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Sachsen Sachsen: Anschlagsserie auf Imbissläden in Freiberg

29.07.2010, 14:47

Freiberg/Dresden/dpa. - Im sächsischen Freiberg hat esinnerhalb von zwei Tagen Anschläge auf vier von Ausländern geführteImbissläden gegeben. In der Nacht zu Donnerstag setzten Unbekannteeine von einem Inder geführte Dönergaststätte in Brand. In der selbenNacht wurden ganz in der Nähe auch noch die Scheiben zweier Imbisseeingeschlagen. Diese beiden Läden in einem Haus werden nach Angabender Chemnitzer Staatsanwaltschaft von einer Vietnamesin und einemIraker geführt.

In der Nacht zu Dienstag war bereits ein Brandanschlag auf einenindischen Imbiss verübt worden. Die für rechtsextremistischeStraftaten zuständige Sonderkommission Rex hat die Ermittlungenübernommen. «Ein ausländerfeindlicher Hintergrund ist nichtauszuschließen, wir ermitteln aber in alle Richtungen», sagte dieSprecherin des Landeskriminalamtes, Kathlen Zink, derNachrichtenagentur dpa.

Opfer-Verbände und Politiker gingen am Donnerstag bereits einenSchritt weiter. André Löscher von der Opferberatung RAA Sachsenerklärte: «Es liegt auf der Hand, dass diese Anschläge das Werk vonNeonazis sind.» Der SPD-Landtagsabgeordnete Henning Homann sprach voneiner «neuen Qualität neonazistischen Terrors». Er verwies dazu auchauf einen Brandanschlag im ebenfalls mittelsächsischen Döbeln, beidem vor zwei Wochen zwei Autos komplett zerstört worden waren.Homann forderte Innenminister Markus Ulbig (CDU) zum Handeln auf:«Besuchen Sie Mittelsachsen, demonstrieren Sie Solidarität,unterstützen Sie die Polizei», verlangte er.

Auch Sachsens Ausländerbeauftragter Martin Gillo meldete sich zuWort: «Die Täter haben nicht nur versucht, ausländische Gaststättenzu zerstören, sondern bewusst das Leben von Freiberger Mitbürgern inGefahr gebracht.» Es gebe bislang ein «ausweislich gutes Klima fürausländische Besucher und Studenten in Freiberg». Gillo hofft nun aufeine rasche Aufklärung der Anschlagsserie. Zugleich zollte er derFreibergerin Respekt, die beim ersten Fall in der Nacht zu Dienstagdie Polizei alarmiert und die Ausbreitung des Feuers verhinderthatte.

Bei beiden Brandanschlägen war jeweils ein junger Mann in der Näheder Eingangstüren beobachtet worden, kurz bevor es zum Feuer kam. Dergrößte Schaden entstand durch den Brandsatz in der Nacht zuDonnerstag auf das im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses liegendeKebab Haus. Die Feuerwehr konnte zwar das Feuer im Innenraum löschen,bevor es auf die darüberliegenden, bewohnten Etagen übergriff.Allerdings ist das ganze Lokal durch Ruß unbrauchbar, teilteOpferberater Löscher nach einer Besichtigung des Tatorts mit.

RAA Sachsen hat deshalb ein Spendenkonto eingerichtet. DasNetzwerk Migration Mittelsachsen forderte die FreibergerEntscheidungsträger auf, ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Eshandele sich um feige Anschläge auf die wirtschaftliche Existenz vonMigranten, erklärte Netzwerksprecher Hans de Lange.

Zum Sachschaden lagen zunächst keine Angaben vor. Gesucht wirdnach einem Mann im Alter von etwa 25 Jahren, der mit einem dunklenKapuzenshirt bekleidet und am Donnerstag gegen 4.15 Uhr von einemAnwohner am Tatort gesehen worden war. Beim Anschlag am Dienstag inder Poststraße war gegen 3.30 Uhr ein junger Mann beobachtet worden,der eine schwarze Kapuzenjacke mit heller Aufschrift trug. Hinweisenimmt die Polizei unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 6738152entgegen.