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Kommentar zum Lkw-Boom in Sachsen-Anhalt Ohne Brummis geht es nicht

Unfälle, Staus, Straßenverschleiß: Der rasant zunehmende Schwerlastverkehr in Sachsen-Anhalt sorgt für Probleme. Er ist aber auch ein gutes Zeichen.

Von Max Hunger 24.05.2024, 06:00
Max Hunger hält Lkw auch in Zukunft für unverzichtbar.
Max Hunger hält Lkw auch in Zukunft für unverzichtbar. (Foto: MZ / Stedtler)

Halle/MZ - Auf Sachsen-Anhalts Autobahnen ist der Brummi-Boom täglich sichtbar: Auf der rechten Spur drängen sich Lkw, am Abend quetschen sich Sattelzüge auf überfüllte Parkplätze. Klar, für Autofahrer ist das oft ein Ärgernis. Und für die Behörden bedeutet die Zunahme des Güterverkehrs dringenden Handlungsbedarf. Die florierende Logistik ist aber auch ein gutes Zeichen.

Lesen Sie auch: Brummi-Boom in Sachsen-Anhalt: Wo immer mehr Lkw fahren – und welche Folgen das hat

Denn wo Material und Waren zwischen Städten und Staaten transportiert werden, fließt Geld. Das ist ein Indikator für eine gesunde Wirtschaft. Von der Butter bis zur Wärmepumpe – die letzten Kilometer legt schließlich fast jedes Produkt in einem Lkw zurück. Klar ist aber auch: Die Zunahme des Schwerlastverkehrs entspricht nicht den aktuellen politischen Zielen.

Lkw bringen das Straßennetz ans Limit

Denn die Lastwagen bringen das Straßen- und Parkplatznetz vielerorts an seine Grenzen, erzeugen mehr Emissionen als Güterzüge, erhöhen die Unfall- und Staugefahr. Gleichzeitig ist der Platz auch in Sachsen-Anhalt endlich. Neue Straßen und Parkplätze zerschneiden die Natur, bedrohen die Artenvielfalt, versiegeln Böden.

Lkw werden daher bis auf Weiteres das Zugpferd der Wirtschaft bleiben.

Max Hunger / MZ-Reporter

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Bei den Landes- und Bundesbehörden ist daher Fingerspitzengefühl gefragt. Das Land muss der Logistik gute Bedingungen bieten und gleichzeitig die Belastung für Umwelt und Bürger möglichst gering halten. Ein Dilemma. Bislang kann der Bau neuer Straßen und Stellflächen aber ohnehin noch nicht mit dem Zuwachs an Lastern mithalten.

Mehr Güter auf die Schiene? Schön wär's!

Also mehr Güter auf die Schiene? Das ist ein hehres, aber mittelfristig unrealistisches Ziel. Das Schienennetz ist zu löchrig – und ein Zug wird eben nie vor einem Supermarkt halten. Diesel-Lkw werden daher bis auf Weiteres das Zugpferd der Wirtschaft bleiben.

Autofahrer müssen sich also auf volle Straßen einstellen. Wer das nächste Mal zähneknirschend hinter einem 40-Tonner auf die Bremse steigt, sollte aber bedenken: Es ist womöglich sein Paket, Brot oder Glühbirne, die da transportiert werden.