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  7. Schnee im Winter in Sachsen-Anhalt: Wettervorhersage und Temperaturen laut DWD

Schnee und Eis Wie wird der Winter wirklich? Was Langzeitdaten für Sachsen-Anhalt sagen

Derzeit herrschen in Sachsen-Anhalt Schnee, Eis und Minusgrade vor – aber ob das so bleibt, ist nicht sicher. Und welche Rolle spielt der Klimawandel? Was meteorologische Daten verraten.

Von Alexander Schierholz und Jan Schumann Aktualisiert: 29.11.2023, 15:18
Es schneit immer weniger: Forscher haben Daten der Wetterstation Wernigerode-Schierke ausgewertet.
Es schneit immer weniger: Forscher haben Daten der Wetterstation Wernigerode-Schierke ausgewertet. (Grafik: Viktoria Bischof)

Halle (Saale)/MZ - Eis, Schnee, Minusgrade und keine Ende in Sicht – jedenfalls vorerst. Nach den Prognosen von Meteorologen wird das Winterwetter in den kommenden Tagen anhalten.

Wetter: Schnee und Minusgrade in Sachsen-Anhalt

„In den nächsten fünf bis sieben Tagen wird es kalt bleiben, bei Temperaturen tagsüber um den Gefrierpunkt und nachts bis minus zehn Grad“, sagte Dominik Jung vom Portal „wetter.net“ am Mittwoch der MZ. Der Deutsche Wetterdienst DWD rechnet in Höhenlagen wie im Harz sogar auch am Tag mit Temperaturen bis minus sieben Grad. Damit ist klar: Das kommende erste Adventswochenende wird winterlich.

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Denn auch schneien wird es weiter: Der DWD sagt bis Samstag örtlich leichten Schneefall voraus, Experte Jung hält in bestimmten Regionen sogar mehr für möglich: Über Sachsen und Teilen Thüringens könne eine „Schneewalze“ am Freitag und am Samstag für stundenlangen dichten Flockenwirbel sorgen. Dieser, so Jung, könnte auch Teile von Sachsen-Anhalt erfassen.

Wetterprognose für Sachsen-Anhalt: Wetter-Modelle uneins

Wie sich das Wetter ab Mitte kommender Woche entwickeln wird, bleibt allerdings offen. „Zum zweiten Adventswochenende hin deutet sich eine Erwärmung an, sicher ist das aber noch nicht“, sagte Jung. Laut seinem Dienst kommen Wettermodelle europäischer und amerikanischer Forscher auf unterschiedliche Ergebnisse. So ließen sich auch noch keine seriösen Prognosen für das Wetter an den Weihnachtstagen treffen, betonte Jung: „Da könnten Sie auch raten.“

Ohnehin warnt der Meteorologe vor voreiligen Schlüssen: Einige Tagen mit Minustemperaturen und Schneefall sagten noch nichts darüber aus, wie der Winter sich entwickeln werde – zumal dieser meteorologisch erst am Freitag beginne. Jung verwies auf Prognosen, wonach auch der Winter eher mild werde, tatsächlich könne das durchaus der Fall sein.

DWD-Wetterdaten deuten auf milden Winter in Sachsen-Anhalt hin

„Wir dürfen nicht vergessen, dass wir gerade den zweitwärmsten Herbst hinter uns haben.“ So lag nach Daten des Deutschen Wetterdienstes die bundesweite Durchschnittstemperatur in diesem Herbst bei 11,5 Grad und damit um 2,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Wärmer war nur der Herbst 2006 mit einem Temperaturmittel von zwölf Grad.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir gerade den zweitwärmsten Herbst hinter uns haben.

Dominik Jung, Meteorologe

Langzeitdaten des DWD deuten darauf hin, dass trotz derzeit niedriger Temperaturen auch dieser Winter eher mild werden könnte. So analysieren die Experten seit Jahrzehnten, an wie vielen Tagen im Jahr in Mittelgebirgen wie dem Harz eine geschlossene Schneedecke liegt. Tendenz: sinkend.

Klimawandel sorgt für weniger Schnee im Harz

Nachweisbar ist der langfristig abnehmende Schneefall beispielsweise für die Wetterstation Wernigerode-Schierke im Harz. Dort lag in den Jahren von 1973 bis 1982 noch an durchschnittlich 137 Tagen im Jahr Schnee – bis heute ist dieser Wert auf durchschnittlich 80 Schneetage im Jahr gesunken (siehe Grafik).

Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel liegt für die Forscher auf der Hand: „Solange wir den Klimawandel nicht stoppen, wird es im Mittel immer weniger werden“, hatte Frank Kreienkamp vom Deutschen Wetterdienst der MZ bereits im vorigen Winter gesagt.

Klimaerwärmung: Wintersport in deutschen Mittelgebirgen bald unmöglich?

Der Langzeitvergleich zeigt auch, dass der Rückgang vor allem in jüngster Vergangenheit drastisch war. So fiel im zurückliegenden Jahrzehnt deutlich weniger Schnee als in allen anderen Vergleichszeiträumen seit den 1950er-Jahren. Den Tiefpunkt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen bildeten die vergangenen zehn Jahre.

Trotz der jährlichen Schwankungen ist der langfristige Trend für Klimaexperte Kreienkamp somit klar erkennbar. Ein weiterer Beweis für diesen Befund: Seit dem Jahr 1997 gab es in Schierke nur noch zwei Jahre mit 120 Schneetagen. In den vorangegangenen Jahrzehnten war die Marke dagegen noch regelmäßig geknackt worden.

Diese Entwicklung könnte den Wintersport in deutschen Mittelgebirgen auf lange Sicht unmöglich machen. „Durch den Klimawandel wandern jene Regionen, in denen noch sinnvoll Wintertourismus betrieben werden kann, langsam den Berg hoch“, so Kreienkamp. Für Ski- und Snowboardfahrer fallen die Mittelgebirgsregionen damit zunehmend als lohnendes Reiseziel aus.