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  7. RBB zahlt Ex-Managerin Claudia Nothelle über eine Million Euro nach Aus beim Sender

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Extrem hohes Ruhegeld Noch sieben Jahre Gehalt nach Ausscheiden: Ex-Managerin erhält mehr als eine Million Euro vom RBB

Die ehemalige Programmdirektorin Claudia Nothelle erhielt vom RBB sieben Jahre lang ein Gehalt ohne jegliche Arbeitsleistung, zusätzlich zu einer beträchtlichen Abfindung. Ein Gerichtsurteil beendet nun diese Praxis.

Von Hagen Eichler Aktualisiert: 13.02.2024, 11:58
Die frühere RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle, heute Professorin in Magdeburg, erhielt vom RBB wohl über eine Million Euro, nachdem sie den Sender verlassen hatte. 
Die frühere RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle, heute Professorin in Magdeburg, erhielt vom RBB wohl über eine Million Euro, nachdem sie den Sender verlassen hatte.  (Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Magdeburg - Als Hochschullehrerin in Magdeburg verdient Claudia Nothelle nicht allzu schlecht, rund 6.500 Euro brutto beträgt das übliche Grundgehalt für Professoren an Fachhochschulen. Doch während die 59-Jährige für dieses Einkommen forschen und lehren muss, bekam sie bis vor kurzem noch ein Extra ohne jede Gegenleistung.

Monatlich 8.200 Euro zahlte Nothelles früherer Arbeitgeber, der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Jetzt hat die Anstalt ihre Überweisungen eingestellt, wie RBB-Journalisten berichten.

Programmdirektorin verließ RBB - und kassierte weiter Gehalt

Knapp 25 Jahre hatte die aus Nordrhein-Westfalen stammende Fernsehjournalistin im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gearbeitet – zunächst für den MDR, ab 2006 für den RBB. 2016 wurde sie in Berlin als Kandidatin für den Posten der Intendantin gehandelt. Als dann aber Patricia Schlesinger gewählt wurde, schied Nothelle vorzeitig aus ihrem Amt als Programmdirektorin aus.

Mittlerweile ist klar: Der Abgang der damals 53-Jährigen wurde fürstlich bezahlt. Wie RBB-Journalisten im vergangenen Jahr offenlegten, bezog Nothelle seither monatlich ein sogenanntes Ruhegeld.

Ein Gericht nennt das beim RBB übliche Ruhegeld „sittenwidrig“

Einem aktuellen Bericht der RBB-Radiowelle „Antenne Brandenburg“ zufolge hat die öffentlich-rechtliche Anstalt diese Überweisungen von zuletzt 8.200 Euro jetzt eingestellt. Hintergrund dürfte ein Gerichtsurteil sein, wonach derartige Zahlungen als sittenwidrig einzustufen sind.

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Die RBB-Pressestelle hält sich auf MZ-Anfrage bedeckt. „Wir bestätigen, dass wir die Ruhegeldregelungen überprüfen“, sagte RBB-Sprecher Justus Demmer. „Zu weitergehenden Fragestellungen äußern wir uns nicht.“ Nothelle selbst erklärte: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich an die Verschwiegenheit halte, die wir bei meinem Ausscheiden aus dem RBB verabredet haben.“

240.000 Euro Abfindung soll an Ex-RBB-Mitarbeiterin geflossen sein

Dem „Antenne“-Bericht zufolge zahlte die Anstalt nach Nothelles Ausscheiden 2016 zunächst weiterhin das reguläre Monatsgehalt von 15.600 Euro. Ab dem Zeitpunkt, an dem der bereits aufgehobene Fünf-Jahres-Vertrag auch regulär geendet hätte, floss dann das Ruhegeld. Die Ex-Direktorin erhielt also sieben Jahre lang Gehalt, ohne dass sie dafür arbeiten musste.

Doch damit nicht genug: Zusätzlich floss noch eine Abfindungssumme in Höhe von 240.000 Euro. Das Geld sei eine „Entschädigung für die vorzeitige Beendigung ihrer Amtszeit und den Verlust ihrer Anstellung“, zitiert „Antenne Brandenburg“ aus dem Vertrag, den RBB-Intendantin Schlesinger unterzeichnet hatte.

Stimmen diese Angaben, summieren sich die Zahlungen des RBB an Nothelle nach deren Ausscheiden auf mehr als eine Million Euro. Seit 2017 arbeitet die frühere Journalistin als Professorin für Fernsehjournalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal.

2022 sorgten Fälle von Verschwendung für Skandal beim RBB

Vorwürfe um Verschwendung und Vetternwirtschaft beim RBB hatten die gesamte ARD im Sommer 2022 in eine tiefe Krise gestürzt. Intendantin Schlesinger wurde fristlos entlassen, sie wies die Vorwürfe zurück. Eine juristische Entscheidung steht noch aus.

Die öffentlich-rechtlichen Anstalten finanzieren sich weit überwiegend aus dem Rundfunkbeitrag, den alle Haushalte zahlen. Aktuell sind 18,36 Euro fällig. Für die Beitragsperiode ab 2025 haben die Anstalten eine Erhöhung beantragt.