Kommentar zu SED-Unrecht Wie Wissenschaft wirken kann
Es ist auch den Ergebnissen ostdeutscher Forschungsteams zu verdanken, dass Gesundheitsschäden infolge von Haft und Repression in der DDR einfacher anerkannt werden.

Halle/MZ - Am Forschungsverbund zu den gesundheitlichen Langzeitfolgen von SED-Unrecht zeigt sich, wie Wissenschaft wirken kann. Am Ende vierjähriger Forschungsarbeit steht nicht nur praktische Fortbildung im Gesundheitswesen oder in Ämtern, wo sich Betroffene häufig noch immer nicht gehört fühlen, sondern auch politischer Einfluss: Es ist auch den Ergebnissen der Teams aus Magdeburg, Leipzig, Jena und Rostock zu verdanken, dass bis heute wirkende Gesundheitsschäden infolge von Haft und Repression in der DDR nun einfacher anerkannt werden – und Betroffene leichter zu Entschädigungen für erlittenes Unrecht kommen.
Das sollte Ermutigung sein: für die Wissenschaft, das Thema weiter zu bearbeiten; in den „Landschaften der Verfolgung“, so heißt ein weiterer Forschungsverbund zur DDR-Repression, gibt es noch genügend unentdeckte Gebiete. Aber auch für die Betroffenen, deren Verbände und die Opferbeauftragten, weiter für ihre Belange zu streiten. Das gilt etwa für die unter dem vertuschten Impfskandal leidenden Frauen, die bis heute oft vergeblich um Anerkennung kämpfen, auch finanziell. Das muss nicht so bleiben. Die zuständigen Versorgungsämter sind gut beraten, die neuen Angebote der Forschungsteams zur Qualifizierung zu nutzen, um ihr Personal für die Schicksale dieser Frauen stärker zu sensibilisieren. Das wäre ein Anfang.