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Meinung Kommentar zu Corona-Maßnahmen in Pflegeheimen: Der Schutz muss auf den Prüfstand

Corona-Regeln rauben Heimbewohnern mitunter ihre letzten Freuden. Es ist Zeit, über alternative Maßnahmen nachzudenken.

Von Max Hunger 11.03.2022, 20:15
Quarantäne und Besuchsbeschränkungen sollen die Heimbewohner schützen, sorgen aber oft selbst für Leid. Ist das angemessen?
Quarantäne und Besuchsbeschränkungen sollen die Heimbewohner schützen, sorgen aber oft selbst für Leid. Ist das angemessen? Foto: Christoph Schmidt/dpa

Das Ende der Schutzmaßnahmen liegt zum Greifen nahe, die Belastung der Krankenhäuser sinkt: Die Corona-Pandemie hat ihren größten Schrecken verloren. Doch in Pflegeheimen ist die Bedrohung durch das Virus nach wie vor ein ständiger Begleiter. Immer wieder gibt es Ausbrüche, immer wieder werden Quarantänen verhängt, Besuchsverbote ausgesprochen. Was kurzfristige Notfallmaßnahmen sein sollten, ist zum Dauerzustand geworden. Das zu hinterfragen, ist überfällig.

Denn wie auch in anderen Bereichen stellt sich in Heimen eine Kernfrage: Wie viel Infektionsschutz ist nötig, wann wird er selbst zum Problem? Sicher, die Senioren gehören meist zur Hochrisikogruppe. Sie gilt es mehr als junge Menschen vor Corona zu bewahren. Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen forderten auch in Sachsen-Anhalt bereits zu viele Todesopfer.

Häufig sind es die kleinen, alltäglichen Dinge, die ihre Lebensqualität erhalten.

Max Hunger / MZ-Reporter

Allerdings sind die Bewohner auch in anderer Hinsicht stark betroffen: Häufig sind es die kleinen, alltäglichen Dinge, die ihre Lebensqualität erhalten. Das gemeinsame Essen, Besuch der Enkel, ein Spaziergang in der Sonne. Wird ihnen das durch eine vermeintlich schützende Isolation genommen, drängt sich die Frage auf: Ist ihr Leben dann noch lebenswert?

Bislang gibt es jedoch keine erprobten Alternativen zur Isolation. Das ist bedauerlich, schließlich liegen Ansätze auf dem Tisch - etwa eine Kohortenbildung. Hinzu kommt: Die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen zwei Jahren gewandelt. Es gibt Impfungen, eine vergleichsweise milde Virusvariante. Grund genug, die Schutzmaßnahmen auf den Prüfstand zu stellen und den älteren Menschen dabei mehr Mitbestimmung einzuräumen - auch, wenn das bedeuten kann, dass sie sich selbst einem Risiko aussetzen.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]