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Kommentar zur Versicherungspflicht für Hausbesitzer Wetterextreme erfordern Umdenken

Der Staat muss dafür sorgen, dass sich Bürger gegen Naturgewalten privat absichern.

Von Hagen Eichler Aktualisiert: 04.06.2024, 19:14
MZ-Kommentator Hagen Eichler
MZ-Kommentator Hagen Eichler (Foto: Andreas Stedtler)

Magdeburg/MZ - Mittlerweile ist es traurige Routine: Ein Fluss tritt über die Ufer und unterspült Fundamente; ein Starkregen überfordert die Kanalisation und flutet Keller; ein Hang rutscht ab und reißt alles mit sich. Das Leid der Betroffenen und das Entsetzen in der gesamten Region sind groß – ebenso wie die Erwartung an den Staat, nun beim Aufbau zu helfen. Das aber geht so nicht mehr. Die Katastrophen brechen einfach zu häufig in unser Leben ein.

Nötig ist ein neuer Mechanismus, um die Lasten privater Haushalte zu schultern. Die von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) geforderte Pflicht, eine Versicherung gegen Elementarschäden abzuschließen, wäre ein praktikabler Weg. Ja, alle Hausbesitzer müssten mehr zahlen. Das wäre aber gerechter, als alle Lasten dem Steuerzahler aufzubürden, also auch jenen, die sich selbst ein Haus gar nicht leisten können.

Sachsen-Anhalt hat die Wucht der Natur leidvoll erfahren

Sicher wären auch Alternativen denkbar. So könnte der Gesetzgeber Versicherer verpflichten, Elementarschäden standardmäßig in Gebäudeversicherungen einzuschließen und nur auf ausdrücklichen Wunsch des Hausbesitzers zu streichen. Ob das den Anteil der versicherten Häuser aber wesentlich nach oben bringt, ist fraglich.

Sachsen-Anhalt hat in zwei verheerenden Flutereignissen die Wucht der entfesselten Natur leidvoll erfahren. Gigantische Summen sind in den Neubau von Straßen, Kitas, Sportanlagen geflossen, in Brücken, Deiche und Kanalisationen. Der Staat hat im Katastrophenfall gewaltige Aufgaben zu schultern. Er kann nicht länger auch noch die privaten Schäden derjenigen übernehmen, die sich eine Versicherung gespart haben.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Schon nach der Flut 2013 hat Haseloff dazu aufgerufen, privat Vorsorge zu treffen. Die Versichertenquote hat sich aber nur minimal erhöht. Es wird Zeit, dass die Politik jetzt neue Wege sucht. Noch weiß niemand, wo die nächste Katastrophe stattfindet. Dass sie kommt, ist gewiss.