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Wittenberger Kanzelreden DDR und Wiedervereinigung: Markus Meckel kommt nach Wittenberg

Kooperationspartner in der Lutherstadt kündigen Fortsetzung von beliebter Reihe an. Worum es im 35. Jahr nach der friedlichen Revolution gehen soll.

Von Corinna Nitz 04.03.2025, 21:13
Markus Meckel, früherer SPD-Politiker,  ist von April bis August 1990 DDR-Außenminister gewesen. Am 9. März hält er eine Kanzelrede in der Stadtkirche Wittenberg.
Markus Meckel, früherer SPD-Politiker, ist von April bis August 1990 DDR-Außenminister gewesen. Am 9. März hält er eine Kanzelrede in der Stadtkirche Wittenberg. (Foto: DPA/Soeren Stache)

Wittenberg/MZ. - „Die Freiheit, die ich meine“, so lautet 2025 das Thema der Wittenberger Kanzelreden „zu Perspektiven unserer Demokratie“. Darauf verständigt haben sich die Kooperationspartner der Reihe: die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt, die Cranach-Stiftung Wittenberg, die evangelische Stadtkirchengemeinde und das EKD-Zentrum für Evangelische Predigt- und Gottesdienstkultur. Thematisch orientieren werden sich die Kanzelredner den Angaben zufolge an den vier Begriffen „freiheitliche demokratische Grund-/Ordnung“. Als erster Redner in der Stadtkirche wird für diesen Sonntag, 9. März, Markus Meckel angekündigt.

Ein Gestalter

Im 35. Jahr nach der friedlichen Revolution wird mit Meckel einer der Gestalter der Wiedervereinigung sprechen, heißt es in einer Ankündigung. Der Theologe war in der Oppositionsbewegung der DDR engagiert und Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei der DDR, die sich nach 1990 mit der SPD zusammenschloss. Von April bis Oktober 1990 war er Mitglied der einzigen frei gewählten Volkskammer und von April bis August 1990 Außenminister der DDR. In dieser Funktion nahm er an den Zwei-plus-Vier-Gesprächen teil. Später, als Mitglied des Deutschen Bundestages, initiierte er die Enquête-Kommission zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur.

Weitere Gäste auf der Kanzel in Martin Luthers früherer Predigtkirche in Wittenberg sind der Historiker und Publizist Ilko-Sascha Kowalczuk, Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang sowie Friedrich Bohn von der Agentur „BAM!- Bock auf Morgen“. Letzterer werde am 1. Juni der Frage nachgehen, wie sich die Idee einer besseren Zukunft „manifestieren lässt, ohne zu manipulieren, und was Partizipation und Engagement mit dieser Idee zu tun haben“.

Am Vorabend seiner Kanzelrede wird Historiker Kowalczuk bereits am 13. September im Malsaal der Cranach-Stiftung aus seinem Buch „Freiheitsschock“ (Eine andere Geschichte Ostdeutschlands von 1989 bis heute) lesen. Über Kowalczuk heißt es, der Kampf um die Freiheit sei sein Lebensthema. Um Ordnung kreist schließlich am 16. November die Juristin Zieschang: Im Mittelpunkt ihrer Kanzelrede werde das Spannungsfeld von Freiheit und Ordnung stehen, denn: „Ordnungen setzen den Rahmen, die Freiräume erst ermöglichen. Gleichzeitig schränken Ordnungen immer auch individuelle Freiräume ein und müssen durchgesetzt werden.“

Hinsichtlich des aktuellen Themas der Kanzelreden-Reihe heißt es in einer Mitteilung weiter: „Auch 35 Jahre nach der friedlichen Revolution und Wiedervereinigung sind die Folgen dieser besonderen Transformationserfahrung noch immer spürbar.“ Zuletzt hätten das die Wahlergebnisse der Bundestagswahl gezeigt. 1990 brachte für viele Menschen in der ehemaligen DDR große Umbrüche mit sich. Nun lauten einige zum Programm formulierten Fragen: „War das die Freiheit, die wir meinten? Wie steht es um die Möglichkeiten der Mitgestaltung und wie werden sie genutzt?“

Moderierte Nachgespräche

Wie schon in der Vergangenheit, so soll es auch bei diesen Kanzelreden-Gottesdiensten, die jeweils um 11 Uhr beginnen, von den Kooperationspartnern moderierte Nachgespräche geben. Angeboten werden sie direkt in der Stadtkirche. Seit den Anfängen der Reihe 2003 waren immer wieder prominente Vertreter aus Kultur, Wissenschaft, Kirche, Politik und Gesellschaft zu erleben, neben anderen Wim Wenders oder Ludwig Güttler. Dass die Reihe sehr beliebt ist, sagt der Direktor der Evangelischen Akademie Christoph Maier zur MZ. Anders als in einem Gottesdienst gehe es nicht um die Auslegung eines Bibeltextes. Im Vordergrund steht nach Auskunft der Gastgeber, „Impulse zu aktuellen Fragestellungen zu geben und unsere Gegenwart zu deuten“.

Reden auch online

Mehr Infos zu den Ausführenden dieser Kanzelreden und zu ihren Themen sind im Netz auf www.ev-akademie-wittenberg.de abrufbar. Dort gibt es auch Auskünfte zu früheren Kanzelreden beispielsweise von Politikern wie Steffi Lemke und Thomas de Maizière oder dem Musiker Uwe Steinmetz.