Radwege in Sachsen-Anhalt Radwege in Sachsen-Anhalt: Warum Fahrradfahren im Land eine Zumutung ist

Halle (Saale) - Die Kommunen in Sachsen-Anhalt geben zu wenig Geld für die Fahrrad-Infrastruktur aus. Das bemängelt der Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).
„In den Städten liegen die eingeplanten Haushaltsmittel durchweg bei null Euro“, sagte Vorstandsmitglied Volker Preibisch der MZ. Es werde nur investiert, wenn am Ende des Jahres einmal etwas übrig ist.
Der ADFC hingegen fordert Ausgaben der Kommunen von 30 Euro pro Einwohner und Jahr. So hoch seien die Investitionen in fahrradfreundlichen Städten wie Kopenhagen oder Amsterdam. „Von diesen Dimensionen sind wir aber noch sehr weit entfernt“, beklagte Preibisch.
Fahrrad-Infrastruktur Sachsen-Anhalt: Manchmal fehlt schlicht der Platz
Beim Städte- und Gemeindebund Sachsen-Anhalt ist man sich des Problems durchaus bewusst. „Vor allem die Städte haben zu wenig Geld übrig, um die Fahrrad-Infrastruktur zu stärken“, sagte Geschäftsführer Jürgen Leindecker.
Allerdings würden die Kommunen sehr wohl Mittel für den Fahrradverkehr bereitstellen - etwa bei der Instandhaltung der Wege. Zudem sei es mitunter schwierig, die Belange aller Verkehrsteilnehmer zu berücksichtigen. „Bei Bauvorhaben fehlt manchmal schlicht der Platz, um Fahrradwege neben Straße und Straßenbahn zu realisieren.“
Wie wenig fahrradfreundlich Sachsen-Anhalt ist, zeigt der kürzlich veröffentlichte Fahrradklima-Test des ADFC. Darin wurden mehr als 500 Städte und Kommunen in Deutschland von Fahrradfahrern bewertet.
Fahrrad-Infrastruktur Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt stagniert auf niedrigem Niveau
Neun davon liegen in Sachsen-Anhalt. Eine Top-Platzierung konnte keine der Städte erreichen. Lediglich Dessau-Roßlau (Note 3,66) bei den mittelgroßen Städten und Wittenberg (Note 3,58) bei den kleineren Städten sind in der vorderen Tabellenhälfte zu finden. Magdeburg (Note 4,25) und Halle (Note 4,27) hingegen belegen in der Rangliste der 39 Großstädte die Plätze 34 und 35.
An der Befragung nahmen pro Stadt zwischen 132 Radfahrer in Wittenberg und 363 in Magdeburg teil. Sie bemängelten dabei vor allem den schlechten Zustand der Wege, die hohe Zahl der Diebstähle und eine mangelhafte Ausschilderung.
Für Volker Preibisch sind das bekannte Kritikpunkte. „Sachsen-Anhalt stagniert seit Jahren auf diesem niedrigen Niveau“, erklärte das ADFC-Vorstandsmitglied.
Radwege Sachsen-Anhalt: Kommunen rufen Gelder nicht immer ab
Bestes Beispiel dafür sei der Radverkehrsplan des Landes. „Der wurde 2010 beschlossen und seitdem ist fast nichts davon umgesetzt worden“, sagte der ADFC-Vorstand.
Allerdings hat sich die Landesregierung - vor allem auf Druck der Grünen - dazu entschlossen, mehr Geld in die Infrastruktur zu investieren. Für Radwege entlang der Landesstraßen stehen 2017 knapp fünf Millionen Euro zur Verfügung.
2018 sollen es sogar 6,8 Millionen Euro werden. Das entspräche dann einer Versechsfachung der Ausgaben gegenüber den Vorjahren. Entsprechend zufrieden zeigt sich Verkehrsminister Thomas Webel (CDU): „Wir sind auf einem guten Weg beim koordinierten Ausbau unseres Radwegenetzes.“
Preibisch bleibt jedoch skeptisch. „Eingeplante Gelder sind noch keine verbauten Gelder.“ Oft scheitere das an den Kommunen, die die Mittel nicht abrufen. Und ohnehin seien die Fahrradwege an Landesstraßen nicht das Hauptproblem. „80 Prozent des Radverkehrs findet in der Stadt statt.“ Und da passiere viel zu wenig. (mz)