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Landes-CDU vor Wechsel  Landes-CDU vor Wechsel : Stahlknecht will den Parteivorsitz

Von Hagen Eichler und Kai Gauselmann 28.11.2017, 21:08
Holger Stahlknecht will 2018 an die CDU-Parteispitze.
Holger Stahlknecht will 2018 an die CDU-Parteispitze. DPA

Magdeburg - Die letzte große politische Niederlage des Holger Stahlknecht, sie ist gut zehn Jahre her. Da wollte der Jurist handstreichartig die Führung der CDU-Landtagsfraktion übernehmen. Das misslang gründlich, der damalige Fraktionschef Jürgen Scharf konnte sich halten - und gewann deutlich.

Ein demütigender Moment für den bis an die Verbissenheit ehrgeizigen Stahlknecht. Und in diesem Moment soll Ministerpräsident Wolfgang Böhmer ihn zur Geduld gemahnt haben: „Das Amt kommt zum Manne!“

Holger Stahlknecht kandidiert 2018 für den Landesvorsitz der CDU

Ein Aufruf zur Zurückhaltung, den der heutige Innenminister offenbar verinnerlicht hat. Er hat nie wieder eine solche Pleite erlebt - und steht nun vor dem nächsten Karrieresprung.

Am Dienstagabend erklärte sich Stahlknecht im Landesvorstand und zugleich in einem Brief an die Fraktion. In der letzten Zeit sei er vermehrt von Parteifreunden gebeten worden, stärker als bisher Führungsverantwortung zu übernehmen, heißt es in dem Schreiben.

„Nach reiflicher Überlegung“ habe er sich entschlossen, im nächsten Jahr für den Landesvorsitz zu kandidieren“. Es müsse der CDU gelingen, sichtbarer zu werden, fordert Stahlknecht.

Dazu sei es nötig, programmatische Unterschiede zu anderen Parteien nicht zu verschweigen, sondern sie auszufechten. „Nur wenn wir unterscheidbar sind, sind wir auch sichtbar. Denn Mobilisierung erfordert Politisierung, Politisierung kann es aber nicht ohne konfliktgeladene(re) politische Auseinandersetzungen geben.“

Wenn man zurückblickt, sieht die politische Karriere des gebürtigen Niedersachsen Stahlknecht gradlinig und wie am Reißbrett entworfen aus. Stahlknecht lebt seit 1995 mit Frau Barbie und zwei Söhnen in Wellen, einem Bördedorf.

1999 engagierte er sich für eine Wählervereinigung. Angeblich musste er zur Kandidatur für den Gemeinderat beim Rotwein überredet werden. Wenig später lässt er sich dort zum Bürgermeister wählen - mit über 90 Prozent der Stimmen schlägt er zwei Einheimische aus dem Rennen.

Innenminister Holger Stahlknecht: Privatleben und Werdegang

Der knapp 1,90 Meter große, stets adrett gekleidete Stahlknecht kalauerte hernach gerne, er sei der „Erich aus Wellen“ - in Anspielung auf Honeckers Wahlergebnisse.

2002 zog der passionierte Jäger, Klavierspieler und Pfeifenraucher in den Landtag ein. Schnell machte er sich einen Namen, sowohl 2006 als auch 2011 holte der heute 53-Jährige jeweils das beste Wahlergebnis für die Union.

Soweit, so steil war der Aufstieg - bis zu jener Niederlage um den Fraktionsvorsitz 2007. Seitdem ließ Stahlknecht es ein wenig ruhiger angehen, wurde Fraktionsvize und 2011 dann Innenminister.

Bis zur Wahl des CDU-Landesvorsitzenden ist es noch mehr als ein Jahr hin. In der Union wundert sich mancher, warum Stahlknecht schon jetzt seinen Hut in den Ring wirft und seine Ambitionen offenlegt.

Die Antwort ist einfach: Der Zeitpunkt ist günstig, die Verhältnisse zu klären. Sein langjähriger Konkurrent um den Posten des Kronprinzen von Ministerpräsident Reiner Haseloff, Finanzminister André Schröder, ist spätestens seit der Flug-Affäre aus dem Rennen. Andere potenzielle Konkurrenten wie Generalsekretär Sven Schulze und Bildungsminister Marco Tullner sind noch nicht stark genug, um ihm Paroli zu bieten.

Parteivorsitzende Thomas Webel wird nicht mehr für Parteivorsitz kandidieren

Der amtierende Parteivorsitzende Thomas Webel erklärte am Dienstabend, er werde nicht erneut antreten. „Da sich die beiden Bewerber Stahlknecht und Schröder geeinigt haben, kann ich den Staffelstab ohne Sorge weitergeben“, sagte er der MZ am Abend.

Stahlknecht sei in der Partei gut vernetzt und kenne das Land: „Er ist ein würdiger Nachfolger.“ Webel, der wie Stahlknecht seine politische Heimat in der Börde hat, steht vor allem bei CDU-Kreisverbänden im Süden in der Kritik. Sie hatten bei der Landtagswahl im März 2016 viele Mandate an die AfD verloren.

Als CDU-Landeschef und bei einem entsprechenden Wahlergebnis hätte Stahlknecht auch den ersten Zugriff auf das Amt des Ministerpräsidenten. Amtsinhaber Reiner Haseloff hat bislang nicht erklärt, ob er nach 2021 eine weitere Amtszeit anstrebt. (mz)