel kam - so schnell ebbte dasöffentliche Interesse auch wieder ab. Eigentlich wollten Carsten undAlexandra Schmidt bis zum Sommer alles hinter sich haben und mitihren Kindern in Richtung Cottbus ziehen. Ein Käufer hat sich bisheute - ein halbes Jahr nach der ersten Anzeige - aber noch nichtgefunden. Ihre Familie sitze nach wie vor «auf gepackten Koffern»,könne jederzeit ausziehen, sagt Alexandra Schmidt. Trotz verlockenderExtras wie Brunnen, Spielplatz, Swimmingpool und schnellerInternetanbindung bleiben die Angebote aber aus.

Enttäuscht gab das Paar im Mai seinem Makler «wegen Untätigkeit»den Laufpass und suchte sich einen neuen. Vermeintlich verprellteInteressenten für das Dorf, das zur Gemeinde Göda gehört, konntenjedoch nicht überzeugt werden. «Wir müssen wohl weiter Geduld haben»,sagt Schmidt. Vielleicht sei der knappe Zeitplan doch etwas vermessengewesen. Jeder potenzielle Käufer habe schließlich tausend Sachen zuprüfen, etwa dass der - nicht vorhandene - Denkmalschutz nicht dochdie nötige Sanierung behindere.

Auf ihren Wunschpreis von 300 000 Euro bestehen die Schmidts schonlange nicht mehr. Alles sei verhandelbar, heißt es. «Am Preisscheitert es aber sowieso nicht», sagt der neue ImmobilienmaklerPeter Rietschel. Vielmehr stehe der Hof schlicht an der falschenStelle - kilometerweit entfernt vom nächsten Nachbarn. «Die Lage istfür den Wert einer Immobilie entscheidend», sagt er. Alle Ideen, hierein Hotel oder eine Klinik zu betrieben, würden bereits an dieserTatsache scheitern. Fünf Gespräche habe er in den vergangenen Wochengeführt. «Doch es geht einfach nicht vorwärts.»

Statt weiter auf die Auktionsplattform zu vertrauen, wo derDorfverkauf seiner Ansicht nach nicht hingehört, setzt er nun aufseriöse Inserate in Immobilienportalen. Die öffentlicheAufmerksamkeit habe sicher nicht geschadet, aber Zählbares sei fürFamilie Schmidt bisher nicht dabei herausgekommen. «Bis jetzt habeich in 17 Jahren alle meine Immobilien irgendwie an den Manngebracht», sagt Rietschel und fügt hinzu: «Das hier wird hoffentlichmein Meisterstück.»