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Initiative gegen Medizinermangel Deshalb können Ärzte in Sachsen-Anhalt ab sofort 80.000 Euro für eine neue Praxis erhalten

Neue Ärzte sollen aufs Land gelockt werden: Bis zu 80.000 Euro Förderung gibt es ab sofort für die Gründung einer Praxis in unterversorgten Gebieten Sachsen-Anhalts. Wie der Medizinermangel im Bundesland bekämpft werden soll.

Von Jan Schumann 11.04.2024, 17:36
Bernd Weißbrod/dpap29bh9h92a7HWd62w8awQ91uea6Um den Ärztemangel in Sachsen-Anhalt zu bekämpfen, gibt es jetzt eine großzügige Förderung: Bis zu 80.000 Euro können Mediziner ab sofort erhalten, wenn sie eine Praxis in einem unterversorgten Gebiet eröffnen, übernehmen oder dauerhaft neue Ärzte in Mangelregionen anstellen. Das teilte die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt am Donnerstag mit. Bis Juni 2026 stehen 2,52 Millionen Euro zur Verfügung, um die Niederlassung in schlecht versorgten Gebieten für Ärzte attraktiver zu machen. Das Fördergeld stammt je zur Hälfte von der Kassenärztlichen Vereinigung und den Krankenkassen.Kassenärztliche Vereinigung: „Mangel ist allgegenwärtig“„Der Ärztemangel ist allgegenwärtig, besonders im ländlichen Raum“, sagte Jörg Böhme, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung. Sachsen-Anhalter sollten trotzdem weiter „möglichst flächendeckend wohnortnah ambulant haus- und auch fachärztlich versorgt werden können“. So richtet sich das neue Förderprogramm nicht nur an Hausärzte, sondern auch an Augen-, Haut- und andere Fachmediziner. Kinder- und Jugendärzte werden ebenfalls gesucht. Lesen Sie auch: Lücke wächst dramatisch: Wo in Sachsen-Anhalt die meisten Hausärzte fehlenWelche konkreten Regionen im Land als unterversorgt gelten, ist im zugrundliegenden Beschluss des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen genau festgelegt: Weiße Flecken drohen demnach quer über die Landkarte, von Aschersleben über Köthen und Naumburg bis nach Zerbst. Als eher gut versorgt gelten dagegen die Städte Halle und Magdeburg.Nahezu jede zweite Arztpraxis im Land sucht aktuell einen NachfolgerHintergrund: Die Einrichtung neuer Arztpraxen ist kostspielig, viele Mediziner müssen dafür Kredite aufnehmen. „Mit einer Praxisneugründung oder -fortführung gehen Ärztinnen und Ärzte auch immer finanzielle Herausforderungen ein“, bestätigte Michael Löher, Chef des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen in Sachsen-Anhalt. „Das ist unser Beitrag, den wir für eine zukünftige wohnortnahe ambulante Versorgung leisten können“, erklärt er die neue Förderung.Lesen Sie auch: Haseloff will junge Ärzte in Sachsen-Anhalt halten: Kommt Staatsvertrag mit neuen Quoten?Arztverbände warnen seit Jahren, dass sich der Medizinermangel in Zukunft zuspitzen wird. Nahezu jede zweite Haus- und Facharztpraxis suche aktuell Nachfolger, kalkuliert die Kassenärztliche Vereinigung. Laut Ärztekammer wachse derzeit die Zahl der über 65-jährigen Mediziner, der Anteil der Unter-35-Jährigen sinke dagegen. Die Landesregierung hat bereits zugesagt, Abhilfe schaffen zu wollen. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) will erreichen, dass mehr Medizinabsolventen nach dem Studium im Bundesland bleiben – ihm schwebt eine „Sachsen-Anhalt-Quote“ vor. Jörg Böhme forderte am Donnerstag als Chef der Kassenärztlichen Vereinigung, dass zudem die Anzahl der Medizinstudienplätze in Sachsen-Anhalt erhöht werden müsse.Gesundheitsministerin Grimm-Benne lobt Initiative, sieht darin aber kein AllheilmittelLandesgesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) begrüßte die neue Initiative der Kassenärztlichen Vereinigung und der Krankenkassen – sie sehe darin aber kein Allheilmittel. Die neue Förderung sei „einer von vielen Bausteinen“, um neue Ärzte zu gewinnen. „Es braucht einen breiten gesellschaftlichen Schulterschluss, um eine hochwertige und wohnortnahe medizinische Versorgung in ländlichen Regionen sicherzustellen“, sagte die Ministerin. Auch CDU- und FDP-Gesundheitspolitiker lobten die neue Förderung.AfD-Landtagsfraktionschef Ulrich Siegmund kritisierte das neue Programm dagegen als „reine Symptombehandlung“. Er forderte stattdessen die Erhöhung der Medizin-Studienplätze, um mehr junge Ärzte auszubilden. Die oppositionelle Linke lobte die neue Maßnahme hingegen im Grundsatz. Allerdings sei die tatsächliche benötigte Förderung dreimal höher als der jetzt verfügbare Geldbetrag. Daher müsse die Landesregierung zusätzliches Geld bereitstellen, forderte Linken-Politikerin Nicole Anger.
Bernd Weißbrod/dpap29bh9h92a7HWd62w8awQ91uea6

Um den Ärztemangel in Sachsen-Anhalt zu bekämpfen, gibt es jetzt eine großzügige Förderung: Bis zu 80.000 Euro können Mediziner ab sofort erhalten, wenn sie eine Praxis in einem unterversorgten Gebiet eröffnen, übernehmen oder dauerhaft neue Ärzte in Mangelregionen anstellen. Das teilte die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt am Donnerstag mit.

Bis Juni 2026 stehen 2,52 Millionen Euro zur Verfügung, um die Niederlassung in schlecht versorgten Gebieten für Ärzte attraktiver zu machen. Das Fördergeld stammt je zur Hälfte von der Kassenärztlichen Vereinigung und den Krankenkassen.

Kassenärztliche Vereinigung: „Mangel ist allgegenwärtig“

„Der Ärztemangel ist allgegenwärtig, besonders im ländlichen Raum“, sagte Jörg Böhme, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung. Sachsen-Anhalter sollten trotzdem weiter „möglichst flächendeckend wohnortnah ambulant haus- und auch fachärztlich versorgt werden können“. So richtet sich das neue Förderprogramm nicht nur an Hausärzte, sondern auch an Augen-, Haut- und andere Fachmediziner. Kinder- und Jugendärzte werden ebenfalls gesucht.

Lesen Sie auch: Lücke wächst dramatisch: Wo in Sachsen-Anhalt die meisten Hausärzte fehlen

Welche konkreten Regionen im Land als unterversorgt gelten, ist im zugrundliegenden Beschluss des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen genau festgelegt: Weiße Flecken drohen demnach quer über die Landkarte, von Aschersleben über Köthen und Naumburg bis nach Zerbst. Als eher gut versorgt gelten dagegen die Städte Halle und Magdeburg.

Nahezu jede zweite Arztpraxis im Land sucht aktuell einen Nachfolger

Hintergrund: Die Einrichtung neuer Arztpraxen ist kostspielig, viele Mediziner müssen dafür Kredite aufnehmen. „Mit einer Praxisneugründung oder -fortführung gehen Ärztinnen und Ärzte auch immer finanzielle Herausforderungen ein“, bestätigte Michael Löher, Chef des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen in Sachsen-Anhalt. „Das ist unser Beitrag, den wir für eine zukünftige wohnortnahe ambulante Versorgung leisten können“, erklärt er die neue Förderung.

Lesen Sie auch: Haseloff will junge Ärzte in Sachsen-Anhalt halten: Kommt Staatsvertrag mit neuen Quoten?

Arztverbände warnen seit Jahren, dass sich der Medizinermangel in Zukunft zuspitzen wird. Nahezu jede zweite Haus- und Facharztpraxis suche aktuell Nachfolger, kalkuliert die Kassenärztliche Vereinigung. Laut Ärztekammer wachse derzeit die Zahl der über 65-jährigen Mediziner, der Anteil der Unter-35-Jährigen sinke dagegen. Die Landesregierung hat bereits zugesagt, Abhilfe schaffen zu wollen. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) will erreichen, dass mehr Medizinabsolventen nach dem Studium im Bundesland bleiben – ihm schwebt eine „Sachsen-Anhalt-Quote“ vor. Jörg Böhme forderte am Donnerstag als Chef der Kassenärztlichen Vereinigung, dass zudem die Anzahl der Medizinstudienplätze in Sachsen-Anhalt erhöht werden müsse.

Gesundheitsministerin Grimm-Benne lobt Initiative, sieht darin aber kein Allheilmittel

Landesgesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) begrüßte die neue Initiative der Kassenärztlichen Vereinigung und der Krankenkassen – sie sehe darin aber kein Allheilmittel. Die neue Förderung sei „einer von vielen Bausteinen“, um neue Ärzte zu gewinnen. „Es braucht einen breiten gesellschaftlichen Schulterschluss, um eine hochwertige und wohnortnahe medizinische Versorgung in ländlichen Regionen sicherzustellen“, sagte die Ministerin. Auch CDU- und FDP-Gesundheitspolitiker lobten die neue Förderung.

AfD-Landtagsfraktionschef Ulrich Siegmund kritisierte das neue Programm dagegen als „reine Symptombehandlung“. Er forderte stattdessen die Erhöhung der Medizin-Studienplätze, um mehr junge Ärzte auszubilden. Die oppositionelle Linke lobte die neue Maßnahme hingegen im Grundsatz. Allerdings sei die tatsächliche benötigte Förderung dreimal höher als der jetzt verfügbare Geldbetrag. Daher müsse die Landesregierung zusätzliches Geld bereitstellen, forderte Linken-Politikerin Nicole Anger.

dpa