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Später Erfolg für Marketing? Kommentar zum Jugend-Boom in Sachsen-Anhalts Feuerwehren: Sie widerlegen Vorurteile

Sachsen-Anhalts Jugend hat keine Lust auf Vereinsleben und soziales Engagement? Von wegen. Der starke Zulauf in den Kinder- und Jugendfeuerwehren widerlegt viele Vorurteile, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann.

Von Jan Schumann 01.08.2025, 17:59
MZ-Redakteur Jan Schumann begrüßt den Zulauf in den Kinder- und Jugendfeuerwehren.
MZ-Redakteur Jan Schumann begrüßt den Zulauf in den Kinder- und Jugendfeuerwehren. (Foto: MZ/Andreas Stedtler)

Magdeburg/MZ - Die Jugend hat keine Lust mehr aufs Vereinsleben, hängt nur noch am Handy und will sich erst recht nicht ehrenamtlich engagieren. Wer mit diesen Vorurteilen durch die Welt geht, muss umdenken. Das zeigt die aktuelle Entwicklung in den Kinder- und Jugendfeuerwehren in Sachsen-Anhalt. Erfreulich konstant ist der landesweite Zuwachs in den Jugendorganisationen, die es fast überall in Sachsen-Anhalt gibt – anders als viele andere Freizeitangebote.

Dass einige Jugendverbände mittlerweile Aufnahmestopps verhängen müssen, Wartelisten haben oder gar neu gegründet werden, zeigt: Der Zulauf junger Brandschützer ist nicht nur ein Phänomen, das lokal hier und da besteht. Sondern: Es ist ein echter Trend in Sachsen-Anhalt.

Feuerwehren sind in vielen Orten ein Pfeiler des sozialen Lebens

In Zeiten, in denen im ländlichen Raum Infrastruktur wegbricht – und damit teils auch Freizeitangebote für die Jugend – ist das eine gute Nachricht. Zum einen, weil gut ausgebildete Feuerwehrleute gebraucht werden. Zum anderen, weil die Organisationen ein wichtiger Pfeiler des sozialen Lebens im ländlichen Raum sind. Das Land sollte möglichst viel dafür tun, dass dieser Trend fortbesteht und Kinder und Jugendliche die Lust daran behalten, sich ehrenamtlich vor Ort zu engagieren.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Vor ein paar Jahren hätte man dagegen noch denken können, dass das Land den Feuerwehren einen Bärendienst erweist. Die 2018 aufgelegte Nachwuchskampagne mit grenzwertigen Slogans wie „Hab ich einen Brand“ und „Dein Date ist nicht spritzig genug? Spritzig ist unser zweiter Vorname“ stieß viele altgediente Feuerwehrleute vor den Kopf. Zahlreiche Kritiker monierten: Hier werden die ollsten Klischees rausgeholt.

Die Empörung in vielen Feuerwehren war vielleicht die beste Werbung

Vielleicht war es genau diese Reaktion aus den Feuerwehren, die am Ende den besten Werbeeffekt erzielte. Denn die Empörung der lokalen Brandschützer zeigte: In vielen Feuerwehren geht es deutlich ernsthafter und reifer zu, als manches Vorurteil glauben machen will.