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Hackerangriff auf persönliche Daten Hackerangriff auf persönliche Daten: LKA informiert 2.700 Betroffene in Sachsen-Anhalt

Von Hagen Eichler 25.01.2019, 10:17
Nach dem Hackerangriff werden Betroffene in Sachsen-Anhalt vom LKA informiert.
Nach dem Hackerangriff werden Betroffene in Sachsen-Anhalt vom LKA informiert. dpa

Magdeburg - Vom Anfang Januar bekanntgewordenen größten Datendiebstahl in Deutschland sind in Sachsen-Anhalt wesentlich mehr Menschen betroffen als bislang bekannt. Das Landeskriminalamt (LKA) informierte jetzt 2.700 Menschen per SMS darüber, dass die erbeuteten Dateien Informationen auch über sie enthalten.

In der Regel handelt es sich um Vor- und Nachnamen sowie Handynummern. Es ist das erste Mal, dass das LKA Opfer einer Straftat per Textnachricht kontaktiert.

Hacker veröffentlichte Daten von Politikern und Prominenten im Internet

„Wir hatten noch keinen Fall in dieser Größenordnung und wollten alle Geschädigten schnell darüber informieren, dass sie Strafanzeige stellen können“, sagte LKA-Sprecher Andreas von Koß. Betroffen sind vor allem Politiker, Personen des öffentlichen Lebens und Journalisten, auch von der MZ. Unter einer einheitlichen Kontaktnummer nehmen beim LKA acht Polizeibeamte Anrufe der Betroffenen entgegen. „Das Telefon klingelt im 30-Sekunden-Takt“, sagte ein Polizist.

Die gestohlenen Kontaktdaten stammen aus dem Paket, das ein Hacker im Dezember im Internet veröffentlicht hat. Am 4. Januar wurde bekannt, dass sich in den Listen Informationen zu rund 1.000 Politikern und Prominenten befinden. Indirekt sind jedoch noch weitaus mehr Menschen betroffen, wie sich nun zeigt.

Private Daten von Politikern veröffentlicht

Die Daten zu den 2.700 jetzt informierten Menschen stammen aus den Adressbüchern von  gehackten Politikern aus Sachsen-Anhalt. Zu jenen, deren Daten am umfangreichsten geplündert wurden, gehören die Bundestagsabgeordneten Katrin Budde (SPD) und Torsten Schweiger (CDU) sowie die Landtagsabgeordnete Eva von Angern (Linke). 

Von ihnen wurden unter anderem Pässe, Chat-Kommunikation, aber auch Fotos und private Finanzdokumente veröffentlicht.

Angers Konten bereits im November 2018 gehackt

Von Angerns Konten waren im November 2018 geknackt worden, das LKA konnte jedoch keinen Täter ermitteln. „Als im Januar klar wurde, dass es Politiker bundesweit betrifft, hat es nur zwei Tage gedauert, bis der Täter festgenommen wurde“, kritisierte von Angern. „Bei vergleichbarer Ermittlungsintensität hätte man den schon viel früher gehabt.“

Verärgert ist sie auch, weil sie über die Veröffentlichung der Daten vor drei Wochen zuerst von Journalisten informiert wurde, nicht von der Polizei.

CDU-Politiker Schweiger leidet unter anonymen Anrufen

Der CDU-Politiker Schweiger forderte eine bessere Abstimmung der Sicherheitsbehörden. Seine Konten wurden bereits im vergangenen August übernommen, seine Anzeige blieb ohne Ergebnis. „Hätte man die einzelnen Fälle aus ganz Deutschland übereinandergelegt, hätte man das Muster früher erkannt“, sagte Schweiger. Er selbst leidet seither unter anonymen Anrufen. Bei unbekannte Telefonnummern nimmt er nicht mehr ab.

Das Landeskriminalamt erklärte, man habe bestmöglich ermittelt, sei aber an ausländischen Servern gescheitert. Das BKA hingegen habe nach Veröffentlichung der Daten bessere Voraussetzungen gehabt.

Hacken mit Geld- oder Freiheitsstrafen belegt

Das Hacken fremder Daten ist nach Paragraf 42 des Bundesdatenschutzgesetzes mit Geld- oder Freiheitsstrafen belegt. Für eine Verurteilung ist es jedoch nicht erheblich, wie viele der Geschädigten eine Strafanzeige stellen. Der mutmaßliche Täter ist ein 20-jähriger Schüler aus Hessen, er hatte gestanden und ist wieder auf freiem Fuß.

Nach einem Bericht des „Spiegel“ soll er rechtsextreme Positionen vertreten haben. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie geht davon aus, dass sich die von ihm veröffentlichten Daten nie vollständig löschen lassen. (mz)