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Hochwasser im Süden Extremwetter immer häufiger - Haseloff fordert Pflichtversicherung gegen Naturgewalten

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident will Hausbesitzern eine Elementarversicherung vorschreiben. Handeln soll der Bund - ein Berliner Ministerium zeigt sich aber ablehnend.

Von Hagen Eichler Aktualisiert: 04.06.2024, 19:14
Reiner Haseloff, Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, setzt sich seit Jahren für eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden ein.
Reiner Haseloff, Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, setzt sich seit Jahren für eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden ein.

Foto: dpa/willnow

Magdeburg. - Nach dem verheerenden Hochwasser in Süddeutschland hat Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) den Bund dazu aufgerufen, eine Versicherungspflicht gegen Naturgewalten einzuführen. „Die jüngsten Hochwasser in Deutschland zeigen ein weiteres Mal die Dringlichkeit einer verpflichtenden Elementarschadenversicherung auf“, sagte Haseloff der MZ. Dafür werbe er seit Jahren.

Am 20. Juni wollen sich die Ministerpräsidenten mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu dem Thema beraten. „Ich erwarte, dass der Bundeskanzler für diese Besprechung einen konkreten Umsetzungsvorschlag vorlegt“, sagte Haseloff. „Jetzt sollte endlich gehandelt werden. Denn solche Unwetter werden in Zukunft häufiger auftreten.“ Auch die SPD-Landtagsfraktion sieht das so.

Versicherungspflicht? Das Justizministerium in Berlin bremst

Gegen eine Pflichtversicherung ist bislang das Bundesjustizministerium. Ein solcher Schritt würde das Wohnen teurer machen, warnte eine Sprecherin. Zudem entstehe hoher bürokratischer Aufwand, weil der Staat die Einhaltung der Pflicht kontrollieren müsste.

Derzeit sind bundesweit gut die Hälfte aller Gebäude gegen sogenannte Elementarschäden wie Hochwasser, Starkregen oder Erdrutsche geschützt, in Sachsen-Anhalt sind es 49 Prozent. Eine herausragend hohe Quote hat Baden-Württemberg mit 94 Prozent. Bis 1993 war die Elementarversicherung im Südwesten gesetzlich vorgeschrieben, viele Besitzer haben die Verträge fortgeführt.

Wir können fast überall in Sachsen-Anhalt eine Elementarversicherung anbieten.

Martin Ansorge, Öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA)

Wie teuer eine Police ist, hängt davon ab, wie gefährdet das Gebäude ist. In Bezug auf Hochwasser haben die Versicherer jede Wohnadresse in Deutschland in eine von vier Gefahrenzonen einsortiert. 92,4 Prozent der Gebäude sind demzufolge durch Hochwasser größerer Gewässer gar nicht gefährdet (Stufe 1). In Stufe 2 (6,1 Prozent der Häuser) ist ein Hochwasser rechnerisch seltener als alle 100 Jahre zu erwarten. Gefährdet sind hingegen Stufe 3 (1,1 Prozent aller Häuser, Hochwasser alle zehn bis 100 Jahre) und Stufe 4 (0,4 Prozent aller Häuser, mindestens ein Hochwasser pro Jahrzehnt). In Halle etwa zählen die Peißnitzinsel zur Kategorie 4 und die westlichen Teile von Halle-Neustadt zur Kategorie 3.

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„Wir können fast überall in Sachsen-Anhalt eine Elementarversicherung anbieten“, verspricht Martin Ansorge von den Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA). Die Kosten sind allerdings sehr unterschiedlich: Für ein massiv gebautes Einfamilienhaus mit 120 Quadratmetern Fläche ohne Keller und bei einem Selbstbehalt von 2.500 Euro berechnen die ÖSA 180 Euro im Jahr.

Ein höherer Selbstbehalt senkt die jährlichen Kosten, rät der Experte

Für die Kategorien 3 und 4 wird es deutlich teurer. Allerdings nennt das Unternehmen keine Summen: Nötig sei vielmehr eine Einzelfallprüfung. Durch einen höheren Eigenanteil ließen sich aber Kosten senken, sagte ÖSA-Experte Ansorge. Mancher könne einen Schaden von 10.000 oder 20.000 Euro selbst tragen, habe dann aber zumindest eine Absicherung für den Fall, dass sein Haus völlig zerstört wird.

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Der Gesamtverband der Versicherer (GDV) fordert, die Politik dürfe beim Schutz vor Wetterextremem nicht allein auf eine Pflichtpolice setzen. „Oberste Priorität sollten klimaangepasstes Planen, Bauen und Sanieren haben“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Die Länder müssten ihre Bauordnungen anpassen. „Sonst können wir uns schon jetzt auf Milliardenschäden bei künftigen Hochwassern gefasst machen.“