Werden Wölfe bald gejagt? Werden Wölfe bald gejagt?: Wolfsschützer sind auf den Barrikaden

Magdeburg - Der Zoologe und Wolf-Fachmann Michael Stubbe hat für eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht und klare Abschussquoten plädiert. Auf diesem Weg solle die Population in Deutschland und Sachsen-Anhalt reguliert werden. Stubbe verwies auf das Baltikum und dortige Vorgaben: „200 Wölfe dürfen geschossen werden, dann ist Schluss.“ Er lehrte lange an der Universität Halle. In Deutschland verbietet der strenge Artenschutz die Jagd auf den Wolf.
Die Forderung des Zoologen, der auch die CDU-Fraktion in Sachsen-Anhalt berät, kommt pünktlich zu Beginn einer Tagung europäischer Wolf-Fachleute in Halberstadt (Harz). Bis Sonntag diskutieren sie über den Umgang mit dem Raubtier, das über Polen nach Deutschland zurückgekehrt ist. Mitorganisator ist Stubbe als Vorsitzender der Gesellschaft für Wildtier- und Jagdforschung.
Die Tagung knüpft zugleich an eine politische Kampagne an, die die CDU aktuell fährt: Am Mittwoch hatte die Fraktion eine von ihr in Auftrag gegebene Umfrage vorgestellt, nach der 82 Prozent der Sachsen-Anhalter Kontrolle und Steuerung der Wolfsausbreitung befürworten.
Die CDU will ohnehin den Schutzstatus des Wolfes lockern, ihn ins Jagdrecht aufnehmen. Als Grund hatten Abgeordnete am Mittwoch auch Millionenkosten aufgeführt, die mit der Ausbreitung des Wolfes einhergingen. Fachliche Beratung für die CDU-Abgeordneten lieferte da bereits Stubbe.
Sollen Wölfe bald geschossen werden können?
Nun sagte er, Deutschland solle sich beim Umgang mit dem Wolf stärker an europäischen Staaten orientieren, die jahrhundertelange Erfahrung mit Raubtieren haben. Klare Abschussvorgaben seien die beste Möglichkeit, den Schutz der Wölfe mit der Akzeptanz in der Bevölkerung in Einklang zu bringen. Nach Halberstadt kommen unter anderem Raubtierexperten aus Finnland, Schweden, Kroatien und Serbien. Ziel müsse eine Verständigung zwischen Gegnern und Befürwortern des Wolfes sein, sagte Stubbe. „Jede Seite muss Zugeständnisse machen.“
Ganz anders sieht das Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne). Sie nannte die Lockerung des Schutzstatus’ „absurd“. Die Frage stelle sich erst, wenn ein „günstiger Erhaltungszustand“ erreicht sei. Einige Artenschützer haben für Samstag bereits Protest gegen die Tagung angekündigt. „Wir halten das für Pseudo-Wissenschaft“, sagte René Stolte vom Verein Wolfsschutz Deutschland. Das Tier sei weiter eine gefährdete Art, die angeblich unkontrollierte Ausbreitung „eine Lüge“. (mz/dpa)