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Borreliose und FSME Mit Video: Zecken-Gefahr in Sachsen-Anhalt steigt - das sind die Hotspots im Land

Hohe Temperaturen und ein neues Risikogebiet: Durch Zecken übertragene Krankheiten wie FSME oder Borreliose werden häufiger. Auch neue Zeckenarten bereiten Sorgen. Wir zeigen, wo die kleinen Blutsauger in Sachsen-Anhalt besonders aktiv sind. Mehr zum Thema Zecken auch im Video.

Von Julius Lukas Aktualisiert: 10.07.2023, 08:09
Lange war von Zeckenbissen die Rede. Um Blut zu saugen, stechen die Spinnentiere aber eher zu.
Lange war von Zeckenbissen die Rede. Um Blut zu saugen, stechen die Spinnentiere aber eher zu. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa/dpa-tmn/Arc)

Halle (Saale) - Bereits 163 Borreliose-Fälle wurden 2023 in Sachsen-Anhalt registriert. Die meisten davon in der Börde (53 Fälle) sowie dem Salzlandkreis (38 Fälle). Das geht aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor, über die die Krankenkasse Barmer informierte.

„Wer in der Natur unterwegs ist, sollte sich, die Kinder und gegebenenfalls die Haustiere anschließend auf Zecken absuchen“, so Barmer-Landesgeschäftsführer Axel Wiedemann. Im Ernstfall sei es wichtig, die zu den Spinnentieren gehörenden Milben vollständig aus der Haut zu entfernen.

Im Video: Vorsicht Holzböcke! Zecken übertragen gefährliche Krankheitserreger - Wie schütze ich mich?

 
Video: Vorsicht Zecken! Wie kann ich mich schützen? (Bericht: Anna Lena Giesert)

Zecken als wichtigste Überträger von Borreliose und FSME

Zecken gelten als wichtigste Überträger von Borreliose sowie der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Anders als gemeinhin angenommen beißen die Holzböcke ihre Opfer nicht, sondern entnehmen Blut nach einem Stich in die Haut.

Ausgelöst durch die warmen, sommerlichen Temperaturen der vergangenen Tage nimmt die Aktivität der Zecken aktuell stark zu. Die Blutsauger breiten sich in Sachsen-Anhalt zunehmend aus. Das zeigt sich etwa daran, dass sich im Land bereits zwei FSME-Risikogebiete befinden.

Neben Dessau-Roßlau kam 2023 der Kreis Anhalt-Bitterfeld hinzu. Hier gab es über einen Fünf-Jahres-Zeitraum hinweg deutlich mehr als einen FSME-Fall pro 100.000 Einwohner.

Zecken: Bisher ein FSME-Fall 2023 in Sachsen-Anhalt

Die Viruserkrankung wurde in den vergangenen Jahren aber auch im Saalekreis, Halle, dem Salzlandkreis, Magdeburg, der Börde sowie dem Kreis Jerichower Land festgestellt. Der bisher einzige FSME-Fall dieses Jahres stammt aus Halle.

Im vergangenen Jahr gab es je eine Infektion in Magdeburg, dem Salzlandkreis sowie dem Saalekreis. Laut RKI ist die Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenstich an FSME zu erkranken, eher gering. Nur maximal fünf Prozent der Holzböcke tragen die Viren in sich und nur bei einem geringeren Anteil der Zeckenstich-Opfer bricht die Krankheit auch aus.

Bei einem schweren Verlauf kann FSME zu Lähmungserscheinungen führen. Solche Verläufe sind aber selten. Zudem gibt es eine Impfung.

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Menschen und auch Tiere sollten nach einem Aufenthalt in der Natur auf Zecken untersucht werden.
Menschen und auch Tiere sollten nach einem Aufenthalt in der Natur auf Zecken untersucht werden.
(Foto: picture alliance/dpa)

Anders ist das bei Borreliose. Gegen die bakterielle Infektion, die zu Hirnhautentzündung, Gelenkentzündungen oder Herzprobleme führen kann, gibt es frühestens 2026 eine Impfung. Im vergangenen Jahr wurden in Sachsen-Anhalt 688 Fälle registriert, die meisten davon in der Börde. 2021 waren es 668 Fälle und ein Jahr zuvor 502.

Die Krankheitserreger werden bei der Borreliose nur langsam übertragen, weswegen es sich nach einem Ausflug in die Natur empfiehlt, den Körper nach Zecken abzusuchen und aufgefundene Tiere zu entfernen. So können Infektionen verhindert werden.

Mehr zum Thema: Anhalt-Bitterfeld ist neues Zecken-Risikogebiet - Worauf Bewohner achten müssen

Bis zu 30 Prozent der Zecken tragen Borrelliose-Erreger in sich

Die Wahrscheinlichkeit, an Borreliose zu erkranken, ist höher als bei FSME. Wie viele Zecken die Erreger in sich tragen, schwankt von Region zu Region stark. Es können aber bis zu 30 Prozent sein. „Nach Untersuchungen aus Deutschland und der Schweiz wurde nach einem Zeckenstich bei 2,6 bis 5,6 % der Betroffenen eine Borrelien-Infektion nachgewiesen“, so das RKI.

Neben dem gemeinen Holzbock, der mit Abstand häufigsten Zeckenart in Mitteleuropa, gibt es jedes Jahr auch Funde anderer Zecken. Als besonders Aufsehen erregend gelten Sichtungen von Hyalomma-Zecken. Diese sind etwa doppelt so groß wie Holzböcke und anhand ihrer gestreiften Beine zu erkennen.

Sie übertragen lebensgefährliche Krankheiten wie das Kongo-Virus. Hyalomma-Zecken sind üblicherweise in Asien und Afrika verbreitet. Zugvögel schleppen sie aber auch nach Europa ein. In Deutschland gab es im vergangenen Jahr 14 Hyalomma-Funde. Ein Exemplar wurde auch in Sachsen-Anhalt entdeckt.