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Verband warnt vor Leerstandswelle Lerstand Wohnungen Sachsen-Anhalt: In Sachsen-Anhalt stehen immer mehr Wohnungen leer

Von Steffen Höhne 02.11.2019, 01:00
In vielen Teilen von Sachsen-Anhalt stehen immer mehr Wohnungen leer.
In vielen Teilen von Sachsen-Anhalt stehen immer mehr Wohnungen leer. ZB

Halle (Saale) - Der Verband der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt warnt vor steigenden Wohnungsleerständen. „Wir erleben bereits eine neue Leerstandswelle“, sagte Verbandsdirektor Jens Zillmann im MZ-Gespräch. Nach seinen Worten gibt es bei den kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsgesellschaften in Sachsen-Anhalt eine sehr unterschiedliche Entwicklung zwischen Großstädten und ländlichen Räumen. „Während der Leerstand in Halle auf sieben Prozent und in Magdeburg auf fünf Prozent gesunken ist, liegt er auf dem Land in der Spitze bei 41 Prozent“, so Zillmann.

Insgesamt würden die Gesellschaften über 330.000 Wohnungen verfügen, davon stünden 32.000 leer. Die Tendenz sei steigend. Ein Viertel der Sachsen-Anhalter sind Mieter bei kommunalen und genossenschaftlichen Gesellschaften.

Kleinstädte mit prekärer Lage: Teils steht jede dritte Wohnung leer

Besonders prekär ist die Lage laut Zillmann in einigen Kleinstädten in den Landkreisen Mansfeld-Südharz, Harz, Salzlandkreis und Börde. 37 kommunale Wohnungsfirmen hätten bereits einen Leerstand von mehr als 15 Prozent. „Diese Wohnungsunternehmen sind auf längere Sicht in ihrem Bestand gefährdet“, betonte der Verbandschef.

Die größte Herausforderung für die Wohnungsgesellschaften ist die demografische Entwicklung. „Uns sterben einfach die Mieter weg“, sagte Michael Große, Prokurist bei der Wohnungsbaugesellschaft Zeitz (Burgenlandkreis). Knapp 15 Prozent der Wohnungen würden bereits leer stehen. „Wir werden daher bis 2023 noch einmal zwei Blöcke abreißen.“ Laut Zillmann würden Kleinstädte aber auch wegen fehlender Infrastruktur unter Abwanderung leiden: „Wenn der Supermarkt, der Arzt, der Busanschluss, die Schule, das Schwimmbad weg sind und schnelles Internet in weiter Ferne liegt, dann ziehen die jungen Menschen in größere Städte.“

Modernisierung soll Leerstand begrenzen

Die kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsfirmen versuchen, dem negativen Trend durch Modernisierungen und Neubauten entgegenzuwirken. In Zeitz werden in diesem Jahr unter anderem mehrere Häuser mit Fahrstühlen nachgerüstet. „Unsere älteren Mieter können dann länger in den Wohnungen bleiben“, erklärte Große.

In Quedlinburg (Harz) errichtet die örtliche Wohnungsgenossenschaft 14 Mehrfamilienhäuser mit 56 Wohnungen. Gleichzeitig werde ein alter Block mit 50 Wohnungen abgerissen, sagte Vorstand Peter Stentzel. Nach allen Prognosen werde die Weltkulturerbe-Stadt in den kommenden Jahren weiter Einwohner verlieren. Das Durchschnittsalter der Mieter bei der Genossenschaft betrage 64 Jahre. „Der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum ohne Barrieren wie Treppen wird größer“, sagte Stentzel. Man wolle älteren Menschen, aber auch jungen Familien attraktive Angebote machen.

Wohnungsunternehmen hoffen auf Hilfe vom Staat

Die Wohnungsgenossenschaft Bernburg (Salzlandkreis) zeigt, dass auch in mittelgroßen Städten eine positive Entwicklung möglich ist. Der Leerstand des Unternehmens lag 2010 noch bei zwölf Prozent und nun bei 3,5 bis 4,5 Prozent. Neben Abriss hat das günstige Vermieten an Studenten zu dem Ergebnis beigetragen. Vor allem hat das Unternehmen aber neuen, attraktiven Wohnraum geschaffen. Zuletzt wurden für zehn Millionen Euro 70 neue Wohnungen in Plattenbauweise errichtet. „Die können wir gut vermieten, die Nachfrage ist trotz einer Kaltmiete von mehr als acht Euro je Quadratmeter hoch“, sagte Firmenchef Peter Arlt.

Verbandsdirektor Zillmann setzt auf Modernisierungen. „Dazu benötigen die Unternehmen jedoch staatliche Unterstützung.“ Es sei wichtig, die Förderung aufzustocken, um der Landflucht effektiv zu begegnen. (mz)