Prügel bei Partei-Tagung Prügel bei Partei-Tagung: AfD-Abgeordneter von Parteifreund bedroht und attackiert?
Magdeburg - Eine handfeste Auseinandersetzung zwischen zwei AfD-Landtagsabgeordneten beschäftigt den Landtag. Es geht um eine Strafanzeige wegen Körperverletzung und Nötigung, die der 27-jährige Jan Wenzel Schmidt gegen seinen Fraktionskollegen Mario Lehmann erstattet hat: Demnach soll der 48-jährige Polizist seinen Parteifreund Schmidt bei einer AfD-Klausur Ende September auf einer Toilette bedroht und attackiert haben.
AfD-Landtagsabgeordnete: Mario Lehmann soll auf Jan Wenzel Schmidt losgegangen sein
Laut Anzeige soll Lehmann Schmidt „Spinner“ genannt und gedroht haben: Sollte Schmidt nochmal „etwas“ über ihn oder seine Tochter sagen, werde Lehmann ihn in eine „dunkle Ecke“ ziehen und ihn „grün und blau“ schlagen. Lehmann habe Schmidt dann einen Schlag in die Nierengegend verpasst. Was Schmidt über Lehmann oder dessen Tochter verbreitet haben soll, ist unklar.
Der Angriff auf einer Toilette soll sich am Rande einer Finanzklausur des AfD-Landesvorstands in Friedrichsbrunn (Harz) ereignet haben. Offenbar ging es auch um die Arbeit von Lehmanns Tochter Lisa - sie war zeitweilig Schriftführerin im Landesvorstand und mit Ex-Parteichef André Poggenburg liiert. In der Anzeige schildert Schmidt die Attacke nach MZ-Informationen als heimtückisch: Lehmann sei ihm unbemerkt in die Toilette gefolgt und habe ihn am Pissoir gestellt.
Jan Wenzel Schmidt hat bei Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch Schutz erbeten
Nach MZ-Informationen wollte Schmidt das LKA einschalten, um dort Schutzmaßnahmen zu erbitten und hat Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch (CDU) unterrichtet sowie Schutz im Parlament erbeten. Beide Männer sehen sich regelmäßig während Sitzungen und Arbeitswochen im Parlament. Offenbar fühlt sich Schmidt durch den Parteifreund bedroht. Brakebusch bestätigte der MZ: „Ein Abgeordneter der AfD-Fraktion hat sich an mich als Präsidentin gewandt und um ein vertrauliches Gespräch beten.“ Zum Inhalt dürfe sie nichts sagen. „Sie können aber davon ausgehen, dass ich alles Notwendige veranlasst und mich in diesem Zusammenhang an den Minister des Inneren gewandt habe.“
Keine Stellungnahme von Mario Lehmann und Jan Wenzel Schmidt
Die Staatsanwaltschaft bestätigte den Eingang der Anzeige Schmidts, allerdings sei das Verfahren eingestellt worden. Der Anzeigeerstatter sei auf den Privatklageweg verwiesen worden. Das geschieht etwa, wenn die Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen Geringfügigkeit und mangelnden öffentlichen Verfolgungsinteresses einstellt.
Weder von Schmidt noch Lehmann war am Donnerstag eine Stellungnahme zu erhalten. AfD-Fraktionschef Oliver Kirchner bekundete lediglich, ihm sei der Vorfall nicht bekannt.
Ermittlungen führt die Polizei indes gegen ein AfD-Mitglied aus Magdeburg
Als Polizist hat der jetzige Politiker Lehmann nicht nur einen Eid auf die Landesverfassung geschworen, er hat auch Waffenerfahrung. Erst am Donnerstag machte er sich im Landtag gegen eine Gängelung von Sportschützen stark. Er ist im Landtag bereits auffällig geworden, als er Flüchtlinge „Ficki-Ficki-Fachkräfte“ nannte. Über AfD-Personalien, auch den umstrittenen parlamentarischen Geschäftsführer Robert Farle, wird die Fraktion am Freitag sprechen.
Ermittlungen führt die Polizei indes gegen ein AfD-Mitglied aus Magdeburg. Der 28-Jährige soll nach einer Demo in Regensburg (Bayern) mit einer Schreckschusswaffe aus einem Auto gefeuert haben. Zuvor sei das Auto von Gegendemonstranten bedrängt worden. Die Polizei ermittele, ob es sich bei dem Schuss um eine Straftat oder Ordnungswidrigkeit handelt. (mz)