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Diskussion um Konzept Diskussion um Konzept: Verunsicherung bei Sicherheit zum Reformationsjubiläum

Von Marcel Duclaud 08.12.2016, 17:05
Zum Festgottesdienst auf den Elbwiesen soll die Elbebrücke bei Wittenberg für Kraftfahrzeuge und sogar Fahrräder gesperrt werden.
Zum Festgottesdienst auf den Elbwiesen soll die Elbebrücke bei Wittenberg für Kraftfahrzeuge und sogar Fahrräder gesperrt werden. Archiv/Baumbach

Wittenberg - Mit der Sicherheit im Verzug? Die Vorwürfe wiegen schwer - und sorgen für erhebliche Verunsicherung in der Stadt, die im kommenden Jahr zum Schauplatz eines Evangelischen Kirchentages wird, an dem mutmaßlich mehrere Hunderttausend Menschen teilnehmen.

Die Zahl der Einwohner Wittenbergs könnte sich am Tag des Festgottesdienstes locker verfünffachen. Das zu bewältigen, ist eine Herausforderung, gelinde gesagt. Aus dem Magdeburger Innenministerium verlautete jetzt nicht nur, dass es einen „eklatanten Zeitverzug“ gibt, sondern auch, dass das vorgelegte Sicherheitskonzept „stark überarbeitungsbedürftig“ sei.

Es fehle an der Einteilung der Zuständigkeiten und an Absprachen in Sachen Kommunikation.

Bei den Behörden in Wittenberg sind dazu unterschiedliche Auskünfte zu erhalten. Ronald Gauert, Sprecher des Landkreises, bestätigt die Kritik: „Wir warten seit einem halben Jahr auf das Konzept.“ Der Verein Reformationsjubiläum, der für die Erarbeitung zuständig ist, habe mehrfach um Fristverlängerung gebeten.

Ab Anfang Februar können all jene, die mit dem Zug zum Festgottesdienst nach Wittenberg reisen möchten, die Fahrkarte über die Internetseite des Vereins Reformationsjubiläum buchen. Inzwischen stehen die Preise fest, die Deutsche Bahn stellt allein an dem Sonntag etwa 120 Züge zur Verfügung. Die Organisatoren erhoffen sich Anhaltspunkte über die Zahl der Gäste, wenn Buchungen über die Seite des Vereins erfolgen.

Ab Mitte Januar können sich auch die Gruppen anmelden, die mit dem Bus nach Wittenberg kommen: Sie bekämen dann einen Parkplatz zugewiesen. In der Stadt sind rund 2.000 zusätzliche Busparkplätze ausgewiesen. Je nachdem, wie weit die von der Festwiese entfernt liegen, wird ein Shuttle eingerichtet. Ist die Entfernung für einen Fußmarsch zumutbar, erhalten die Gäste eine Wegbeschreibung.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag findet ab 24. Mai in Berlin und Wittenberg statt, am 28. Mai wird zum Festgottesdienst auf die Elbwiesen eingeladen.

Der Verein hat ein Infotelefon eingerichtet: 03491/6 43 47 00. Informationen im Netz unter r2017.org

Die Vorbereitungen laufen natürlich, sie seien auch weit vorangeschritten - was etwa das Verkehrskonzept oder die Absicherung durch Rettungsdienste betrifft. Rund aber sei das alles noch nicht: „Wir hängen in der Warteschleife“, erklärt Gauert.

Die Stadt hingegen zeigt sich entspannt: „Der Austausch ist intensiv, wir befinden uns im Endspurt und beteiligen uns nicht an Panikmache“, sagt Rathaussprecherin Karina Austermann auf das Sicherheitskonzept zum Kirchentag im Mai auf den Elbwiesen angesprochen. Sie verweist auf einen vereinbarten Termin Ende Februar und fügt ausdrücklich hinzu: „Es ist undenkbar, ein Sicherheitskonzept zu vernachlässigen.“

Ein bisschen verwundert über die Aufregung reagiert Christof Vetter vom Marketing des Jubiläumsvereins: „Wir sind seit zweieinhalb Jahren mit den Behörden im Gespräch, mit Stadt, Kreis, Land.“ Er spricht von regelmäßigen Sitzungen und von einem Prozess, der die Erarbeitung eines solch umfassenden Konzeptes darstelle.

Da gibt es immer wieder Nachfragen und Veränderungen. Fix und fertig vorliegen soll das Werk für die Sicherheit am 28. Februar: „Das ist ein klarer Druck für uns, aber wir werden es schaffen“, versichert der Marketingmann.

Das Konzept beinhaltet nach Vetters Worten unterschiedlichste Themen. Angefangen von der Frage, wo Gäste ihre Notdurft verrichten können, bis hin zur medizinischen Versorgung im Normal- und im Notfall, von der Führung der Besucher vom Parkplatz oder vom Bahnhof zur Elbwiese bis zur Handlungsanweisung, was im Falle einer Panik zu tun ist - „und in Fällen, die wir alle nicht aussprechen wollen, die aber natürlich aufgenommen sind in dem Konzept“.

Vetter betont, dass erfahrene juristische Berater, die Veranstaltungen ähnlicher Größenordnung bereits begleitet haben, an der Erarbeitung beteiligt sind: „Das sind externe Leute, aber regelmäßig bei uns im Hause.“ Christof Vetter will die Wogen glätten: „Es muss keiner beunruhigt sein.“ Das Konzept werde rechtzeitig fertig und die betroffenen Bürger rechtzeitig informiert.

Zum Beispiel darüber, welche Straßen genau gesperrt werden an dem Wochenende, da Wittenberg über sich hinauswächst. Für den Verkehr gesperrt wird bekanntlich auch die Elbebrücke - vermutlich von Samstagnachmittag bis Montagfrüh.

Die Brücke ist in diesen Stunden nur für Fußgänger frei, nicht mal Radfahrer dürfen sie passieren. Ob von der Bundeswehr noch eine Behelfsbrücke als Zugang zur Festwiese errichtet wird, werde zurzeit diskutiert: „Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.“

Völlig unklar ist überdies, wie viele Besucher den Festgottesdienst in Wittenberg tatsächlich erleben wollen. Vetter: „Für das Sicherheitskonzept planen wir mit 300.000 Menschen, rechnen aber mit deutlich weniger.“

(mz)