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Busse und Bahnen in Sachsen-Anhalt Warum die Zukunft des Deutschlandtickets unsicher ist

Seit Januar kostet das Deutschlandticket 58 statt 49 Euro – die Zahl der Kündigungen hält sich trotzdem in Grenzen. Doch so sehr der Fahrschein ein Erfolg ist, so unsicher ist seine Zukunft.

Von Alexander Schierholz 10.02.2025, 18:26
Das Deutschlandticket sorgt für einen ausgelasteten Nahverkehr. Seine Finanzierung ist aber ungewiss.
Das Deutschlandticket sorgt für einen ausgelasteten Nahverkehr. Seine Finanzierung ist aber ungewiss. (Foto: Lando Hass/dpa)

Halle/MZ - Trotz des Preisanstieg von 49 auf 58 Euro zu Jahresbeginn erfreut sich das Deutschlandticket ungebrochen großer Beliebtheit. Von einer Kündigungswelle infolge des höheren Preises könne keine Rede sein, sagte Ingo Wortmann, Präsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), am Montag.

Zwar kündigten nach Angaben des VDV im Januar bundesweit 8,1 Prozent der Kunden ihr nur als Abo erhältliches Ticket – das ist etwas höher als die monatliche Kündigungsquote von sieben Prozent im vergangenen Jahr. Allerdings stellten zum Jahreswechsel generell mehr Nutzer ihr Nahverkehrsabo ein als im restlichen Jahr, um im neuen Jahr etwas sparen zu können, sagte Wortmann. Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Lydia Hüskens (FDP) sprach sich angesichts des Erfolgs dafür aus, das Ticket weiterhin anzubieten.

Wie steht eine neue Bundesregierung zum Deutschlandticket? Die Union ist zurückhaltend

Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) bestätigte die Tendenz: „Kündigungen in nennenswerten Größenordnungen sind bisher ausgeblieben“, sagte eine Sprecherin der MZ. Im Verbundgebiet, das den Großraum Halle/Leipzig umfasst, verfügen derzeit 277.000 Menschen über ein Deutschlandticket; bundesweit sind es nach Daten des Verbandes VDV 13,5 Millionen. So weit, so gut? Nein. Denn so beliebt der bundesweit gültige Nahverkehrsfahrschein nach wie vor ist, so unsicher ist seine Zukunft.

Lesen Sie auch den Kommentar: Der Billigfahrschein gehört gesichert

Nach dem Aus der Ampel-Koalition hatten sich die verbliebene rot-grüne Minderheitsregierung und die Unionsfraktion im Bundestag buchstäblich in letzter Minute darauf geeinigt, das Ticket auch in diesem Jahr anzubieten. Was danach sein wird, ist offen. Niemand weiß, wie eine neue Bundesregierung zu dem Angebot steht. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) hatte zuletzt auf den Haushalt verwiesen; im Wahlprogramm von CDU und CSU taucht das Ticket nicht auf.

Ich werbe dafür, das Ticket auch in der kommenden Legislatur fortzusetzen.

Lydia Hüskens (FDP), Verkehrsministerin in Sachsen-Anhalt

Größter Streitpunkt sind die Kosten. Wie in den Vorjahren finanzieren der Bund und die Länder auch im laufenden Jahr das Ticket mit jeweils 1,5 Milliarden Euro. Für 2026 und die folgenden Jahre gibt es allerdings noch keine Vereinbarungen. Mit dem Geld werden Verluste der Verkehrsunternehmen ausgeglichen.

Diese entstehen, weil das Deutschlandticket in den meisten Fällen deutlich günstiger ist als herkömmliche Abos; daher entgehen den Betreibern von Bussen und Bahnen Einnahmen. VDV-Präsident Wortmann bezifferte die Verluste für das vergangene Jahr am Montag sogar auf 3,45 Milliarden Euro. Ein Ausgleich sei nur dank Mitteln aus dem Vorjahr möglich.

Bayern will, dass der Bund die Kosten für das Deutschlandticket künftig alleine aufbringt. Sachsen-Anhalt hält das für unrealistisch

Wie beliebt das Ticket ist, zeigen auch die Fahrgastzahlen. Nach Angaben des Verkehrsministeriums hat sich die Nachfrage in Sachsen-Anhalt, gemessen an sogenannten Personenkilometern, von 2019 bis 2023 um rund die Hälfte erhöht, auf 1,3 Milliarden Personenkilometer. Der Wert gibt die Strecke an, die alle Fahrgäste zusammengezählt zurückgelegt haben. Die Zahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht komplett vor; die bisherigen Daten ließen aber eine weitere Steigerung vermuten, sagte ein Sprecher.

Ministerin Hüskens nannte das Ticket einen Erfolg. „Ich werbe dafür, es auch in der kommenden Legislatur fortzusetzen“ sagte sie. Die Forderung Bayerns, der Bund solle künftig alleine für die Kosten aufkommen, hält Hüskens für unrealistisch. „Aus Landessicht kann ich dem viel abgewinnen“, sagte sie. Allerdings seien die Kassen des Bundes so klamm, dass es wohl bei einer Teilung der Kosten zwischen dem Bund und den Ländern bleiben werde.